Kunst im Trafoturm
Im Oderbruch wächst nicht nur das begehrte Bio-Gemüse. Brandenburger Künstler haben jot w.d. die kleinste Galerie der Welt gestaltet: In alten Transformatorenhäuschen. Wir haben sie im Landkreis MOL entdeckt; in Regenmantel und in Reitwein. Seit 2012 zeigt der Verein KunstRegen e.V. Kunst dort, wo sie niemand vermutet: Abseits der großen Kulturpfade und Kunsttempel, an einsamen Orten, in der Natur.
Beide Trafotürme wurden vor dem Abriss bewahrt und so als Denkmal jüngerer Industriearchitektur erhalten…für das Dorf, für die Kunst, für die Menschen. Wo früher Strom transformiert wurde, werden heute Ideen, Phantasien, Träume in die Realität transformiert.
Die zwei Galerien liegen an der europäischen Radwanderroute im Oderbruch, nahe der Grenze zu Polen.
Das Trafohäuschen wird auch Trafoturm, Transformatorenstation, Transformatorenhaus, Umspannstation, Netzstation, Turmstation, Stromturm, Stromhäuschen oder Elektroturm genannt. Wer kennt ihn nicht den alten Trafoturm, aus dessen Bauch ein gefährliches Summen dröhnte (…).
Die Transformatoren sind Mittelspannungstransformatoren, die unseren Strom – meist zwischen 10.000 und 20.000 Volt – in 230-400 Volt für den Hausgebrauch umwandeln (umspannen). Ab der Jahrhundertwende 1900 entstanden die Turmstationen, die insbesondere durch den Einfluss des Heimatschutzes bzw. der Heimatschutzarchitektur individuell und in großer „Artenvielfalt“ gebaut wurden. In Deutschland gibt es heute ca. 600.000 Transformatorenstationen. Bis Anfang der 1980er Jahre wurden Umspannstationen in Freileitungsnetzen als Turmstationen ausgeführt.
Im Zuge der Modernisierung des Stromnetzes, der Umstellung der alten Freileitungen auf Erdkabel, wurden viele jetzt funktionslos gewordenen Stationen abgerissen. Nur wenige 100 haben überlebt. Im kleinen Dorf Niewisch in der Niederlausitz am Schwielochsee steht diese schöne alte denkmalgeschützte Turmstation von 1924 aus unverputztem Backstein. Bei unserer Visite war das Storchennest leider verwaist. Viele Transformatorenstationen wurden nach dem Ende ihrer Nutzung von Naturschützern übernommen und zu Artenschutztürmen umgebaut. In bzw. an diesen Türmen werden Nistkästen für Vögel und Fledermauskästen angebracht. Teilweise werden auch Nistgelegenheiten für Insekten und im Bodenbereich Verstecke für Amphibien geschaffen.
Hier ein Beispiel aus Fienstorf im Landkreis Rostock (M-V). Wer also künftig mit wachen Blicken auf seinen Exkursionsrouten unterwegs ist, hat die Chance, einen der letzten Trafotürme zu entdecken. Txt.+ Foto: ©OK, J.Wiesemann
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