Die Heimfahrt der Luise (Teil 1)

Hier geht es um meine neue historische Freundin Königin Luise von Preußen aus dem Hause Mecklenburg-Strelitz. Genaugenommen um ihre Reise auf der Luisen-Route (220 km) von Hohenzieritz (M-V) bis Berlin-Charlottenburg.

Die Kutsche mit der 1810 Verstorbenen verweilte an bekannten Orten, in denen sich die Untertanen von der geliebten und lebensfrohen Monarchin verabschieden konnten. Die schöne Gemahlin des blassen preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. wurde schon zu Lebzeiten zum Gegenstand beinahe kultischer Verehrung. Ihr Leben war eng verknüpft mit den dramatischen Ereignissen im Kampf Preußens gegen Napoleon Bonaparte. Zur Erinnerung an Leben und Wirken der Königin folgen wir der Königin-Luise-Route mit Start am Schloss Hohenzieritz.
Hier besuchen wir die Luisen-Gedenkstätte mit dem Sterbezimmer, einem Andachtsraum. Eine moderne Ausstellung veranschaulicht zudem das Leben und Sterben der preußischen Königin. Das sanierte Schloss besitzt noch heute den bedeutendsten und schönsten Landschaftsgarten in ganz Mecklenburg-Vorpommern.



Die erste Etappe von Luises Heimfahrt führte über Neustrelitz nach Gransee. Im Schloßgarten der Residenzstadt inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte befindet sich eine Gedächtnishalle für Königin Luise. Die spätbarocke Planstadt kennzeichnet der vom quadratischen Markt ausgehende achtstrahlige Straßenstern. Europaweit einzigartig.
Mit der Stadt verbunden ist die aus dem südlichen Afrika stammende Blume Strelitzia reginae-Strelitzie der Königin – ein wahrhaft königliches Symbol. Mehr historischen Hintergrund finden wir im Kulturquartier. Die Dauerausstellung beleuchtet eindrucksvoll 300 Jahre Geschichte.


Von Neustrelitz machen wir einen Abstecher nach Mirow mit der malerischen Schloßinsel. Durch das Torhaus rollen wir zu den beiden historischen Prunkbauten, Schloß und 3 Königinnen Palais. Hier lebte vor allem Luises Schwester Sophie Charlotte, die spätere Königin von Großbritannien. Der weitere Weg der toten Luise führt über Fürstenberg und Dannenwalde.


Am Wegrand etwas versteckt ein Gedenkstein für die Königin: „Mehr als Purpur und Krone umstralt Sie Liebe des Volkes“. In Gransee wurde ihr Sarg auf dem Neuen Markt aufgebahrt. Schinkel schuf 1811 ein Denkmal, das an die Nacht erinnert, in der die tote Königin dort ruhte. Auf dem heutigen Schinkelplatz ist die Luise-Verehrung wieder lebendig. Auf dem gesamten Weg läuteten von Ort zu Ort die Kirchenglocken.
Bis heute hält sich der Mythos der bürgerlichen Königin. Allerdings ist die Geschichte der Luise auch eine Geschichte wechselnder Motive. Zu Beginn waren es neben ihrer Schönheit und Anmut vor allem die Anzeichen von Einfachheit und Herzlichkeit, die als bürgerliche Tugenden begriffen wurden und ihr Beifall und Verehrung einbrachten. Die besondere Intensität dieser Verehrung lässt sich verstehen vor dem Hintergrund der Französischen Revolution und ihres Verlaufs.
Das aufgeschlossene Bürgertum in Deutschland hatte durchaus Sympathien für die anfänglichen Vorstellungen der Revolutionäre. Am Ende wollte man aber Reformen. Txt.&Fotos: ©OK
Ein Beitrag für MEDIENINFO-BERLIN
