Begegnung meiner Frau mit Uta in einem Dom

Als junges Mädchen, aus Schlesien 1945 umgesiedelt nach Sachsen-Anhalt, war meine Frau Gertrud Mitglied des Chores im Naumburger Dom und begegnete damit auch der Figur der Uta im Dom als einer der bedeutendsten Skulpturen des Mittelalters. Sie erzählte mir immer wieder davon. Das Folgende konnte sie nicht wissen, denn es ist uns beiden erst jetzt bekannt geworden.

Im Sommer d.J. erscheint die bislang unbekannte, nicht veröffentlichte Erzählung „Figurenstehen“  von Günter Grass (starb am 13.04.2015). im Göttinger Steidl-Verlag aus Anlass seines bevorstehenden 95. Geburtstages. Die mit Zeichnungen von Grass illustrierte Erzählung dreht sich um die Tochter eines Goldschmiedes, die für die Skulptur Uta Modell stand. In einem Zeitsprung in die Gegenwart steht das Mädchen inzwischen in Köln, Frankfurt/Main und Mailand für ihren Lebensunterhalt „Figur“. Grass war bekanntlich nicht nur Schriftsteller, sondern auch Bildhauer und Grafiker. Der von ihm zunächst für sein autobiografisches Werk „Beim Häuten der Zwiebel“ konzipierte Text wurde erst jetzt von einer langjährigen Mitarbeiterin gefunden. Hinweise auf „Figurenstehen“ waren Verlagsangaben zufolge schon vorher gefunden worden. Übrigens: Der Steidl-Verlag besitzt die Weltrechte am Werk des Nobelpreisträgers. Die Edition von Grass umfasst 24 Bände mit insgesamt 11.000 Seiten und enthält sämtliche von ihm autorisierten Werke von den Anfängen bis zum posthum erschienen Buch „Vonne Endlichkeit“ (www.steidl.de). „Figurenstehen“, 80 Seiten, ist seit 30. Juni wohl erhältlich.

Für meine Frau war es als Kind einer Landarbeiterfamilie eine große Ehre, Mitglied des Chores im Dom von Naumburg gewesen zu sein und damit mit Uta von Naumburg in Berührung gekommen zu sein.

                                                                                       Dr. Dieter Langer