ADAC Test deckt Schwächen auf

Ein gut funktionierendes und breit gestreutes Netz von Stromtankstellen ist für die Akzeptanz und den Erfolg der Elektromobilität von entscheidender Bedeutung. Das Netz verdichtet sich, aber die installierten Ladesäulen zeigen Optimierungsbedarf, wie der jüngste ADAC Test von 53 Ladesäulen belegt. Im Großraum Berlin schnitten lediglich drei von zehn getesteten e-Ladesäulen mit der Note „gut“ ab. Zwei Stationen fielen aufgrund defekter Ladesäulen komplett durch. Eine missliche Situation für den Fahrer eines Elektroautos, das dringend Strom braucht.

Der Test deckte außerdem Mängel bei der Preistransparenz auf. Der Betreiber-Preis pro Einheit war oftmals nicht auf der Ladesäule angegeben, sondern nur über das Internet oder eine App in Erfahrung zu bringen, ebenso der Gesamtbetrag pro Ladung. Auch wer spontan Strom tanken will, kann das derzeit nicht überall. Bei sechs von zehn Berliner Stationen war das Laden ad hoc ohne spezielle Zugangsberechtigung nicht möglich.

 Wer sein E-Fahrzeug unterwegs mit Strom versorgen will, findet in Deutschland eine unübersichtliche Zahl unterschiedlicher Anbieter und Bezahl-Modelle. Um eine öffentliche Ladesäule zu nutzen, müssen sich Autobesitzer in den meisten Fällen vorab beim Betreiber der Station registrieren, einen Vertrag unterschreiben, sich eine Ladekarte zuschicken lassen oder per App anmelden. In zahlreichen Fällen war das Online-Anmeldeformular jedoch auf Anhieb nicht zu finden. Wer auf den Internetseiten der Betreiber nach weiteren Informationen sucht, wird vor allem bei den Angaben zur technischen Ausstattung der Säulen nicht immer fündig. Hier fehlten zum Teil die Daten zur Ladeleistung.

Auch die Parkdauer erwies sich als Problem: Sie war nur selten begrenzt. In den meisten Fällen besagte ein Schild oder lediglich ein unauffälliger Passus im Vertrag mit dem Betreiber, dass ein Fahrzeug nur für die Dauer des Ladevorgangs auf dem Parkplatz stehen dürfe. Das ist jedoch nicht zu kontrollieren. Beschilderung und Gestaltung der Ladestationen könnten also deutlich aufgerüstet werden.

Insgesamt herrscht viel Bewegung auf dem Elektromobilitätsmarkt. Immer mehr Anbieter schließen sich zu Roaming-Verbänden zusammen, um Fremdkunden die Möglichkeit zu bieten, an der eigenen Station zu laden. Kleinere Betreiber gehen in größeren auf, technisch werden schnelle Ladevorgänge von bis zu 350 Kilowatt Ladeleistung anvisiert. Unternehmen und Politik sind gefordert, dabei auf Qualität, Service und Sicherheit zu achten.

Für Halter von Elektro-Fahrzeugen ist nach wie vor eine gute Planung bei längeren Fahrten das A und O. Vor Vertragsabschluss gilt es, die diversen Anbieter und Geschäftsmodelle zu vergleichen und sich online über die Standorte von Ladestationen zu informieren. Vor dem Ladevorgang sollte man eine Stromreserve einplanen, für den Fall, dass die ausgewählte Station belegt oder defekt ist.

Die Experten des ADAC fuhren die 53 Teststationen in und um Berlin, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart im Sommer und Herbst 2017 mit zwei handelsüblichen BMW i3 ab. Die Fahrzeuge waren mit den europäischen Anschlüssen des Typs 2 und CCS ausgerüstet. Die Verträge für den Erhalt der benötigten Zugangsmedien in Form einer RFID-Karte/Chip oder den Zugangsdaten zur App auf dem Mobiltelefon wurden  abgeschlossen, ohne die Betreiber über die Tests in Kenntnis zu setzen.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.