Die Hand -das psychologische Phänomen

So wie Augen als Spiegel der Seele bezeichnet werden, so gelten die menschlichen Hände als Visitenkarte. Abgesehen von der hervorgehobenen Bedeutung dieses Körperteiles als „Hand Gottes44 (Maradona) oder der unsichtbaren Hand des Marktes, sprechen wir, fast beiläufig, vom Geben und Nehmen – ohne, dass das Wort Hand überhaupt benannt wird.

Der Germanist Jochen Hörisch hat in einem Sachbuch die Kulturgeschichte der Hände erzählt. Eigentlich ist es mehr eine Hymne auf die Hände und ihre geschichtliche Bedeutung. Der ehemalige Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Uni Mannheim sieht im 21. Jahrhundert eine „Epoche der Handvergessenheitund konstatiert, „die Hand ist mehr als nur der verlängerte Arm. Hände können vielmehr destruktiv oder konstruktiv sein. In diesem Sinne sind sie mit Geist und Bewusstsein verbunden.

Den Großteil seines Buches geht Hörisch auf die Hände in der Literatur ein. Allen voran seziert er das Werk Goethes. Die bekannteste Handfigur ist bekannt: Faust. Darüber hinaus erinnert der Germanist an die zentrale historische Rolle des Handschlages, einst als Zeichen eines unbewaffneten Aufeinandertreffens. Heute meist als „in die Hand versprochen44 interpretiert.

Jeder Leser sollte selbst einmal den Wortreichtum der Hand unter die ganz persönliche Lupe nehmen. Hier eine kleine Auswahl: Handreichung, Handkuss, Handlung, Handball, Handstreich oder „in die Hand versprochen, „etwas in die Hand genommen, „mit vollen Händen ausgeschüttet. „Hände an die Hosennaht, „um die Hand gebeten(angehalten)etc.

Hörisch verweist seinerseits auf das Handwerk, dem er zuschreibt, es verliere immer mehr an Bedeutung, was schon um 1900 mit der „Mechanisierung des Webens begonnen habe. Als gelernter Weber erinnere ich mich noch heute an den Handwebstuhl, an dem ich gesessen hatte. Auch Handzeichnungen in der Textilindustrie lernte ich kennen. Über die Handschrift wollen wir erst gar nicht reden. Zu meiner Schulzeit gab es dafür sogar eine eigene Zensur. Heute können manche Kinder ihren Namen kaum noch mit Handschrift schreiben.

Aber selbst auf die Wortbildung hatte die Hand ihren Einfluss ausgeübt. Wer weiß schon, wie das heutige Wort „Manager entstanden ist. Es ist abgeleitet vom Lateinischen „manus – die Hand. Also, einigen wir uns auf die Wortgewalt der Hände, die m.E. auch im 21. Jahrhundert nichts an Bedeutung verlieren wird. Selbst die Beatles haben mit ihrem „I Waiina Hold Your Handihre Spuren hinterlassen.                                 Dr. Dieter Langer