Die Abhängigkeit von Sonne und Wind

Der Deutsche Wetterdienst Offenbach (DWD) beschäftigte sich mit der wachsenden Bedeutung von Strom aus Wind und Sonne. Dabei steigt die Abhängigkeit der Stromversorgung vom Wetter. In einer neuen europaweiten Untersuchung wurde ermittelt, wie stark die Stromproduktion aus Sonne und Wind wetterbedingt schwankt. Dr. Paul Becker, Vizepräsident des DWD, erklärte: „Unser Ergebnis ist eindeutig: Durch den kombinierten Einsatz von Windkraft an Land und auf See, Photovoltaik und einen europäischen Stromverbund können die Risiken durch Windflauten und sonnenscheinarme Phasen deutlich reduziert werden“. Weiter führte Becker aus: „Auch wenn sich im Durchschnitt Wind und Sonne gut ergänzen, können Situationen auftreten, in denen in Deutschland aus beiden Energieformen gleichzeitig eine nur geringe Einspeisung zur Verfügung steht. Bei einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien müssen für derartige Situationen Strategien entwickelt werden, die beispielsweise durch Reservekraftwerke, Speicherlösungen oder großräumigen Stromaustausch die Netzstabilität garantieren“.

 

Zum Klimawandel berichtete der Vizepräsident, dass die Jahre 2015, 2016 und 2017 die drei wärmsten Jahre seit Beobachtungsbeginn im Jahr 1880 waren. Die Jahre 2015 und 2016 wurden durch einen außergewöhnlich starken El-Nino beeinflusst, was hohe globale Temperaturen begünstigt. 2017 wurde allerdings nicht von dem El-Nino-Phänomen begünstigt. Das war ein Alarmsignal, so dass ernsthafte Anstrengungen für einen weltweiten Klimaschutz gemacht werden müssen.

 

Dr. Thomas Deutschländer, Leiter des Referats Hydrometeorologische Beratungsleistungen, wies auf die Wetterextreme im Jahr 2017 hin: Nach einem milden, trockenen und sonnenscheinreichen Dezember 2016 kam es im Frühjahr zu etwa zwei Wochen Dauerfrost in Teilen Süddeutschlands. Das änderte sich mit dem Sturmtief Axel Anfang Januar 2017, wo vereinzelt Orkanstärken auftraten, die zu einer Sturmflut an Nord-und Ostsee führten. Das Sturmtief Egon brachte am

  1. Januar 2017 heftigen Sturm, wodurch Bäume auf Bahnanlagen stürzten und Bahnverbindungen gesperrt werden mussten. Auch der Betrieb am Flughafen Frankfurt /Main war erheblich gestört.

 

Der März 2017 hatte bereits frühsommerlichen Charakter und brachte einen Temperaturrekord mit einer Mitteltemperatur von 7,2 Grad Celsius. Es kam zu einer um 12 Tage verfrühten Obstblüte. Ab 20. April kam es dann jedoch zu einem Kälterückfall, der verbreitet zu Frostschäden an den Obstkulturen führte. Die Verluste für Obstbauern und Winzer waren enorm, so dass sie in vielen Bundesländern als existenzbedrohend eingestuft wurden.

 

Der Hochsommer 2017 war sehr regenreich. Am 29. Juni brachte das Tief Rasmund Berlin und dem Umland Niederschlagsmengen von rund 150 l/qm; die Wetterstation Tegel meldete sogar 196,9 l/qm. Das sind Regenmengen, die sonst von Juni bis August fallen. Überschwemmungen traten auf, Keller liefen voll, die Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus und die Stadtautobahn A100 musste zeitweise voll gesperrt werden.

 

Schon am 22. Juli gab es wieder vollgelaufene Keller und U-Bahnhöfe sowie überspülte Straßen und die Feuerwehr rief abermals den Ausnahmezustand aus. Die Stürme Xavier und Herwart am 5. bzw. 28. und 29. Oktober 2017 ließen mit Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von 118 km/h zahlreiche Bäume umstürzen, massive Behinderungen im Bahnverkehr waren die Folge. Die BVG stellte Bus- und S-Bahn-Betrieb zeitweise ein; die Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus. An der Nordsee kam es durch Herwart zu einer schweren Sturmflut.

 

Dr. Deutschländer wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es statistisch nach wie vor schwierig sei nachzuweisen, ob solche Extremereignisse zugenommen haben. „Dennoch ist die beobachtete Häufung solcher Ereignisse auch im vergangenen Jahr sicherlich ein Indiz für die Annahme einer Vielzahl von Klimaforschern, dass die Häufigkeit extremer Wettersituationen mit weiter steigenden Temperaturen zunehmen wird“.

 

Schon in vergangenen Jahren gab es extreme Wetterereignisse, so Starkregen im Frühsommer 2016, extreme Niederschläge im Juli 2014 sowie die Frühjahrsflut Ende Mai/Anfang Juni 2013. „Obgleich auch damit aus streng wissenschaftlicher Sicht nicht bewiesen ist, dass es sich um einen vom Menschen verursachten langfristigen Trend und nicht nur um eine vorübergehende Klimaphase handelt, scheint es aus Sicht der Daseinsvorsorge dennoch sinnvoll, sich schon heute an eine Zukunft mit mehr Wetter- und Klimaextremen auch in Deutschland einzustellen“, meinte Dr. Deutschländer.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.