Kerstin bohrt riesigen Abwasserspeicher

Unter dem Mauerpark an der Bernauer Straße wird in 13 Meter Tiefe ein Stauraumkanal für 7.400 Kuikmeter Abwasser gebaut, der die Panke und die Spree in Zukunft vor Verunreinigungen schützen und das Fischsterben beenden soll. Der Baubeginn wurde markiert durch die Taufe der riesigen Tunnelbohrmaschine auf den Namen Kerstin.  Namensgeberin und Taufpatin war Kerstin Oster, Personalvorstand der Berliner Wasserbetriebe, die bei der Taufe um noch mehr Frauen und Mädchen für das innovative Umweltunternehmen warb: „Starke Frauen planen bei uns Projekte wie diesen Stauraumkanal, sanieren Kanäle, leiten Wasserwerke und den gesamten Abwasserbereich. Unsere Aufgaben wachsen und dafür suchen wir ständig Nachwuchs- und Fachkräfte.“

Um den Mauerpark möglichst wenig zu beeinträchtigen, wird der 654 Meter lange Stauraum-kanal mit einer Tunnelbohrmaschine zwischen der Bernauer und der Gleimstraße unterirdisch vorangetrieben. „Dieses auch für uns außergewöhnliche Großprojekt steht exemplarisch für unsere Strategie, unsere Infrastruktur mit deutlich wachsenden Investitionen stadtverträglich zu erneuern und auszubauen“, unterstreicht Wasserbetriebe-Vorstandschef Jörg Simon. „Für die sichere Ver- und Entsorgung bauen wir in diesem Jahr Anlagen im Wert von rund 320 Millionen Euro, davon 160 im Bereich der Rohr- und Kanalnetze. Zwei Drittel davon entstehen mit grabenlosen Verfahren.“

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: „Mit dem Stauraumkanal leisten wir einen wichtigen Beitrag für saubere Gewässer in Berlin und schützen so die Gesundheit der Berlinerinnen und Berliner. Solche Investitionen, mit denen sich Berlin an den Klimawandel anpasst, werden in Zukunft verstärkt notwendig sein.“ Künftig würden dezentrale, grüne Maßnahmen zur Verdunstung, Versickerung oder Nutzung von Regenwasser auf möglichst vielen Gebäuden und Grundstücken die großen meist unterirdischen Bauwerke ergänzen.

Rund 20 Millionen Euro investieren das Land Berlin und die Berliner Wasserbetriebe im Verhältnis von 60 : 40 bis Ende 2019 in das Projekt, zu dem neben dem Stauraumkanal auch ein Entleerungspumpwerk an der Gleimstraße und Verbindungsbauwerke zu den Kanalisationsgebieten beiderseits des Mauerparks gehören. Mit dem Stauraumkanal im Mauerpark beginnt der Schlussspurt des Sanierungsprogramms für die Berliner Mischwasserkanalisation, das mit Dutzenden Projekten ein Gesamtvolumen von über 300.000 Kubikmetern umfasst, wovon 240.000 Kubikmeter bereits fertig sind.

 Die Tunnel-Technik im Steckbrief

Der Stauraumkanal

  • verhindert da Überlaufen von Mischwasser bei Starkregenereignissen in unsere Gewässer
  • ist 654 Meter lang, Außendurchmesser 4,50 Meter, Innendurchmesser 3,85 Meter,
  • liegt mit seiner Sohle im Durchschnitt fast 9 Meter unter dem Park und hat zwischen der Bernauer und der Gleimstraße ein Gefälle von 2 Promille bzw. 1,30 Metern
  • besteht aus 218 Rohren, von denen jedes fast 32 Tonnen wiegt und die bei Berding Beton in Badeborn bei Quedlinburg hergestellt worden sind und die nur nachts und polizeibegleitet geliefert werden können,
  • ist mit einem einstaubaren Volumen von 7.400 Kubikmetern das größte bisher in Berlin errichtete Speicherbauwerk in der Kanalisation,
  • kann die Regenereignisse aus den Wohngebieten nördlich und südlich des Mauerparks mit einer Fläche von 175 Hektar aufnehmen,
  • liegt im Radialsystem Berlin IV (Pumpwerk an der Bellermannstraße in Wedding), in dem durch Erhöhung von Überlaufschwellen sowie ein im Frühjahr 2018 an der Bornholmer Straße errichtetes Stauwehr 3.740 Kubikmeter weiterer Stauraum geschaffen worden sind und
  • wird ca. 50 Mal pro Jahr ganz oder teilweise gefüllt und von einem Pumpwerk an der Gleimstraße danach wieder in die Kanalisation zurück entleert.

Die Tunnelbohrmaschine

  • gehört der Wayss & Freytag Ingenieurbau AG, ist 12 Meter lang und 134 Tonnen schwer,
  • besitzt eine Leistung von 1.200 kNm und
  • hat eigentlich „nur“ einen Durchmesser von 3,64 Metern und wurde für das Tunnelmaß mit einem Außenrohr auf 4,50 Meter „aufgedoppelt“, wie die Fachleute sagen.

Beim Vortrieb

  • der etwa 8 bis 10 Wochen dauert, werden am Tag bei 24 Stunden-Einsatz 10 bis                 15 Meter geschafft,
  • löst der Bohrkopf den Boden und zerkleinert Steine, die von einer Schnecke in Loren gefördert und zur Startbaugrube gefahren werden,
  • werden täglich 25 bis 30 Lkw-Ladungen Abraum abgefahren,
  • werden die einzelnen Tunnelrohre mit der Bohrmaschine an der Spitze von sechs Hydraulikzylindern und einer Kraft von bis zu 16.600 kN vorgepresst und
  • werden alle ca. 180 Meter Zwischenpressstationen mit zusätzlichen Hydraulikzylindern eingesetzt, um die mit dem stetig wachsenden Kanal steigenden Reibungskräfte zu beherrschen. Damit bewegt sich der Kanal schlangenartig vorwärts.

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.