Die „Herrschaft des Spargels“ hat begonnen
Schon vor zwei Wochen gab es kein Halten mehr: Als der größte Spargelhof in Beelitz nach der Winterpause seine Tore geöffnet hatte, herrschte ein Besucherandrang wie noch nie zuvor Ende März. „Wir hatten an jenem Wochenende einen Besucherrekord zu verzeichnen“, berichtet Ernst-August Winkelmann, Chef des Spargel- und Erlebnishofes Klaistow. Fast wie ausgehungert stürzten sich die Menschen auf das Edelgemüse von der Nieplitz, der Ansturm auf die Höfe und Stände reist seitdem nicht ab. Das Glück der Beelitzer Spargelbauern: Die ersten warmen Tage bescherten ihnen schon früh die ersten Stangen – und das auch noch in gewohnt guter Qualität.
Heute ist die Saison nun auch protokollarisch eröffnet worden: Gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger, Bildungsminister Günter Baaske, Landrat Wolfgang Blasig (alle SPD) und Bürgermeister Bernhard Knuth holte die neue Spargelkönigin Nicole Hahn die offiziell ersten Stangen des Jahres aus der Erde.
Die 30-jährige Hoheit, eine gebürtige Thüringerin, war vor sechs Jahren nach Beelitz gezogen und hat hier eine Familie gegründet. Schon Goethe, also quasi ihr Landsmann, würdigte den Spargel als den „König aller Gemüse“, dessen Herrschaft bedauerlicherweise nur so kurz währt, wie sie erklärte.
Immerhin: In diesem Jahr fällt die „Spargelherrschaft“ etwas länger aus – und das auch dank der Folien, die das Wachstum, ähnlich wie im Gewächshaus, beschleunigen. Die Bauern gehen offensiv mit dem Thema um und haben sich der Kritik vonseiten der Umweltschutzverbände und der Grünen längst gestellt, das wurde auch bei der Saisoneröffnung deutlich.
So gibt es seit diesem Jahr das Projekt „Blühstreifen“ in der Beelitzer Region. Für die Aussaat von Wildpflanzen und -blumen haben die Landwirte Flächen zur Verfügung gestellt, auf diesem Wege soll der Lebensraum für Insekten, aber auch für Vögel, in der Region wieder ein Stück wachsen. Außerdem kündigte Bürgermeister Bernhard Knuth an, „dass wir viele Hundert Obstbäume mit den Spargelbauern entlang unserer Alleen und Wege in der Stadt pflanzen werden.“ Auch Agrarminister Vogelsänger stellte sich explizit vor die Bauern: „Die Folien und die frühe Ernte sorgen mit dafür, dass auf den Höfen der Mindestlohn gezahlt werden kann.“ Er betonte die Bedeutung des Edelgemüses, dessen Ertragsfläche landesweit bei 3345 Hektar liegt. „Es gibt viele Menschen, die kommen extra für den Spargel nach Brandenburg.“
Für Beelitz und seine Spargelbauern hat mit der Saison die wichtigste und schönste Zeit des Jahres begonnen: In den kommenden Wochen werden wieder unzählige Ausflügler an die Nieplitz kommen, um auf den Höfen und in den Restaurants zu schlemmen, in der Natur zu entspannen oder durch die Stadt zu flanieren. Für sie wird es ab diesem Jahr jetzt auch ein neues Wegeleitsystem geben: Die „Spargelstraße“. Entlang der Hauptverkehrsadern im Stadtgebiet werden Schilder auf die Höfe, aber auch Sehenswürdigkeiten hinweisen, dazu wird es einen Begleitplan geben.
Der Beelitzer Spargel wird derzeit auf 1650 Hektar Fläche geerntet, „nach den fulminanten ersten Wochen rechnen wir in diesem Jahr mit einem Gesamtertrag von 9500 bis 10 000 Tonnen“, sagte Spargelbauer Jürgen Jakobs, Vorsitzender des Vereins „Beelitzer Spargel“ und Gastgeber der heutigen Saisoneröffnung. Rund 20 Prozent davon seien schon eingebracht. Geerntet wird traditionsgemäß bis zum Johannistag, dem 24. Juni. Bis dahin wird es auf den Höfen nicht nur Spargel, sondern auch wieder viele Veranstaltungen geben. Höhepunkt in Beelitz wird das Spargelfest in der Altstadt, das in diesem Jahr auf das Pfingstwochenende fällt. Die Stadt hat für das viertägige Programm vom 2. bis 5. Juni Stars wie Loona, Mary Roos, Michael Holm und Costa Cordalis für Auftritte gewonnen – und wird damit sicher wieder viele Zehntausend Besucher allein an diesem Wochenende nach Beelitz locken.
Text: Thomas Lähns
Foto: Günter Meißner