Beelitz frischt Angebot zu Stadtführungen auf.

„Anekdoten gehen immer gut“

Isolde Komm

Isolde Komm bereitet Extra-Touren für Kinder und zum Thema Spargel vor

Der Frühling lässt nicht nur die Knospen knallen, sondern auch den Spargel schießen, und das lockt jährlich viele Besucher nach Beelitz. Das ehemalige Ackerbürgerstädtchen hat mit seinen Ortsteilen inzwischen 12 544 Einwohner und stößt mit seiner herausgeputzten Altstadt und deren Sehenswürdigkeiten auf immer größeres Touristeninteresse – auch außerhalb der Spargelzeit. Deshalb wird ab Juli das Angebot an Stadtführungen über die kommunale Touristeninformation erweitert und aufgefrischt. Isolde Komm, die 59-jährige ehemalige Einzelhandelskauffrau, nimmt sich der Besucher an. Es gibt die Kleine (2 Stunden) und die Große Tour (3 Stunden).  Dabei erfahren zum Beispiel die alte Brauerei, die Stadtpfarrkirche, das Deutsche Haus, das Rathaus und die Alte Posthalterei, die Schule im denkmalgeschützten Backsteinbau, die alte „Mus-Bude“ (heute Struik Food), das ehemalige E-Werk und das einstige Amtsgericht (heute Polizeiwache)  große Beachtung. Halt gemacht wird zudem an der alten Wassermühle am Ortseingang, die bis zur Landesgartenschau 2022 als Domizil für ein kleines Mühlenmuseum und die Stadtbibliothek, die bislang in der Poststraße ihr Domizil hat, hergerichtet werden soll. An der Wassermühle gibt Isolde Komm besonders gern die Anekdote vom Überfall durch Jan Kuck preis. Der hatte im 15. Jahrhundert mit seiner Söldnertruppe die Stadt über die damalige Zugbrücke überfallen. Das Gemetzel gehört zu den schwarzen Kapiteln der Stadtgeschichte. „Im Mittelalter möchte ich wirklich nicht gelebt haben“, sagt Isolde Komm schmunzelnd.

Sie stammt aus dem Ortsteil Buchholz und lebt seit fast 40 Jahren in der Beelitzer Altstadt. Als sie aus gesundheitlichen Gründen in die Frührente ging, rieten ihr ihre beiden Kinder, doch eine To-Do-Liste zu schreiben mit Dingen, die sie gern noch machen möchte. Die schon immer an Kultur und Geschichte interessierte Frau fand schnell heraus, dass sie bei Stadtführungen Wissen und  Interessen unter einen Hut bekommt. Und außerdem sollte es „auf jeden Fall wieder etwas mit Menschen sein“. Bereits 2014 hatte Isolde Komm begonnen, ehrenamtlich Besucher durch die Stadt zu führen. Nun ist sie als Mini-Jobberin unterwegs. „Es macht großen Spaß und ich selbst lerne ja immer wieder Neues hinzu, belese mich weiter und recherchiere“, berichtet sie. Und Anekdoten „gehen immer besonders gut“. Gern nimmt sie Hinweise, kleine Geschichten oder Ergänzungen von Führungsteilnehmern mit auf. „Die müssen mit ihrem Wissen auch nicht hinterm Berg halten“, sagt Isolde Komm.   

Wenn sie mit ihrem strahlenden Lächeln die Gäste begrüßt, ist sie jedes Mal gespannt, wie die Tour – maximal sollten es 30 Teilnehmer sein – läuft. „Unheimlich gern streife ich durch die kleinen Gassen, vorbei an den großen, alten Toren zu den Hofeinfahrten, die so typisch für die einstige Ackerbürgerstadt waren“, erzählt die Beelitzerin. Aber auch an die Zeiten als Garnisonstadt erinnert sie, wenn die Führung den Lustgarten erreicht, wo einstmals Exerzierübungen stattfanden. Aufgrund der steigenden Nachfragen bietet Isolde Komm künftig auch extra Führungen für Kinder an.  „Wir möchten, dass die Kinder einfach mehr über die Geschichte vor ihrer Haustür erfahren“, betont Dörthe Kiesel, Hauptamtsleiterin in der Beelitzer Stadtverwaltung.

Bei speziellen Themenführungen zum weißen Gemüse werden späterhin Ortsgeschichte und Spargelanbau kombiniert. Bei dieser Tour möchte Isolde Komm in ein der Historie angelehntes Kostüm schlüpfen. Die Führung soll ihren Abschluss im Spargelmuseum finden und mit einem Spargelsüppchen abgerundet werden, kündigt die Stadtführerin an.  

Info: Ab Juli 2019 finden regelmäßig Stadtführungen jeden Mittwoch und Samstag ab 10 Uhr statt; Treffpunkt vor der Touristinfo, Poststraße 15. Touren außerhalb dieser Zeiten nach Vereinbarung Montag bis Freitag unter Tel. 033204/39155 und per E-Mail: stadtfuehrung@beelitz.