Die analogen Spiele boomen

Zu den Gewinnern der Krise gehören Deutschlands Spieleverlage

Von wegen Computer und Konsole haben das Spielesagen.. Weltweit gibt niemand so viel Geld für die analogen Spiele, also die Brett- und anderen Gesellschaftsspiele aus, wie die Deutschen. Selbst Puzzles boomen.

Warum ist das so ? Weil während der Corona-Pandemie der größere Teil des Lebens sich am Wohnzimmertisch abspielt. Im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Axel Kaldenhoven, der Geschäftsführer der Berliner Firma Schmidt Spiele, hat außerdem einen besonderen Grund Bilanz zu ziehen, denn der Geburtshelfer des Verlages Josef Friedrich Schmid hätte 2021 seinen 150. Geburtstag gefeiert.  Dieser Unternehmer erfand 1907 das Würfelspiel „Mensch ärgere dich nicht“, das inzwischen einen unvergleichlichen Siegeszug angetreten hat. Meine Oma Helene spielte und ärgerte sich immer wieder, wenn sie während der Kriegszeiten gegen mich und meinen Opa Fritz verlor (übrigens; jährlich 400.000 mal verkauft der Verlag das Spiel).

Ich hingegen freue mich, als einer dar Spielebeschreiber des Schmidt Verlages tätig gewesen zu sein. Die letzte Rezension habe ich 2019 über „Die Tarvernen im Tiefen Thal“ verfasst. Das Spiel beschäftigte sich mit dem Buhlen der Kneiper um Kundschaft. In Realität ging es damals um das „fast dramatische Gasthaussterben auf dem Lande“ (Olaf  Schöpe, Dehoga). Wenn ich heute die Rezension zu schreiben hätte, müsste ich schwerwiegendere Probleme der Gastronomie in Beziehung zum Spiel berücksichtigen.

Aber zurück zur Lage auf dem Spielemarkt.  Nicht nur in Berlin, auch anderswo herrscht Hochstimmung unter den Spiele- und Puzzle – Produzenten.  Etwa bei den Ravensburgern, dem deutschen Puzzle-Meister. Deutschlandweit hat der Verband der Spielwarenindustrie vor allem die Verlage im Blick. Verbandschef Hermann  Hütter schätzte ein:  Nachdem 10-prozentischen  Umsatzsteigerungen in den Vorjahren sei 2020 ein „sensationeller Anstieg“ gelungen. Wörtlich:  „Das Jahr 2020 war die positive Krönung des Trends.“ Beispiel: Im vergangenen Jahr hatten wir einen Umsatz von 63 Millionen Euro, davon allein 50 Millionen in Deutschland.  Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 40 Prozent“, so Axel Kaldenhoven. 

Ein Stichwort machte die Runde in der Branche – „coronakompatibel“ . Das Denken in den Kategorien der Jetztzeit. Der Huchverlag hat mit, „Inhabit the Earth“ (Bevölkert die Erde) ein bemerkenswertes Spiel herausgebracht, das seine Spieler auf eine Denkreise mitgenommen hat. Es hat den Ideenreichtum vor allem der Schüler herausgefordert, weil sie sich immer mehr nach ihrer Schule sehnen.

Kurzum; Die Rückbesinnung aufs Zuhause verlangt eine neue Innerlichkeit. Die eigenen vier Wände sind im Corona-Lockdown alles Mögliche – Büro, Klassenzimmer, Kino, Kneipe, Spielzimmer etc. Der Garten muss als Urlaubs-Destination  herhalten. Denken Sie daran: Spiele entspannen nicht nur, sondern dienen auch der Gesundheit. Spielen wir uns gesund!            Dr. Dieter Langer für MEDIENINFO-BERLIN