Altersgerechte Behandlung

Lächelnde Seniorin im Rollstuhl hebt Hanteln bei der Physiotherapie Foto: (c) Robert Kneschke

Die Barmer stellte den Krankenhausreport 2017 mit dem Schwerpunkt Geriatrie vor.Geriatrie-Patienten sind solche, die älter als 70 Jahre sind und an mehreren typischen Alterskrankheiten leiden. So wurde festgestellt, dass immer mehr 70jährige, an mehreren Krankheiten leidende, Patienten ins Krankenhaus kommen. Von 2006 bis 2015 stieg ihre Anzahl von 1,1 auf 2 Millionen Personen. Bis zum Jahr 2050 wird mit einem Anstieg von 46 Prozent gerechnet.

Im Auftrag der Barmer wurde der Report von Professor Dr. Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen erstellt, der sich insbesondere mit dem bei älteren Menschen öfter vorkommenden Oberschenkelhalsbruch beschäftigte. Danach werden Geriatrie-Patienten oftmals länger als nötig oder kürzer als erforderlich im Krankenhaus versorgt. Professor Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, erklärte dazu, dass nach der operativen Versorgung des Oberschenkelhalsbruchs schon im Krankenhaus mit der Rehabilitation begonnen werden kann, das heißt mit einer frührehabilitativen Komplexbehandlung (GFKB), damit die Patienten wieder richtig laufen können. Schließlich sind viele ältere Menschen nach einer Operation nicht so fit, dass sie an einer normalen Rehabilitationsmaßnahme teilnehmen können.

 

Dauert die GFKB im Krankenhaus mindestens 14 Tage, kann die Klinik eine Zusatzpauschale abrechnen, bei einer Dauer von 21 Tagen ist der Pauschalbetrag höher. Auffallend ist, dass der Anteil der GFKB-Patienten mit einer 14tägigen Behandlung von 2006 bis 2015 von 58 Prozent auf 75 Prozent angestiegen ist; bei einer Behandlungsdauer von 21 Tagen verringerte sich der Anteil im gleichen Zeitraum von 27 auf 15 Prozent. Dabei fällt auf, dass die Behandlung nach 14 Tagen bereits abgeschlossen sein soll. Das erscheint zumindest fragwürdig.

 

Dabei geht es der Barmer nicht um die Kosten, sondern es wurde auch festgestellt, dass die in den Krankenhäusern durchgeführte Komplexbehandlung oftmals einen geringeren Behandlungserfolg hat als eine Behandlung in einer klassischen Rehabilitationsklinik. So werden von den Patienten mit einem Oberschenkelhalsbruch 47 Prozent nach einer Komplexbehandlung, aber nur

40 Prozent nach einer Reha pflegebedürftig.

 

Professor Dr. Augurzky erklärte, dass eine Komplexbehandlung möglichst in großen Kliniken erfolgen sollte, denn der Report zeigt, dass Kliniken mit mindestens fünf Fachdisziplinen bei der Versorgung von Oberschenkelhalsbrüchen tendenziell erfolgreicher sind, weil hier das Risiko, im Anschluss an die Behandlung an ein Pflegeheim überwiesen zu werden, geringer ist.

 

Des weiteren wurde festgestellt, dass es bei den zwei Arten der Rehabilitation Unterschiede bei der Behandlung von Oberschenkelhalsbrüchen zwischen den einzelnen Bundesländern gibt, die nicht durch Alter und Schwere weiterer Krankheiten erklärbar sind. Professor Dr. Augurzky empfiehlt, das einer Reha-Behandlung der Vorzug vor einer GFKB gegeben werden sollte, sofern die individuelle Gesundheitszustand des Patienten dies erlaubt. Ziel aller Maßnahmen sollte sein, dass die Patienten ein selbstbestimmtes Leben in Ihrer Häuslichkeit führen können.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.