Das Kfz-Gewerbe heute
Es war vorhersehbar: Die Diskussion um ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge der Euronorm 5 und wer die Um- bzw. Nachrüstung bezahlen soll, nahm breiten Raum ein. Der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) mit ihrem Präsidenten Jürgen Karpinski konnte auch keine Lösung anbieten. Bereits jetzt sind Umsatzverluste im Gebrauchtwarensegment zu verzeichnen. „Die Autokäufer sind zutiefst verunsichert, drohende Fahrverbote in den Ballungsgebieten machen gebrauchte Diesel fast unverkäuflich“, so Karpinski.
Erfreulich war das Neuwagengeschäft. Der Anteil der Privatkunden daran betrug 35,6 Prozent und ist damit zum zweiten Mal gestiegen. Die Werkstätten waren 2017 im Durchschnitt mit 86 Prozent ausgelastet.
Die aktuelle Lage im Kfz-Gewerbe wird laut ZDK-Präsident Karpinski wesentlich von der Diesel-Diskussion beeinflusst. Gebrauchte Diesel-Pkw würden inzwischen durchschnittlich 100 Tage beim Handel stehen, Benziner hingegen nur 80 Tage. Jeder Standtag kostet den Händler rund 28 Euro pro Tag und Fahrzeug. Hinzu kommt der Wertverlust mit einigen tausend Euro pro Fahrzeug. Die Hardware-Nachrüstung wird von der Mehrzahl der Autohändler als wirksame Maßnahme zum Werterhalt der Bestände angesehen.
Große Bedeutung hat das Kfz-Gewerbe auch weiterhin bei der Ausbildung. So haben die Betriebe im vergangenen Jahr 3,2 Prozent mehr neue Auszubildende eingestellt als im Jahr zuvor. „Die Ausbildungsberufe Kfz-Mechatroniker und Automobilkaufmann verzeichnen nun bereits im vierten Jahr in Folge steigende Ausbildungszahlen“ konnte Karpinski verkünden. Insgesamt bildet das Kfz-Gewerbe zur Zeit 92.100 junge Menschen in technischen und kaufmännischen Berufen aus.
Thomas Peckruhn, Vizpräsident des Verbandes, berichtete von der Anfang Februar 2018 bei 1.591 Händler durchgeführten Umfrage nach der Umwelt- bzw. Umtauschprämie, die als Anreiz dienen soll ältere Diesel-Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen. 69 Prozent der Befragten erklärten, dass sie keinerlei positive Auswirkungen der Umtauschprämien verspürten. Aus diesem Grund fordert der Verband eine Verordnung für die Hardware-Nachrüstung ab der Emissionsklasse
E 5 und älter. „Eine Nachrüst-Förderung sollte mit dem Fahrzeug verknüpft und nicht auf private Halter beschränkt sein“. Auch die Digitalisierung macht vor dem Autohandel nicht Halt, jedoch ist der stationäre Automobil-Handel als Vermittler
zwischen Kunde und Hersteller dadurch nicht zu ersetzen.
„Die Anzahl der Betriebe ging im vergangenen Jahr um 270 auf insgesamt 37.470 zurück; die Zahl der freien Werkstätten stieg um 1,2 Prozent auf 21.190“, informierte Wilhelm Hülsdonk, Vizepräsident und Bundesinnungsmeister. Die Betriebe haben 2017 mehr neue Auszubildende eingestellt als im Jahr 2016. Bis zum 30. September 2017 wurden insgesamt 29.835 Ausbildungsverträge abgeschlossen und damit 930 mehr als im Jahr 2016.
Weiter führte er aus: „Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist die Abgasmessung am Endrohr wieder verpflichtend eingeführt. Sie ist ein Ergebnis des Abgas-Skandals und dient dem aktiven Umweltschutz. Nur auf diese Weise lässt sich verlässlich ermitteln, welche Emissionen letztendlich hinten herauskommen. Das ist allein mit der bisher überwiegend durchgeführten elektronischen OBD-Prüfung nicht möglich. Ab dem Jahr 2019 soll darüber hinaus die Partikelanzahl von Dieselfahrzeugen am Endrohr gemessen werden.“ Die Einführung der verpflichtenden Endrohrmessung ist der Erfolg intensiver Verbandsarbeit. Rund
24 Millionen Abgasmessungen werden jährlich durchgeführt. Auf Nachfragen teilte Hülsdonk mit, dass durch die Nachrüstung der Diesel-Pkw 90 Prozent der Stickoxide entfernt würden. Er geht davon aus, dass rund 5 Millionen Fahrzeuge umgerüstet werden müssen mit Kosten pro Fahrzeug von zirka 2.000 Euro. Gerade im ländlichen Raum ist die individuelle Mobilität von großer Bedeutung, sonst würden viele Orte noch mehr Einwohner verlieren.
Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.