Fischerorte mit Tradition in Vorpommern

01.09.2023 Sie fangen (noch) Hering, Dorsch, Zander, Flunder und Aal – die Ostsee- und Boddenfischer im Norden. Wir haben drei Küstenorte besucht und haben Ungewohntes entdeckt (www.myfish.vorpommern.de). 

Zu entdecken galten charmante Fischerorte und Häfen mit Herz. Heimatmuseen erzählen dort Geschichten von Dörfern und regionalen Berühmtheiten. In Vorpommern haben nicht nur Hansestädte ihren Stellenwert. Typisch bleiben Regionalität und Tradition. Zum Beispiel im alten Fischerdorf Stahlbrode auf dem Weg nach Stralsund. Ein idealer Ort für Urlaub und Erholung: unberührte Natur, frische Seeluft und Sonne am idealen Naturstrand. Das Dorf nennt sich auch „Tor zur Insel Rügen“. Denn von hier gelangt man mit der Autofähre über den Strelasund direkt auf die größte Insel Deutschlands. Wir treffen in der Früh Fischer Sylvio, der gerade vom mäßigen Fang heimkehrt. Der frische Fisch wird geputzt und gelangt sofort auf den Ladentisch. Mehrmals in der Woche wird auch geräuchert. Wir haben den Restrauch in der Nase und da gibt es praktisch kein Zurück mehr! Der leckere Heilbutt hat heute seinen Preis – aber so frisch und mit Hafenfeeling gibt es ihn selten. Im Ortskern liegt der Yachthafen mit Anleger für Segel- und Motorboote. Ein Bootsverleih, mit Booten die teilweise führerscheinfrei gefahren werden können, gehört auch dazu. Von Interesse auch der Bio-Landwerthof mit Schulbauernhof, Spielanlagen und Hofladen.

Fischerdorf Stahlbrode
Sylvio der Fischer
Ostseefisch

 Unser nächstes Ziel ist das denkmalgeschützte Wieck, eines der ältesten Fischerdörfer in Norddeutschland. Am Fluss Ryck teilen sich die Fischerboote die Anleger mit Yachten und Segelschiffen. Bei Ausfahrt geht es direkt in den Greifswalder Bodden. Im gepflegten Ortskern ragt ein majestätischer Turm der Bugenhagen-Kirche in den Himmel. Historisches Wahrzeichen des Dorfes aber ist die Zugbrücke aus Holz nach holländischem Vorbild. Noch immer werden die Klappen per Hand gezogen, um Schiffe passieren zu lassen. Rundherum ist die Fischerei hier noch allgegenwärtig. Ob Fischbrötchen, typisch regionale Fischgerichte oder ausgefallenere Kreationen – jedem eröffnet sich ein breites Angebot an kulinarischen Köstlichkeiten. Und traditionell findet am 3. Juli-Wochenende das Fischerfest „Gaffelrigg“ statt. Dann ist auch das bekannte Segelschulschiff „Greif“ zu bestaunen.     

Fischerboote
Klappbrücke
Wiecker Kirche

Schließlich auf unserer Tour Freest – das urige Fischerdorf direkt an der Peenemündung. Kennzeichen: Ursprünglichkeit und maritimes Flair. Hier kümmert sich gerade Fischer Matthias um seine Aalschnüre. Einer von 26, die heute noch regelmäßig raus fahren. Neben dem idyllischen Fischereihafen, dem größten in M-V, befindet sich auch die älteste Räucherei Vorpommerns. Ebenso einen Besuch wert ist das Heimatmuseum. Hier erfahren wir alles über die einzigartigen Freester Fischerteppiche. Sie werden auch „Perser der Ostsee“ genannt. Es handelt es sich um ein traditionelles handwerkliches Produkt aus Pommern, das insbesondere in der Weltwirtschaftskrise der 20er Jahre von Frauen und Kindern in Fischerdörfern als Zusatzverdienst geknüpft wurde. Jeder Teppich ist ein Unikat und besteht aus tausenden handgeknüpften Knoten. Motive sind Wasser, Wellen, Boote, Möwen, Anker, Stranddisteln und Fische, Greife und Hirsche in geometrischen Formen und gedeckten Farben. Mitbringsel der besonderen Art. Von Freest aus bietet eine Personenfähre nach Peenemünde die Möglichkeit, die Insel Usedom innerhalb kürzester Zeit und ohne Umwege zu erreichen. Das Fischerfest im Ort findet jährlich am 1. Augustwochenende statt und lockt tausende Gäste in das beschauliche Fischerdorf. Diesmal waren wir zu spät dran – aber nächstes Jahr gehen wir dort an Bord.

Fischerdorf Fresst
Fischer Matthias
Fresstler Teppich (Museum)

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