Abwasserleitung durch die Jungfernheide

Die Berliner Wasserbetriebe haben im Forst Jungfernheide und im Wald am Flughafensee eine große Abwasserdruckleitung auf mehr als vier Kilometern Länge erneuert – mit ökologischer Baubegleitung und schonend für Tiere und Pflanzen jeweils nur im Herbst und Winter.

Für die Arbeiten an der 4.083 Meter lange Strecke quer durch das Landschafts- und Trinkwasserschutzgebiet zwischen Seidel- und Bernauer Straße gab es eine Fülle von Auflagen vom Natur- und Artenschutz bis hin zur Gewährung immer freier Wege für die Tegeler Flughafenfeuerwehr. Darauf hatten die Planer der Wasserbetriebe mit einer Teilung in fünf Abschnitte reagiert, an denen außerhalb von Brutzeiten seit 1996 jeweils nur zwischen August und Februar gebaut worden ist. Um das Bautempo und die Entsorgungssicherheit zu gewährleisten, wurden einzelne Bauphasen mit oberirdisch verlegten provisorischen Leitungen überbrückt. „Luftschleifen“ dieser Rohre am Flugfeldzaun sicherten der Flugplatzfeuerwehr stete Durchfahrt.

Im Rahmen der ökologischen Baubegleitung wurden Nester der geschützten Roten Waldameise umgesiedelt, frühmorgens und per Hand. Einen ähnlichen Service bekamen auch Breitblättrige Stendelwurze, seltene heimischen Orchideen. Mussten tatsächlich Bäume gefällt werden, in denen Nisthöhlen waren, dann wurden diese Höhlen Monate zuvor mit Draht verschlossen, damit sie unbewohnt waren, wenn die Axt im Walde ansetzte. Mit Nistkästen wurde Ersatzwohnraum geschaffen, Molche bekamen Amphibienbrücken und Zauneidechsen – natürlich – Schutzzäune.

Durch die Leitung fließt Abwasser aus dem Hauptpumpwerk Wittenau zum Klärwerk Ruhleben. Ihr Austausch wurde nötig, weil sie in den 1960er Jahren einem damaligen Trend folgend aus Faserzement errichtet worden ist. Dieses Material gilt heute als bruchgefährdet. Die neuen Rohre sind aus duktilem Guss, einem Material, dessen Lebensdauer bei deutlich mehr als hundert Jahren liegt. In Tegel hatten die Wasserbetriebe auch erstmals in dieser Dimension mit wiederverwendbaren provisorischen Leitungen gearbeitet. Denn diese sind aus gesteckten Guss- und nicht aus geschweißten Stahlrohren, können also an anderer Stelle immer wieder neu verwendet werden. In der Hermann-Hesse-Straße in Pankow geschieht das gegenwärtig.

Der insgesamt 5,6 Mio. Euro umfassende Leitungsbau ist beendet, bis Januar 2020 werden nun noch die letzten Bauspuren im Wald getilgt.

Ein Beitrag  für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.