Heumilch und alkoholfreier Wein

Die „Teller-Revolution“ der Ernährung hat viele Gesichter

Wissenschaftler aus 161 Ländern sind vor einiger Zeit der Frage nachgegangen, wie wir künftighin gesundes Essen für alle fast 8 Milliarden Menschen auf der Welt bereitstellen wollen. Es muss eine Ernährungsumstellung auf allen Ebenen stattfinden. Anders ausgedrückt: Verbraucher müssen anders essen. Landwirte müssen anders produzieren. Und die Politik muss diesen Wandel, also diese „Teller-Revolution“ dirigieren.

Die Allgäuer Hof-Milch GmbH muss z.B. viel „Aufklärungsarbeit“ leisten, um ihre sogenannte Heumilch bei den Kunden als hochwertiges, regionales Produkt verkaufen zu können. Erste Frage: „Was ist denn Heumilch überhaupt ?“. Antwort: „Das Besondere ist die Fütterung der Kühe. Im Sommer fressen die Tiere auf den Allgäuer Wiesen und Bergweiden Gräser und Kräuter. Im Winter werden sie mit Heu und Getreideschrot gefuttert. Außerdem ist Heumilch gentechnikfrei. Im Alpenraum ist diese Wirtschaftsweise eine jahrhundertalte Tradition, also ein „Ursprung der Allgäuer Kulturlandschaft“.

Aus der Heumilch werden dann auch weitere Produkte hergestellt wie Weißlacker, Biobutter und Rotweinkäse. Apropos Wein. Im Degustationsraum der Genossenschaftskellerei Heilbronn kann man die Verkostung eines Schaumweins mit erleben und ein außergewöhnliches Getränk sich auf der Zunge zergehen lassen, Man schmeckt alles Mögliche heraus – nur eines nicht: Alkohol. Denn der ist mit 0,1 Prozent ohne technische Hilfsmittel und allein mit den menschlichen Möglichkeiten, die Mund und Gaumen bieten, kaum festzustellen. „Das ist ein Teil der Kunst, ein echtes Sekterlebnis zu haben, ganz ohne Alkohol“, sagt ein immer wieder lächelnder Geschäftsführer Rainer Weber, der für den Vertrieb zuständig ist. Einwand: Bis zum heutigen Tag haben es alkoholfreie Getränke unverändert schwer, sich auf dem Markt durchzusetzen. Alkoholfreier Wein ist und bleibt (vorerst zumindest) ein Nischenprodukt.

Zurück zur Heumilch und damit zum Lebensmittelhandel-Geschäftsführer Feneberg aus Kempten, der zuversichtlich ist, dass sich die Heumilch in den Regalen der Märkte langfristig etablieren wird. Sie sei zwar nicht die „preisgünstigste Milch im Sortiment“, aber ein gutes und gesundes Nahrungsmittel.

Wir haben zu diesen Themen auch bei der Börde Käse GmbH in Vahldorf (Sachsen-Anhalt) nachgefragt, deren beide Geschäftsführer auf die Spezifik eines Unternehmens ( örtliche Bedingungen, Tradition, Produktionsweise ect.) hinwiesen. Wir machen aus der angelieferten Rohware 120 verschiedene Endprodukte, also 120 verschiedene Käsesorten. Und zwar von internationale Qualität, die uns innerhalb ganz kurzer Zeit zweimal in der Kategorie „Räucherkäse“ den „Käse-Oskar“ (Offiziell: „WORLD CHEESE AWARD“) eingebracht hat. Zugleich haben wir uns am Güteprogramm „Kleine Schule des Genießens“ von Rainer Lutz und Eva Koppenhöfer orientiert, die darin sieben Regeln der Genussfähigkeit formuliert haben.

Hier in Stichpunkten:

GENUSS BRAUCHT ZEIT (die man sich beim Verzehr nehmen muss),

GENUSS MUSS ERLAUBT SEIN (Essen ist eine angenehme Tätigkeit),

GENUSS GEHT NICHT NEBENBEI ( den muss man „organisieren“),

AUSSUCHEN, WAS DIR GUTTUT (sich das Passende aussuchen),

OHNE ERFAHRUNG KEIN GENUSS ( Herausfinden, was einem guttut),

GENUSS IST ALLTÄGLICH ( tägliche Routine ist erlernbar) und

GENUSS IST INDIVIDUELL (der Mensch ist ein Unikat, auch bei der Auswahl des Essens). Wir haben immer wieder darüber nachgedacht, was im Unternehmen besser zu machen wäre. Und damit sind wir gut gefahren und wollen deshalb diesen Weg weitergehen..

Dr. Dieter Langer