Giraffenbulle bekommt Forschungsauftrag
Ein bisschen seltsam sieht es schon aus, was Max da heute auf dem Kopf spazieren trägt. Ist das eine Schirmmütze für Giraffen oder trägt er sein Lunch-Paket in einer Brotdose auf seinem Kopf mit sich herum? „Weder noch“, klärt Giraffen-Kurator Dr. Florian Sicks aus dem Tierpark Berlin auf. „Max unterstützt uns bei einem spannenden Forschungsprojekt zum Schutz der Giraffen im natürlichen Lebensraum. Dazu wird er in den nächsten Wochen immer mal wieder mit diesem Sender am Kopf zu sehen sein.“ Zusammen mit seinem Kollegen im Zoo, Dr. Tobias Rahde, unterstützt der Tierpark-Kurator ein Forschungsprojekt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), welches Bewegungsdaten von Giraffen sammelt und zu entschlüsseln versucht. In den letzten 30 Jahren haben sich ihre Bestände um fast 40% reduziert. Die größte Bedrohung stellt für die Giraffe der Verlust ihres Lebensraumes dar. Um die verbliebenen Giraffen besser schützen zu können, werden einzelne Tiere im natürlichen Lebensraum mit GPS-Halsbändern ausgestattet. So können Forscher herausfinden, wo die Tiere sich größtenteils aufhalten, damit geeignete Schutzzonen eingerichtet werden zu können. Neben den GPS-Daten liefern diese Sender auch Bewegungsdaten, die von den Forschern vor Ort bislang noch nicht ausgewertet werden können, weil es keine „Übersetzung“ der Daten in die dazugehörigen Verhaltensweisen der Tiere gibt.
Hier kommt Max ins Spiel: In einem Zoo ist es deutlich einfacher als in der afrikanischen Savanne, die Tiere genau zu beobachten. So wird Max den Sender in seinem Giraffen-Alltag tragen und dabei mehrere Stunden am Tag beobachtet: Wann frisst er Blätter? Wann läuft er? Wann döst er? „Es ist selbst in Zoos nicht einfach eine geeignete Giraffe für diese Art von Datensammlung zu finden“, erklärt Dr. Rahde. „Doch weil unser Max eine besonders vertrauensvolle Beziehung zu seinen Tierpflegern hat, haben wir unsere Unterstützung bei diesem Projekt angeboten. Einer unserer Tierpfleger konnte ihn mit viel Geduld und großem Engagement nach 10-monatigem Training so sehr an das Halfter gewöhnen, dass er es inzwischen kaum noch wahrnimmt.“ Neben Max sind noch zwei weitere Giraffen aus kanadischen Zoos Teil dieser Berliner Forschungsarbeit, die Dr. Anne Berger – Wissenschaftlerin am IZW – koordiniert. „Dank dieses vorbildlichen Gemeinschaftsprojektes der Berliner Zoologischen Einrichtungen, können Forscher im natürlichen Lebensraum zukünftig nicht nur sehen, wo sich die Giraffen aufhalten. Darüber hinaus werden sie auch noch wissen, was die Giraffen wo tun“, lobt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „Mit diesen Informationen können die Giraffen-Populationen noch gezielter geschützt werden.“
Doch nicht nur hier vor Ort treiben die Zoologischen Gärten Berlin die Forschung für den Artenschutz voran, auch im natürlichen Lebensraum der Giraffen engagieren sich beiden Einrichtungen für deren Schutz. Aus diesem Grund unterstützt die Zoo Stiftung das Wild Nature Institut, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, die für die Massai-Giraffe wichtigen Gebiete in der Tarangire-Region in Tansania zu schützen. Dabei fußt das Giraffenschutzprojekt auf drei Säulen: Forschung, Bildung und Schutz vor Wilderei. Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier: https://www.tierpark-berlin.de/de/natur-und-artenschutz/artenschutz-weltweit/giraffe
Ein Buch bring Hoffnung: Auch Besucher haben seit neuestem die Möglichkeit, einen direkten Beitrag zum Giraffenschutz in Afrika zu leisten: Die Shops in Zoo und Tierpark Berlin bieten seit April das Buch „Juma the Giraffe“ an. Die herzerwärmende Geschichte vermittelt großen und kleinen Lesern viele Besonderheiten über das Leben der Giraffe in Afrika. Indem sich gerade die kleinen Leser mit Juma identifizieren, entdecken sie gleichzeitig, dass jedes Individuum auf der Welt einzigartig ist. Herausgegeben wird das Buch vom Wild Nature Institute und ist Teil des von Zoo und Tierpark unterstützten Projekts. Mit dem Kauf unterstützen Zoo- und Tierparkbesucher direkt den Schutz der vom Aussterben bedrohten Massai-Giraffe in Tansania. Auch dort wird die Geschichte über „Juma the Giraffe“ eingesetzt, um die nachwachsende Generation für die Einzigartigkeit und den Schutz der Giraffen zu sensibilisieren. Dank finanzieller Unterstützung der Zoologischen Gärten Berlin konnte das Buch bereits an über 6.000 Schulkinder in Tansania verteilt werden. Denn ohne die Einbindung der lokalen Bevölkerung ist moderner Artenschutz nicht möglich.
Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.