Ranger Touren zum Vogelzug

 Im September und Oktober sammeln sich riesige Vogelschwärme in Brandenburgs wasserreichen Großschutzgebieten. Sie durchziehen den Himmel zu Tausenden in eleganten Formationen auf ihrem Weg Richtung Süden. Die Ranger der Naturwacht Brandenburg bieten in den kommenden Wochen mehr als 30 Führungen zum „Großen Vogelzug“ an.

 

Zur Auftaktveranstaltung am 18. September geht es für die Teilnehmer mit dem Rad durch den Spreewald. Unter fachkundiger Anleitung steuert die Gruppe ausgewählte Äsungsflächen im Biosphärenreservat an, auf denen sich vor allem Kraniche und Gänse für die lange Reise in den Süden stärken.

 

Seit Jahren schon dokumentieren die Naturwächter die Zugvogelbestände in den Brandenburger Naturlandschaften. Die Flussauen im Unteren Odertal, an der Elbe oder der Unteren Havelniederung bieten vielen Arten mit ihren ausgedehnten Flachwasserbereichen ideale Rastplätze für die Nacht. In Spitzenzeiten sammeln sich hier mehrere Zehntausend Tiere auf einem einzigen Gewässer. Von ausgewählten Stellen am Seeufer oder auf dem Beobachtungsturm verfolgen die Gruppen mit Spektiv und Fernglas den Einflug der Vögel auf ihre Schlafgewässer. Ein einmaliges Erlebnis in der Abenddämmerung – auch akustisch.

 

Die gewaltigen Ansammlungen und Schwärme von Kranichen und Gänsen täuschen mitunter darüber hinweg, dass viele Zugvogelarten akut bedroht sind. Infolge jahrzehntelanger, großräumiger Entwässerung fanden die Tiere immer seltener Rastgebiete, um sich für die Weiterreise zu stärken. Die Ranger der Naturwacht erläutern auf ihren Touren, welche Maßnahmen zum Schutz der Zugvögel heute in den Nationalen Naturlandschaften unternommen werden. In einigen Gebieten sind dank lokaler Wiedervernässung und Schutzbemühungen seltene Arten wie Pfeif- und Krickenten heute wieder zu beobachten.

 

Im Nationalpark Unteres Odertal bietet die Naturwacht vom 28. September bis 7. Oktober täglich Führungen im Rahmen der 13. Kranichwoche an. Kraniche gelten als Symbol der Wachsamkeit und der Klugheit. Ihre Zahl hat in den vergangenen Jahren dank intensiver Schutzbemühungen deutlich zugenommen. Die Ranger im Naturpark Niederlausitzer Landrücken widmen sich ebenfalls den eleganten Langstreckenfliegern, denn die dortigen ausgedehnten Bergbauseen gehören zu deren größten Sammel- und Rastplätzen in Deutschland.

 

Bundesweit brüten regelmäßig zirka 250 Vogelarten. Etwa die Hälfte davon sind Zugvögel. Experten schätzen, dass in Summe 100 Millionen Tiere jedes Jahr die lange Reise in die Winterquartiere im wärmeren Süden antreten. Einige Limikolen fliegen dabei Rekordstrecken von über 10.000 Kilometern am Stück.

 

Übrigens: Bevor es Peilsender oder die wissenschaftliche Beringung von Zugvögeln gab, wussten die Menschen sehr wenig über die Reisen vieler Vögel gen Süden. So dachte man lange, dass Schwalben, die sich am Ufer vor dem Abflug sammeln, im Schlamm eingegraben überwintern. Gelegentliche Totfunde im Eis schienen diese Theorie zu belegen. Erst durch die systematische Beringung und die Erfindung von Peilsendern konnte allmählich nachgewiesen werden, welch weite Strecken Richtung Süden viele Arten zurücklegen, um dem entbehrungsreichen Winter zu entfliehen.

 

Zu erstaunlicher Berühmtheit brachte es der so genannter Pfeilstorch. Man kann sich die Überraschung vorstellen, die hiesige Vogelkundler erlebten, als dieser 1822 samt namensgebendem Pfeil im Hals auf seinem Horst auf Schloss Bothmer bei Klütz in Nordwestmecklenburg landete. Damit lag erstmals ein Beleg vor, dass der Weißstorch offenbar bis nach Afrika zieht. Mittlerweile sind mehr als 20 Pfeilstörche dokumentiert.

 

Für die Teilnahme an den Ranger-Touren empfehlen sich bequeme und der Witterung entsprechende Kleidung in gedeckten Farben sowie festes Schuhwerk. Auch Fernglas oder Spektiv sind wertvolle Begleiter.

 

Alle Touren unter: https://www.naturschutzfonds.de/natur-erleben/vogelzug/

 

Die Ranger der Naturwacht Brandenburg arbeiten seit 27 Jahren in 15 Großschutzgebieten erfolgreich als Mittler zwischen Mensch und Natur. Auf rund 9.000 Quadratkilometern – einem Drittel der Landesfläche – erfassen sie Daten zu Tier- und Pflanzenbeständen, Grundwasserspiegeln sowie zur Qualität von Gewässern. Zudem setzen sie zahlreiche Naturschutzmaßnahmen um und kontrollieren deren Erfolg.

 

Die aktuell 92 Ranger in Brandenburg sind wichtige Ansprechpartner für Anwohner und Touristen in den Nationalen Naturlandschaften – einem Nationalpark, drei Biosphärenreservaten und elf Naturparken. Sie begleiten jährlich rund 10.000 Gäste auf mehr als 550 geführten Touren. Im Rahmen ihrer Arbeit mit Kinder- und Jugendgruppen, den Junior Rangern, weckt die Naturwacht Interesse für Natur- und Umweltschutz bei der jungen Generation. Auch am Ganztagsschulangebot des Landes beteiligen sie sich. Mehr als 270 Freiwillige unterstützen Brandenburgs Ranger bei ihren Aufgaben. Seit 1997 arbeitet die Naturwacht unter dem Dach der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Mehr Informationen unter: www.naturwacht.de

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.