Bauhauserben im Halle der MODERNE Teil 2

Im Bauhaus-Jubiläumsjahr präsentiert sich das Kunstmuseum Moritzburg als Burg der Moderne. Die Moritzburg, Ende des 15. Jahrhunderts als Residenz der Magdeburger Erzbischöfe errichtet, ist eines der wichtigsten deutschen Kunstmuseen für die Klassische Moderne. Nur wenige Minuten vom halleschen Marktplatz entfernt, fanden hier 1904 die Sammlungen des bereits 1885 gegründeten Museums für Kunst und Kunstgewerbe ihre Heimstatt. Seit 2014 ist das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Teil der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt.

Moritzburg-mit Kunstmuseum

Die große Sonderausstellung 2019 vereint mehr als 100 hochkarätige Meisterwerke aus internationalen Sammlungen. Sie ist inhaltlich zweiteilig angelegt und widmet sich zum einen der Sammlungsgeschichte des Kunstmuseums des Landes Sachsen-Anhalt. Dies durch eine möglichst vollständige Rekonstruktion der verlorenen, 1937 beschlagnahmten Sammlung der Moderne. Zum anderen werden Gemälde präsentiert von Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Georg Muche und Oskar Schlemmer, jener Maler, die zwischen 1919 und 1933 als Meister am Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin lehrten.

Wege der Moderne im Kunstmuseum

Zwischen 1929 und 1931 hatte der Bauhausmeister Lyonel Feininger im Torturm der Moritzburg sein Atelier, in dem er den Zyklus seiner Halle-Bilder schuf. 1937 wurden sie gemeinsam mit nahezu der gesamten Sammlung moderner Kunst von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. Heute sind in der Dauerausstellung „Wege der Moderne. Kunst 1900–1945“ wieder drei der einst elf Halle-Bilder Feiningers zu erleben.

Das Fenster zur Stadt hoch oben im Neubau ermöglicht einen eindrucksvollen Blick auf Halle, wie ihn Feininger einst hatte (www.kunstmuseum-moritzburg.de). Mit seiner faszinierenden neuen Dauerausstellung verfügt das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) erstmals in seiner mehr als 130-jährigen Geschichte über eine adäquate Fläche zur Präsentation der eigenen Sammlung.

Auf 1 500 qm werden im ersten Obergeschoss des West- und Nordflügels circa 300 Objekte der Malerei, Plastik, des Kunsthandwerks und Designs sowie kleinplastische Medaillen präsentiert. Die Besucherinnen und Besucher können anhand eindrucksvoller Werke die Vielfalt und Qualität der Sammlungsbestände sowie die Geschichte und Bedeutung des Museums erfahren. Jüngst eröffnet wurde der zweite Ausstellungsbereich zum 20. Jahrhundert: „Wege der Moderne. Kunst in der SBZ/DDR 1945–1990“.

Entartete Kunst

Kunsthalle Talstrasse Ein Kunstkleinod der speziellen Art zu entdecken gibt es in der Kunsthalle in der Talstrasse (www.kunsthalle-talstrasse.de). „Wir machen nach Halle“, hatten die zuerst in Dessau ansässigen Künstler Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks entschieden. Die deutsch-englische Keramikerin und Porzellangestalterin Friedlaender lernte und lehrte am Bauhaus.

Ihr Einfluss auf die Keramikgestaltung der Kunsthochschule Halle währte Jahrzehnte. Aufgrund ihres jüdischen Hintergrunds emigrierte sie 1933 in die Niederlande, später in die USA. Der Bildhauer und Grafiker Marcks aus Berlin wurde ebenso ein Opfer der Nationalsozialisten. Sie beschlagnahmten 1937 über 80 seiner Arbeiten und diffamierten fünf seiner Werke in der Ausstellung „Entartete Kunst“. Anschließend erhielt er Ausstellungsverbot. Seit 1955 war er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Die aktuelle Ausstellung findet im Rahmen des Jubiläums „100 Jahre Bauhaus“ in enger Kooperation mit dem Gerhard-Marcks-Haus in Bremen statt.

Erstmals präsentiert werden in dieser Schau Hauptwerke von Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks am Ort ihrer Entstehung. Darunter auch bislang verloren geglaubte Arbeiten. Anhand von Leihgaben aus zahlreichen Museen und Sammlungen wird sichtbar, wie sich diese einzigartige, in der gemeinsamen Zeit als Schülerin und Lehrer am Bauhaus begründete Künstlerfreundschaft in Halle festigt und in ihrer Kunst spiegelt. Die gemeinsamen Jahre in Halle waren für beide eine ausgesprochen schöpferische Zeit, die ihr Werk nachhaltig geprägt hat.

Plastiken von G. Marcks

1991 hatten sich neun Absolventen der Kunsthochschule Burg Giebichenstein zur Gründungsveranstaltung des Vereins “Talstrasse“ getroffen. Den Auftakt der Arbeit des Vereins unter Leitung von Matthias Rataiczyk bildeten Workshops mit Halleschen Architekten, deren Resultate visionäre und reale Ideen für den öffentlichen Raum waren. Später galt das Interesse den eigenen künstlerischen Wurzeln und man begann mit der Spurensuche zu Künstlern, die in besonderer Weise mit der Region verbunden waren. Heute legen die 360 Vereinsmitglieder Wert auf die Darstellung zeitgenössischer Kunst in ihrer Vielfalt und verschiedensten Tendenzen.

Die Aktionen der Kunsthalle sind im Jubiläumsjahr Bauhaus 100 nur ein Baustein der historischen Dimension von Erinnerungen, Erstaufführungen und Experimenten, die die Gebiete der freien und angewandten Kunst, der Gestaltung, der Architektur und der Pädagogik würdigen. Gesamtprogramm unter www.bauhaus100.de gk
Fotos: © gk/SMH

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