Berlin : Entdeckungsreise ( 21 ) „Stille Orte“ in Berlin
Nicht nur in Berlin, sondern überall auf der Welt, wo sich Touristen einfinden, gibt es Probleme, wenn der Mensch einmal zur Toilette muss. An öffentlichen Toiletten herrscht in vielen Grosstädten dieser Welt ein beklagenswerter Mangel, obwohl man sich in vielen Orten dieser Problematik bewusst geworden ist und versucht hat, dem abzuhelfen. Bereits um 1880 gab es in Berlin öffentliche Toiletten, aber nur für Männer! Die Berliner nannten sie „Café Achteck“, weil man dort seinen Kaffee entsorgen konnte. Die „Bedürfnisanstalt“ war ein dunkelgrün angestrichener achteckiger Pavillon aus Metall, der mit sieben Stehpissoirs ausgestattet war. Der Entwurf stammte von dem Baustadtrat Carl Theodor Rospatt aus dem Jahr 1878. Die erste WC-Anlage für Damen entstand 1895 der Nähe des Berliner Rathauses. Von der Firma Wall, die in Berlin das Toiletten-Monopol hat, wurde ein „Café Achteck“ im Bezirk Wilmersdorf von Berlin äusserlich rekonstruiert, im Inneren modern ausgestattet und kann von beiden Geschlechtern benutzt werden.
Auch am Gendarmenmarkt in der Mitte von Berlin, der ein „Muss“ für Touristen ist und als schönster Platz von Berlin gilt, steht ein solches Häuschen rechts vom Konzerthaus Berlin, sogar für Damen und Herren. Ganz nebenbei: London hatte bereits 1851 anlässlich der ersten Weltausstellung eine öffentliche Toilette. Berlin dagegen hatte seit seiner Gründung bis Ende des 19. Jahrhunderts Schwierigkeiten mit der Abwasserbeseitigung. Erst James Hobrecht (1825 – 1902) organisierte als Baustadtrat die Stadtentwässerung und liess ab 1885 eine moderne Kanalisation anlegen, von der Berlin heute noch profitiert. 1920 gab es etwa 142 Bedürfnisanstalten in Berlin, die teilweise auch nur mit einer Pinkelrinne ausgestattet waren. Inzwischen gibt es nur noch wenige davon; sie stehen unter Denkmalschutz. Daneben wurden in Berlin auch öffentliche Toiletten für Damen und Herren aus Stein gebaut. Die Architekten liessen sich da etwas einfallen.
So sieht ein Toilettenhäuschen am Amtsgerichtsplatz Charlottenburg wie ein kleines Schweizer Haus aus, in dem sich jetzt ein Imbiss befindet. Viele dieser Gebäude wurden im Laufe der Zeit nicht mehr als öffentliche Toiletten benutzt, sondern es zogen Theaterkassen, Zeitungsläden oder auch kleine Restaurants ein. Im Bezirk Kreuzberg sollen jetzt Toiletten für Menschen errichtet werden, die sich weder als Mann noch als Frau fühlen und dies deshalb nie so richtig wissen, ob sie die Damen- oder die Herrentoilette benutzen sollen. Inzwischen gibt es in Berlin etwa 168 hochmoderne vollautomatische City-Toiletten, deren sanitäre Einrichtung aus rostfreiem Edelstahl besteht um Vandalismusschäden vorzubeugen. In ihnen kann man sich 20 Minuten aufhalten, dann geht automatisch die Tür auf. Auch ein Notruf-Knopf ist vorhanden.
Schwerbehinderte erhalten über den Sozialverband VdK Deutschland e.V. einen Universalschlüssel für die City-Toiletten, deren Benutzung dann für sie kostenlos ist. Ansonsten sollte man 0,50 Euro bereit halten. Die wohl einzige High-Tech-Toilette ist in dem Erlebnisrestaurant „Das Klo“ in der Nähe vom Olivaer Platz am Kurfürstendamm. Hier gibt es einen beheizten Sitz und nach dem Toilettengang wird der Körper automatisch geduscht und gereinigt.
Text / Foto: Günter Meißner