Baufest auf dem Berliner Kulturforum
Die zweite Phase der Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie, die unter anderem die Rohbauerstellung des neuen Depots beinhaltet hat, ist nahezu abgeschlossen. In Kürze beginnt die letzte Projektphase, die den Ausbau des Gebäudes inklusive der Ersteinrichtung umfasst.
In Anwesenheit von Baustaatssekretär Gunther Adler, der Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Petra Wesseler, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger, sowie den Architekten David Chipperfield und Dirk Lohan wurde heute im Beisein von zahlreichen Bauleuten, Planern, Beteiligten und Gästen feierlich das Baufest für die Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie am Berliner Kulturforum begangen.
Baustaatssekretär Gunther Adler führte aus: „Aufgabe der Bau- und Kulturpolitik ist es, das baukulturelle Erbe zu bewahren und weiterzuentwickeln. Bei der Neuen Nationalgalerie steht vor allem das Bewahren im Vordergrund. Hier werden die Ideen und Planungen von Mies van der Rohe wiederhergestellt und gleichzeitig die Nutzungsmöglichkeiten verbessert. Und das größte Lob wird es sein, wenn die Besucher nachher keine Veränderungen sehen.“
BBR-Präsidentin Petra Wesseler erklärte: „Der Leitsatz für die Grundinstandsetzung lautet ‚so viel Mies wie möglich‘. Zugleich wird dieses einmalige Haus aber künftig den Ansprüchen eines zeitgemäßen Museumsbetriebs genügen. Dafür wird die gesamte Technik modernisiert und der Besucher-Servicebereich optimiert.“ Die von 1965 bis 1968 errichtete Neue Nationalgalerie am Berliner Kulturforum ist eine Architekturikone von Weltrang sowie der Schluss- und Höhepunkt des Lebenswerks von Ludwig Mies van der Rohe. Das Gebäude wird derzeit im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz denkmalgerecht durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) von Grund auf instand gesetzt. Mit der Planung wurde das Büro David Chipperfield Architects Berlin beauftragt.
Das Projekt lässt sich in drei große Phasen gliedern. Die erste Phase beinhaltete bauvorbereitende Maßnahmen, umfangreiche Demontagen und die Beseitigung aller vorhandenen Schadstoffe. Zur Demontage von Bauteilen, die später wieder eingebaut werden, gehörten die Kartierung, Inventarisierung und Einlagerung von rund 35.000 Objekten.
Die zweite Phase der Grundinstandsetzung hat im Juni 2017 begonnen und wird in Kürze abgeschlossen. Sie umfasste unter anderem die aufwändige Sanierung der Stahlbetonwände und -decken. Bei der Betonsanierung waren neben den technischen auch denkmalpflegerische Aspekte zu berücksichtigen, so wiesen die Wände des Skulpturengartens die stärksten Schäden auf. Nach sorgfältiger Beratung und Abwägung aller Möglichkeiten wurde in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt entschieden, die Wände neu zu bauen.
Die Stahlbetonkonstruktion der Neuen Nationalgalerie war während des laufenden Museumsbetriebs vollständig hinter Fassaden, Wand- und Deckenverkleidungen verborgen. Voruntersuchungen zeigten, dass der Beton insbesondere in den Außenbereichen stark geschädigt war. Nach Schließung der Galerie und Abschluss der Demontagen konnte ein umfassendes Schadensbild aufgenommen und das Konzept für die Betonsanierung fortgeschrieben werden. Vor allem die so genannte Carbonatisierung setzte dem Stahlbeton stark zu. Dabei kommt es durch das tiefe Eindringen von Kohlendioxid und Feuchtigkeit in die Betonoberfläche zu einer chemischen Reaktion, die letztendlich zu Korrosionen an der Stahlbewehrung und damit langfristig zu Abplatzungen an der Betonoberfläche führt.
Zur Wiederherstellung des von Mies van der Rohe geplanten Ausstellungsrundgangs werden Museumsshop und Garderobe im Zuge der Grundinstandsetzung neu im Gebäude angeordnet. Anstelle der sich bisher im Inneren der Galerie befindenden Depoträume entstehen an der Ostseite auf rund 600 Quadratmetern, unterhalb der Terrasse, die neuen Räume für das Gemälde- und Skulpturendepot sowie auf rund 300 Quadratmetern neue Technikflächen.
Die neue Raumfolge bietet auch logistische Vorteile für die Anlieferung der Kunstwerke. Vom Ausstellungsvorbereitungsraum wird es künftig eine direkte Verbindung ins Depot geben. Zuvor mussten die Kunstwerke durch die Ausstellungsräume ins Gemäldedepot gebracht werden.
Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.