Gipfelsturm per Thüringer Bergbahn

Im Süden Thüringens, in der Nähe von Bad Blankenburg, fahren die Thüringer Bergbahn und die Schwarzatalbahn. Obstfelderschmiede, auf halber Strecke zwischen Rottenbach und Katzhütte, ist die Talstation der Thüringer Bergbahn. Hier beginnt bzw. endet eine DB-Fahrt der besonderen Art.

In den historischen Spezialwagen fährt man fast in Zeitlupe, mit  wunderbarem Blick in die Kulisse der Thüringer Landschaft bei einem Höhenunterschied von 323 Metern in 18 Minuten. Ganze 1,4 km mit einer Steigung von 25 % bis zur Bergstation Lichtenhain. Die bis heute steilste Standseilbahn der Welt wurde 1923 zum Transport normalspuriger Eisenbahnwaggons gebaut. Eine Straßenverbindung bestand zu den Höhenzügen des Schwarzatales damals nicht.

Die geniale Bergbahn besteht aus zwei unterschiedlichen Wagen, einem stufenförmigen Personenwagen und einer Güterbühne mit Aufsatzwagen. Der Erfinder, Eisenbahningenieur Dr. Wolfgang Bäseler, hat das System Standseilbahn so konstruiert, dass sich die zwei unterschiedlichen Wagen in der Mitte der Strecke kreuzen. Eine sichere und effektive Lösung. Heute kommt in den Sommermonaten bei schönem Wetter ein Bergbahn-Cabrio zum Einsatz. Wer die Station Lichtenhain erreicht hat, auf den wartet eine Kurzfahrt auf der nächsten 2,5 km Panoramastrecke nach Cursdorf. Mit Halt in Oberweißbach fahren zwei historische Elektrotriebwagen (Baureihe ET 479) aus den 60er Jahren. Für Technikbegeisterte besteht  das Angebot, das Maschinarium Lichtenhain zu besichtigen. Gewissermaßen ein Blick hinter die Kulissen der Bergbahn.

Im Herzstück der Bergbahn, dem Maschinenhaus, befinden sich die Antriebsanlage mit den Treibscheiben, den Motoren und den Bremsen. An verschiedenen Stationen werden den Besuchern Funktionsweise, Technik und Besonderheiten der Bergbahn interaktiv erläutert. Im Bergbahn-Kino reist man in vergangene Zeiten.

Wer Zeit für einen Zwischenstopp auf der Flachstrecke in Oberweißbach hat, dem seien das Memorialmuseum Friedrich Fröbel und der Fröbelwald mit Fröbelturm empfohlen. Vom Bahnhof bis zum Museum im Ort sind es 10 Minuten. Es ist dem großen Vorschulpädagogen und Begründer der Kindergärten gewidmet. Die ausgestellten Spielgaben, Falt-, Flecht- und Fädeltechniken in Fröbels Geburtshaus wecken immer wieder schöne Kindheitserinnerungen bei den Erwachsenen, während die kleinen Gäste ihrer Fantasie beim Spielen mit Holzbausteinen oder Legetäfelchen freien Lauf lassen können.

Auf der Rückfahrt zur Talstation erklärt die Zugbegleiterin, dass erst 1966 die Ära des Güterverkehrs auf der Bergbahn durch den Bau einer Straße zu Ende ging. Wenn nächstes Jahr das 100-jährige Jubiläum der denkmalgeschützten Bahn gefeiert wird, warten zahlreiche Überraschungen auf alle Thüringen-Touristen.  ok