Ausflugsziel: Eine Tagesetappe unter Bäumen
Die Deutsche Alleenstrasse ist mit einer Strecke von über 2.900 km die längste Ferienstraße in Deutschland, eingeteilt in 10 Abschnitte. Sie führt von der Ostsee (Rügen) zum Bodensee (Reichenau) einmal durch die ganze Bundesrepublik und ist perfekt für einen Roadtrip durch Deutschland (https://alleenstrasse.com/).
Streckenabschnitt 2:
Rheinsberg über Wiesenburg nach Dessau-Wittenberg
Wir sind in Brandenburg, dem Land der Seen und Kontraste. Diese Autoroute startet auf der B 122, direkt am Schloß Rheinsberg.
Weiter führt sie auf der 273 in die Fontanestadt Neuruppin und schließlich rollen wir auf der 102. Hier, zur Stadt Brandenburg/Havel, machen wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit der gepriesenen Deutschen Alleenstrasse. Es geht durch Licht und Schatten unter alten mächtigen Baumriesen. Bäume, die schon viel erlebt und gesehen haben.
Unser geplanter Teilabschnitt 2 soll bis Dessau führen. Von Interesse sind vor allem die imposanten Sehenswürdigkeiten entlang der Allee. In Brandenburg sindder Dom St. Peter und Paul, das Altstädtische Rathaus mit Roland-Statue, das Paulikloster sowie die Kirchen St. Katharinen und St. Gotthardt beredte Zeitzeugen einer über 1000jährigen Geschichte.
Die Tour geht weiter zum 17 km entfernten Kloster Lehnin. Um 1180 stiftete Otto I. das erste märkische Kloster für Zisterzienser, die maßgeblich an der Ostkolonisation beteiligt waren. Unter der kostbaren Ausstattung der Backsteinkirche St. Marien ragen der spätgotische Flügelaltar und der Kreuzigungsaltar heraus.
Nächster Stop ist Golzow. Klein, aber originell: Achteckig ließ General von Rochnow um 1750 sein hübsches Hügelkirchlein konstruieren. In Golzow gibt’s auch eine 600 Jahre alte Wassermühle zu besichtigen.
Ein interessantes Fotomotiv entdecken wir in Cammer. Die Bockwindmühle, die sich mindestens seit der Zeit um 1700 hier dreht.
Wieder zurück auf die Baumallee B 102 sind es knappe 25 km bis Bad Belzig mit der Burg Eisenhardt. Die größte Höhenfestung Norddeutschlands aus dem Jahre 997 ist auch Dank des Panoramablickes ein Besuchermagnet.
Weiter reisen wir jetzt auf der B 246 Richtung Wiesenburg/Mark. Als englischer Landschaftspark zählt hier der Schlosspark zu den schönsten seiner Art in Brandenburg. Vom 48 m hohen Schlossturm haben wir einen Ausblick auf Wiesenburg und Umgebung.
Rund 50 km fahren wir auf der B 107 nach Dessau. Die Empfehlung Gartenreich Wörlitz und Wittenberg mit den Denkmälern der Reformation lassen wir heute links liegen. Die Stadt des Bauhaus Design an der Mulde gehört zur WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg.
In der maßgeblichen UNESCO – Liste des Weltkulturerbes hat das Bauhaus und damit das Wirken von Walter Gropius einen Ehrenplatz als eines der bedeutendsten Architekturdenkmale des 20. Jh. In der Bauhaussiedlung (1926-28) im Vorort Törten wurde das Konzept umgesetzt. Ganz modern im heutigen Dessau: das nach neuesten Erkenntnissen errichtete Energiespargebäude des Umweltbundesamtes.
Will man die Fahrt auf der Deutschen Alleenstrasse fortsetzen, steuert man auf der B 185 erst einmal nach Köthen und weiter quer durch den Harz. Das Zwischenziel heißt dann Duderstadt in Niedersachsen. Aber das ist bereits ein neuer Streckenabscnitt (3) der Deutschlandtour.
Das Reisen unter den schattigen Bäumen ist ein einzigartiges Erlebnis: Die oft scheinbar endlosen Reihen der grünen Riesen vermitteln Geborgenheit, spenden frische Luft und manchmal auch Wegzehrung und ermöglichen immer wieder neue Blickwinkel. Bei unserer Reise unter dem teilweise ausgedünnten Blätterdach war es vor allem wichtig, sich Zeit zu nehmen – Zeit zu reisen, Zeit zu schauen und Zeit zu entdecken, was links und rechts der Strecke verborgen liegt: verwunschene Orte, urwüchsige Landschaften, interessante Begegnungen, kulturelle Schätze oder kulinarische Highlights. Am 20. Oktober ist wieder „Tag der Allee“ in Deutschland. Ein ganz besonderer Tag für alle Alleenfreunde. Auch in diesem Jahr finden Veranstaltungen an der Deutschen Alleenstraße statt.
Fazit: Eine Tour auf der Deutschen Alleenstrasse und nebenbei bietet viele Überraschungen. Stellenweise wirken die Strecken aber sehr ausgefranst. Das hohe Alter der Bäume scheitert am Klimawandel und an unsachgemäßem Verschnitt. Alleebaumexperten kritisieren schon lange das unqualifizierte Astabsägen.
Dadurch vollzieht sich das Baumsterben nur noch schneller. Genauso hapert es an Nachpflanzungen im Abschnitt 2. Wahrscheinlich reichen die Mittel der AG nur für ausgewählte Strecken. Eine Aktion zur Rettung der ganzen Alleenstrasse muss her: Jeder 2. Bundesbürger könnte eine aktive Baumpatenschaft übernehmen und so die Zukunft der Baumalleen sichern. gk
Kontakt: Arbeitsgemeinschaft Deutsche Alleenstraße e.V.
c/o Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Bundesverband
Dechenstraße 8, 53115 Bonn; Tel.: (0228)9459830, Fax: (0228)9459833
E-Mail: HYPERLINK „mailto:info@alleenstrasse.com“info@alleenstrasse.com
Website: www.deutsche-alleenstrasse.de
Fotos: ©gk