Corona, „Lichtgeschwindigkeit“ und die Kirschbaumblüten

Foto: E. Müller

Die Menschheitsgeschichte ist im Grunde genommen eine Geschichte ständig wiederkehrender Krisenbewältigungen. „Krisen sind Schockmomente und zugleich historische Lernprozesse“, sagt der Potsdamer Historiker Professor Frank Bosch, der als Direktor dem dortigen Leibniz – lnstituts vorsteht.

 Aus diesen Krisen ist die Menschheit trotz aller Opfer stets gestärkt hervorgegangen. Und darauf setzen wir auch diesmal. Die Wissenschaft hinterlässt uns die Erfahrung, dass dank unserer evolutionären Potentiale wir in der Lage sind, mit diesen ungewissen, kritischen und gefährlichen Situationen umzugehen, uns einzustellen und aus eigener Kraft optimal darauf zu reagieren.

Die jüngste Mitteilung: Noch Ende April sollen 200 gesunde Probanden zwischen 18 und 55 Jahren einem ersten klinischen Test (Programm „Lichtgeschwindigkeit“) zur Ermittlung der Wirksamkeit und Vertraglichkeit eines möglichen Corona-Impfstoffs im Kampf gegen Covid-19 unterzogen werden.

 Es ist eine leichte Hoffnung und freudige Erwartung, aber der darin folgende Weg bis zur Serienproduktion des sogenannten RNA-Impfoffs und der EU-Zulassung wird noch lang sein. Keiner kann sagen, ob’s noch Ende dieses Jahres oder doch erst 2021 sein wird.

Foto: E. Müller

Das gegenwärtige Sommersonne-Wohlgefühl und das Projekt des TV-Asahi-Senders Kirschblütenallee, die direkt auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Teltow (Brandenburg) und Berlin-Lichtcrfelde liegt, verwandelt für wenige Wochen im Jahr den rund 1,5 km langen Grünstreifen in ein Meer von Rosa. Ca.1100 blühende Kirschbäume säumen dann den ehemaligen Mauerweg und machen einen Spaziergang dort zu einem unvergesslichen Erlebnis.

 Entstanden ist dieses Blütenmeer durch eine große Spendenaktion, die der japanische TV-Sender Asahi ins Leben gerufen hatte und bei der umgerechnet rund eine Million Euro zusammenkamen, übrigens; Die Kirschblüte wird in Japan alljährlich mit einem großen Fest, dem Kirschblütenfest Hamann, gefeiert. Nach japanischer Tradition sollen Kirschblüten Ruhe und Frieden in die Herzen der Menschen bringen.

Foto: E. Müller

Die diesjährige Blütenpracht lässt uns für Augenblicke die Corona-Gefahren vergessen. Sie sollte uns aber nicht sorglos machen. Wir Menschen neigen manchmal oder auch oft zu dem Glauben: Wir haben alles im Griff.

Dem ist nicht so. Unverändert dominiert die Natur uns. Nicht wir sie. Das nur einen einzigen Augenblick zu vergessen, bedeutet nämlich: Wir könnten ungewollt in eine Art Covid-19-Endlossschleife geraten und das wollen wir wohl alle nicht.

Nachdenken über das eigene Verhalten ist und bleibt erste Bürgerpflicht Und ein Spaziergang auf dem ehemaligen Grenzstreifen ist eine sprichwörtliche Dcnk-Reise in die Vergangenheit, aber vor allem in die Zukunft bis zur Bewältigung der Coronakriese

Dr. Dieter Langer