Die Beelitzer Bockwindmühle
Für viele Besucher ist sie das erste, was sie von Beelitz zu sehen bekommen: Die Bockwindmühle, wie sie sich vor der Stadt von der Landschaft abzeichnet. Und wenn sich die Flügel drehen, ist auch meistens etwas los rund um das Wahrzeichen an der Trebbiner Straße: Regelmäßig lädt der Förderverein zu Führungen, es wird auch vor Publikum gemahlen, Hochzeitspaare können sich vom Müller „vermehlen“ lassen und größere Veranstaltungen gibt es immer zu Pfingsten und am dritten Advent. Vor allem dann wird aber auch ein eklatanter Mangel offenbar: Es fehlt an einem Wirtschaftsgebäude, in dem der engagierte Förderverein arbeiten kann und in dem Sanitärbereiche für Gäste zur Verfügung stehen.
Seit Jahren bemühen sich die Beelitzer „Mühlenfreunde“, Abhilfe zu schaffen. Aus einem zunächst geplanten Neubau ist nichts geworden, da die dafür anvisierten EU-Fördermittel versagt wurden. Nun jedoch ist eine Lösung gefunden worden: Im vergangenen Sommer hat der Förderverein eine benachbarte Scheune gekauft, um sie zu einem Museum mit angeschlossenem Betriebsbereich umzubauen. Dafür hat es bereits Ende vergangenen Jahres Grünes Licht vonseiten der LAG Fläming-Havel gegeben, die über die Förderfähigkeit befindet. Die geschätzten Sanierungskosten in Höhe von 376 000 Euro können damit zu drei Vierteln aus dem EU-LEADER-Topf für die ländliche Entwicklung bezuschusst werden.
Für den Eigenanteil hat der Verein jetzt die Stadt um Unterstützung gebeten – und der Hauptausschuss hat auf seiner Sitzung Mitte März schon mal die Hand gereicht. „Unser Verein hat aus Mitgliedsbeiträgen, Sponsoring und dem Kulturfonds des Ortsbeirates rund 12 000 bis 15 000 Euro im Jahr zur Verfügung, das würde als Eigenanteil nicht reichen“, sagte Thomas Raabe vom Förderverein vor den Stadtfraktionen. Denn der Grundstückskauf wird über mehrere Jahre finanziert und laufende Kosten für Versicherungen und die Instandhaltung der Mühle müssen auch geschultert werden. Ein Kredit ist mit der Sparkasse bereits ausgehandelt, für die Tilgung bräuchte der Verein bei einer Laufzeit von zehn Jahren zusätzlich 7000 Euro pro Jahr.
„Das Projekt ist für die Stadt nicht unbedeutend“, unterstrich Bürgermeister Bernhard Knuth. Denn die Mühle sei ein Wahrzeichen und für viele Beelitzer auch ein beliebter Treffpunkt. Nicht zuletzt im Hinblick auf die Landesgartenschau 2022 spiele die Bockwindmühle als Nebenkulisse eine Rolle. „Und das ehrenamtliche Engagement, das mit der Rekonstruktion der Mühle und mit ihrem Betrieb verbunden ist, lässt sich gar nicht hoch genug schätzen. Das sollte man auch honorieren.“
2003 hatte sich der Förderverein gegründet und mit gemeinsam mit vielen Partnern die Rettung des damals kurz vor dem Verfall stehenden Technikdenkmals bewirkt. „Man darf nicht vergessen, dass noch vor 50 Jahren elf Bockwindmühlen im Stadtgebiet standen. Die hier ist die letzte“, betonte der ehemalige Vereinsvorsitzende Karl Gedicke. Sein Nachfolger Wolfgang Trebuth resümierte: „Wir sind schon ordentlich vorangekommen.“ Denn zusätzlich zum Betrieb der Mühle hat der Verein auch die Planungen für das Nebengebäude vorangetrieben und forscht derzeit auch in Archiven zur Geschichte des Beelitzer Mühlenwesens.
Die Mitglieder des Hauptausschusses stimmten einer finanziellen Unterstützung vonseiten der Stadt zu. Eine konkrete Summe soll jetzt in einem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung formuliert werden. Einem weitergehenden Vorschlag, dass die Stadt die Mühle komplett in eigene Hände nimmt, wurde jedoch sowohl vom Verein als auch vom Bürgermeister eine Absage erteilt: „Der Verein hat hier etwas selbst geschaffen und möchte die Mühle auch weiterhin eigenverantwortlich betreiben. Das sollten wir unterstützen und es nicht unterbinden“, so Bernhard Knuth.
Die Planungen für die Sanierung der Scheune stellte indes Architekt Harri Wilhelm, selbst Mitglied im Mühlenverein, vor: Demnach soll das Bestandsgebäude erhalten und im Bereich der Außenwände und des Daches von innen gedämmt werden. Während das Gebäude zur Bundesstraße hin geschlossen bleiben soll, erhält es große Fenster in Richtung des Mühlenhofes. Im Innenraum soll eine Ausstellung historischer Mahlutensilien und alter Landwirtschaftsgeräte Platz finden, unter dem Dach könnten mehrere Räume für den Verein entstehen. Die Sanitärbereiche und eine kleine Küche würden, ebenso wie der Haupteingang, in einem Anbau Platz finden, der sich farblich von der Scheune abhebt.
„Wir sind damals mit dem Ziel angetreten, die letzte Beelitzer Mühle für die Nachwelt zu erhalten“, erinnerte sich Karl Gedicke. Ein Ziel, das auch die Stadt vor Augen hat.
… und noch ein nicht ganz unwichtiger Hinweis: Die Beelitzer Bockwindmühle startet demnächst wieder in die Saison: Am Ostersonntag gibt es Führungen mit dem Müller von 10 bis 16 Uhr.
Thomas Lähns