Hintergründe zum 6.Januar 2021

Weshalb sich der US-Generalstabschef sorgen musste

Die Flut der Berichte, Bücher und Filme, die sich mit den dramatischen Ereignissen des o.g. Tages, an dem etwa 10.000 Trump-Anhänger das US-Kapitol in Washington stürmten, um den Wahlsieg Joe Bidens gewaltsam zu kippen reißt einfach nicht ab. Doch keines der bisherigen Dokumente schlug so hohe Wellen wie die Enthüllung, die unter dem Titel „Peril“ („Gefahr“) jetzt an die Öffentlichkeit gelang. Darin schildern Bob Woodward, Journalist der „Washington Post“, und sein Kollege Robert Costa  skurril anmutende Szenen vor und nach dem Tag des 6.Januar d.J.

Unter Berufung auf unzählige Einzelheiten schreiben die beiden Reporter, dass US-Generalstabschef Mark Milley, also der oberste Soldat der US-Streitkäfte, nach dem Aufstand eine Sondersitzung im Pentagon einberufen hatte. Dort wies er seine im unterstehenden Generale an, keinen militärischen Befehl des noch im Amt befindlichen Präsidenten Trump zu folgen, ohne ihn ( also den Generalstabschef) zunächst persönlich zu informieren. Augenzeugen hatten berichtet, Mark Milley sei durch den Raum gegangen, habe jeden General in die Augen geschaut und gefragt: „Verstanden ?“.Der Hintergrund sei Milleys wachsende Sorge gewesen, der beschleunigte „geistige Verfall des Präsidenten“und damit die akute Angst, dass Trump „durchdrehen“ könne.. Das Dekret über den Truppenabzug aus Afghanistan lies Trump durch zwei Trump-Loyalisten verfassen und zwar hinter dem Rücken von Milley, des Verteidigungsministers des Nationalen Sicherheitsberaters und der damaligen CIA-Direktorin Gina Haspel.

Außerdem rief der Generalstabschef nach der Wahl den chinesischen General Li Zuocheng an, um ihm zu versichern, dass die USA keine Absicht hätten, China den Krieg zu erklären. Nach dem Putschversuch vom 6. Januar 2021 befürchtete Milley noch Schlimmeres, etwa einen „versehentlichen Krieg“ oder einen Versuch Trumps, einen Nuklearschlag in die Wege zu leiten.

Als sich am Tag vor dem Aufstand Trumps Anhänger vor dem Weißen Haus versammelten, schaute er aus dem Fenster. Seinem Vizepräsidenten Mike Pence soll er damals gesagt haben, wie „cool“ es wäre, wenn Pence, dem die Zertifizierung des Wahlergebnisses oblag, dies einfach verweigerte. Als die damalige Zwei im Weißen Haus dies kategorisch ablehnte, meinte Trump im Stile eines beleidigten kleinen Jungens: „Dann will ich nicht mehr Dein Freund sein.“

Die hier veröffentlichten Fakten basieren auf einem Beitrag von Peter DeThier in einer regionalen brandenburgischen Zeitung, die wiederum sind vermutlich der „Washington Post“ entnommen. Bisher sind mir keine Informationen bekannt geworden, wonach der Wahrheitsgehalt der Ereignisse in Frage gestellt worden ist. Das lässt den Schluss zu, wie labil der Frieden immer wieder sein kann.                                                         Dr. Dieter Langer