Die Regierungsbildung im Lichte der Körpersprache

Der in München wohnende Österreicher Stefan Verra ist einer der gefragtesten Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum und hat mit seinem Buch „Die Körpersprache der Mächtigen“ einen großen Wurf gelandet. Er hat jetzt in einem Interview versucht, anhand nur weniger Körpersignale der wichtigsten Personen Markantes zu benennen .

Annalena Baerbock in ihrer Doppelfunktion als Spitzenkandidatin mit Fast-Regierungschef Olaf Scholz und Machtgeilen Armin Laschet sowie als eine Vertreterin der beiden „Königsmacher“-Parteien Grüne und FDP beurteilt Stefan Verra so: „Sie ist eigentlich die körpersprachlich vielfaltigste. Sie kann große Bewegungen machen, lächelt sehr viel, kann aber auch sehr nachdrücklich blicken. Mit ihren großen, schnellen Bewegungen zeigt sie Enthusiasmus. Das Problem ist, das sie, als sie unter Druck geriet, zwar weiterhin ihre ausladenden Bewegungen machte, dabei aber oft mitten in der Bewegung stehen blieb.“ Olaf Scholz vermittelt mit seiner „sparsamen Gestik Seriosität“. Seine „stark reduzierte Körpersprache“ ist überzeugend, weil „unaufgeregt“. Er ist stabil und wirkt berechenbar. Ähnlich wie Angela Merkels Raute., nur als „Olaf, der Zweite“.

Stefan Verra zum Totalversager Armin Laschet wörtlich: „ Ich will Herrn Laschet politisch nicht bewerten. Aber die CDU hätte bei seiner Aufstellung als Kanzlerkandidat wissen können, dass er körpersprachlich sehr ungeschickt ist. Ganz schwierig wurde es, als er in den Triellen im Fernsehen versuchte, aggressiv und zornig zu wirken. Die Bandbreite…war so groß, dass man es schwer hatte, einen emotionalen Anknüpfungspunkt zu finden.

Zur Körpersprache von Christian Lindner und Robert Habeck urteilte Stefan Verra so: „Was beide verbindet, ist, dass beide sehr wenig lächeln. Dabei wäre Lächeln wichtig, weil das Leichtigkeit und damit Souveränität vermittelt. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden ist, dass Habeck in seinen Bewegungen sehr sparsam ist. Lindner hingegen verfugt über die deutlich geschliffenere Körpersprache, etwa indem er seine Hand auch mal auf das Rednerpult niedersausen lässt. Damit vermittelt er mehr Kraft.“

Ergänzt wird die Beurteilung Lindners durch Jürgen Trittin, der 2017 federführend dabei war, als es bei den Jameika-Verhandlungen durch Lindners Verhalten nicht zur Regierungsbildung kam. Auf den Einwand, dass es auch diesmal nicht klappen könnte, antwortete Trittin: „Die FDP hat dazu gelernt, Ich glaube nicht, dass Christian Lindner den Fehler von 2017 wiederholen wird. Zum Zweiten glaube ich, dass die FDP tatsächlich den Schritt in die Regierung machen möchte.“

Stefan Verra schränkt ein, dass die Körpersprache keinen Aufschluss darüber geben könne, welche Koalition am Ende herauskommen wird . „Nein, das ist nicht möglich. Das wäre, als wenn man mit der Wünschelrute vorgehen würde.“
Als Wähler sind wir gespannt, was man uns für eine Regierung bescheren wird. Der Autor glaubt an das französische Sprichwort: „Hab“ Geduld, Alle Dinge sind schwierig, bevor sie leicht werden.“                                         Dr. Dieter Langer