Angepasste Versorgungskonzepte erforderlich

Vom 19. bi 22. Februar fand im CityCube der Messe Berlin der 34. Deutsche Krebskongress statt. Experten aus der Onkologie und Psychologie sprachen sich für eine stärker nach dem jeweiligen Alter ausgerichtete Therapie und Versorgung von Krebspatienten aus: Während junge Erwachsene mit Krebs einen besonderen Bedarf an Übelebens-Programmen haben, benötigen ältere Betroffene unter anderem eine intensivere sektorübergreifende Zusammenarbeit und besondere Maßnahmen zur gemeinsamen Entscheidungsfindung. Um diese Ziele zu erreichen, seien strukturelle Änderungen notwendig.

Jedes Jahr erkranken etwa 500.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs. Davon entalen 17.000 auf Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 39 Jahren.  „Krebs bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist damit insgesamt gesehen selten und unterscheidet sich vom Kinderkrebs oder Krebserkrankungen bei älteren Menschen“, sagte Professor Dr. Alexander Katalinic von der Universität Lübeck. Erfreulicherweise habe sich die Prognose bei dieser Gruppe von Betroffenen sehr verbessert. Bei jungen und jungen Erwachsenen häufig auftretenden Krebserkrankungen wie Hodenkrebs oder beim Hodgkin-Lymphom gibt es Überlebensraten von 90 bis 100 Prozent. Damit steigt die Anzahl der Langzeitüberlebenden an.

Langzeitüberlebende leiden häufig trotz erfolgreicher Krebsbehandlung unter Beeinträchtigungen, die sich auf die gesamte private Lebenssituation und auch auf den beruflichen Werdegang auswirken können. Dazu zählt zum Beispiel das chronische Erschöpfungssyndrom Fatigue. „Aber auch Angst und Anpassungsstörungen sowie Depressionen treten in dieser Altersgruppe häufig auf“, erklärte Professor Dr. Anja Mehnert-Theuerkauf vom Universitätsklinikum Leipzig. Dazu kommt ein Beratungsbedarf, zum Beispiel beim Einstieg in den Beruf oder in die Ausbildung. „Die psychoonkologischen und anderen Versorgungsangebote sollten niederschwellig und spezifisch auf diese Altersgruppe zugeschnitten sein“, so Mehnert-Theuerkauf.

Bei der Versorgung von geriatrischen Patientenstehen die Ärzte vor ganz anderen Herausforderungen: Für fast alle Krebsarten steigt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter. Gleichzeitig steigt mit zunehmendem Alter auch das Risiko der Multimorbidität – also das Vorhandensein von zwei oder mehr chronischen Erkrankungen. „Bei älteren multimorbiden Krebspatienten kann es durch die Medikation zu unerwünschten Neben- oder Wechselwirkungen kommen“, so Professor Dr. Ursula Müller-Werdan von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. „Deshalb ist es sehr wichtig, , gemeinsam mit dem Betroffenen die medizinischen Probleme zu hierarchisieren und festzulegen, welche Therapieziele verfolgt werden sollen.“

Aufgrund von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen ist eine gemeinsame Entscheidungsfindung mit geriatrischen Patienten aber oftmals nur schwer umsetzbar. „Wir benötigen hier mehr Zeit für wiederholte Gespräche sowie die intensivere Einbeziehung von Angehörigen. Auch eine stärkere sektorenübergreifende Zusammenarbeit mit Hausarztpraxen und niedergelassenen Onkologen ist erstrebenswert“, sagte Dr. Heike Schmidt von der Universitäts-Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Halle. Selbst bei einer erfolgreichen Therapie können körperliche Funktionen von geriatrischen Patienten während oder nach der Behandlung stark beeinträchtigt werden. Das kann wiederum dazu führen, dass die Lebensqualität nachlässt und die Betroffenen sich nicht mehr selbstständig versorgen oder allein zu Hause leben können.

Ein Beitrag von Edelgard Richter / Dela Press.