Aktionstage der Kommunikation

   Tag des Handschlags und Tag des Kusses

Wenn diese Welt gegenwärtig nicht so aus den Fugen geraten wäre, wie sie eben ist, würde man zur Tagesordnung übergehen und nicht viele Worte darüber verlieren – zum Tag des Handschlags ( von dem ich bisher gar nicht wusste, dass es ihn überhaupt gibt) und internationalen Tag des Kusses (der allgemein bekannt ist). Beide liegen zeitlich eng beieinander und sind durch die Corona-Pandemie unverschuldet mächtig in Verruf geraten.

Als coronagerechte Begrüßungen wurde der Ellenbogen-Gruß und das gegenseitige Antippen mit den Füßen amtlich zugelassen. Dazu die Münchner Knigge-Trainerin Petra Marzin: „Das sind alles nur Behelfslösungen und außerdem nicht besonders schön“. Das Händeschütteln habe „eine lange Tradition und sitzt tief in uns drin“. Unter Freunden und manchmal auch unter Nicht-Freunden gebe man sich die Hand. Auch würden Geschäfte oft per Handschlag besiegelt. Also, sei es an der Zeit, zur alten Sitte wieder zurückzukehren. Bis wie lange denn? Der Herbst 22 steht schon fast vor der Tür und Karl Lauterbach auch. Und außerdem gab es zwischen 1752 und 1796 ja auch noch den alten Freiherrn zu Knigge – von dem bestenfalls wir Alten (ich bin knapp über Neunzig und gelte heutzutage nur noch als „Kandidat“ für diesen erlauchten Personenkreis) im Gegensatz zu den jungen Leuten noch etwas wissen. Damit uns der Übergang zur Langzeit-Corona nicht zu schwer fällt, sollten wir zukünftig bei Begrüßungen nicht jeden gleich um den Hals fallen (denn wir wissen ja nicht, was der nicht alles im Halse hat).

Ganz anders sieht es mit dem leidenschaftlichen Geknutsche als Ausdruck vollendeten Glücks aus. Damit wir uns recht verstehen. Wir, also meine Frau Gerdi und ich, hatten kürzlich Gnadenhochzeit (70 Jahre verheiratet) sind grundsätzlich fürs Küssen. Das macht auch noch in unserem Alter Spaß und ist außerdem gesund. Abgesehen davon, dass ein Mensch bei einer intensiven Mund-zu-Mund-Aktion angeblich mehr als 30 Muskeln einsetzt (ich weiß selbst als Psychologe gar nicht, ob man im Alter noch soviel Muskeln hat ), wird das Immunsystem angeregt und das Hormon Cortisol abgebaut, wodurch Stress verringert wird. Kurzum: Menschen, die viel küssen, leben länger. Aha, deshalb sind wir zusammen bis jetzt bereits knapp 182 Jahre alt geworden. Aber mit dem Küssen nicht übertreiben. Theodor Fontane schreibt in einem seiner Bücher, Effi Briest sei beinahe ohnmächtig geworden, als ihr Major sie mit seinen heißen Küssen überdeckt habe ( als gedienter Oberst ist man da schon etwas gemäßigter). Der Kuss spielte bereits in Dantes „Göttlicher Komödie“ im 14.Jahrhundert eine Rolle. Mit der weltberühmten Skulptur „Der Kuss“ hat der Bildhauer Auguste Rodin hat sein Geld verdient (Ich wusste gar nicht, das man mit Küssen reich werden kann). Schluss damit. Es lebe der alte Knigge und seine Ratschläge über gute Manieren. Daran fehlt es leider vielen Mitbürgern in der Jetztzeit.                                                     Dr. Dieter Langer