Der Impfstoff und die Datenmenge

Was kann „Big Data“ eigentlich in der Medizin leisten ?

Glaubt man den Märchen, haben Störche viel mitder Fruchtbarkeit von Menschen zu tun. In manchen Regionen Deutschlands soll es einem Beziehungszusammenhang zwischen der Anzahl der freundlichen Tiere und der Geburtenrate geben, wollen Statistiker herausgefunden haben. Anders ausgedruckt: Je mehr Störche, desto mehr Babys. Ich bin da mehr bei Churchill, der einmal gesagt haben soll: „ Ich glaube nur den Statistiken, die ich selbst gefälscht habe“. Ernsthaft: Man darf zufällige Zusammenhänge nicht mit echten verwechseln. Der Datenrausch kann einem manchmal ganz schnell ein Bein stellen. Und da wären wir bei der Diskussion um den Wert oder Unwert der „Big Data“

Dieses Schlagwort bezeichnet das Speichern und Auswerten riesiger Datenmengen. Um aus der Masse der heute zur Verfügung stehenden Daten neues, gesichertes‘ Wissen zu gewinnen, braucht es leistungsfähige Computer und komplexe mathematische Modelle, „Die Kunst der Datenanalyse besteht darin, uninteressante Zufallsmuster von realen Zusammenhängen zu trennen“ erklärt Mathematik-Professor Christian Hesse von der Uni Stuttgart . Das sei in der Tat zwar schwierig, gelinge an vielen Stellen gerade in der Medizin aber bereits. Und weiter Hesse: n Für mich Überwiegen die Chancen von Big Data,  schon heute sind manche datenbasierte Verfahren  klassischen Ansätzen aus der Medizin überlegen.“ Schließlich sind Daten der Schüssel zur personalisierten Medizin» die gebraucht wird, weil jeder einzelne Mensch bekanntlich ein „Unikat ist.

Die Genetikerin und Soziologin Professorin Silja Samerski geht zugleich kritischer von der gegenwärtigen „mangelhaften“  Datenqualität“ aus, wenn sie sagt: „Wir müssen über die noch vorhandene Kluft zwischen Daten und den lebendigen Menschen nachdenken… Statistik sagt erst mal nichts über einzelne Menschen aus, sondern liefert nur Wahrscheinlichkeiten  für große Gruppen. Es verlangt wenig Vorstellungsvermögen auch von Laien, wenn es um die Datennutzung bei der Erforschung und den Einsatz von Impfstoffen geht. So beklagt Dr. Siegfried Throm vom  Verband Forschender Arzneimittelhersteller: „ Wir würden gerne mit Patientendaten aus  Deutsehland arbeiten, sind aber auf Datensitze aus anderen Ländern angewiesen. Also, die immer noch ungelöste Frage – der Datenschutz, der unverändert der Ermittlung des Gesamtbildes des Patienten entgegensteht.  Letztlich ist die Gesellschaft  als Ganzes gefordert, endlich die Grenzen von Big-Data zum  Wohle des Menschen auszuloten. Der Autor schließt sich vollinhaltlich der Ansicht von Medizininformator  Peter Haas  an, wenn er  sagt:  „ Wir sollten uns endlich die ehrliche Frage stellen , ob wir  lieber Daten schützen oder durch Datennutzung Menschen schützen und helfen wollen.“

Ein Beitrag von Dr. Dieter Langer für MEDIENINFO-BERLIN