Milcherzeugung im In- und Ausland

Das 9. Berliner Milchforum fand vom 15. bis 16. März 2018 in Titanic Chaussee Hotel in Berlin mit rund 500 Teilnehmern statt. Das Thema der Tagung lautete: „Deutsche Milch im internationalen Wettbewerb“, zu dem sich hochkarätige Referenten äußerten.

 

Hans Holtorf, stellvertretender Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes (MIV) und Geschäftsführer der frischli Milchwerke GmbH Rehburg-Loccum, erklärte beim jährlichen Branchentreff die Marktlage: „Die deutlich besseren Milchpreise im letzten Jahr waren gut für Milcherzeuger und Molkereien. Gekennzeichnet war 2017 aber auch von steigenden Milchmengen in Europa und weltweit“.

 

Die deutschen Milcherzeuger haben im Jahr 2017 insgesamt 31.256 Mio Tonnen Milch an deutsche Molkereien geliefert. Die mit dem Vorjahr fast identische Milchmenge geht insbesondere auf eine Steigerung der Milchproduktion im zweiten Halbjahr 2017 zurück. In der EU erhöhte sich die angelieferte Milchmenge auf knapp 156 Mio t (2,1 %), getrieben von Steigerungen in Irland, Polen, Großbritannien und Italien.

 

Wie Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin Zentrale Milchmark Berichterstattung GmbH, erläuterte, konnte die EU ihren Marktanteil am Welthandel im Vorjahr bei steigenden Exporten ausbauen und den Rückstand gegenüber dem weltgrößten Milchexporteur Neuseeland verringern. Die Milcherzeuger in Neuseeland hatten Ende 2017 Anfang 2018 unter einer Dürre gelitten, weshalb die Milcherzeugung im Januar 2018 um 4,9 Prozent gesunken ist. Das hat vermutlich dazu beigetragen, das die Weltmarktpreise in den ersten Wochen des Jahres 2018 gestiegen sind. Die USA exportierten Käse, Molkenpulver und Magermilchpulver; steigender Importbedarf wird in China vermutet. Die Milcherzeugung wächst innerhalb der EU in den klassischen Importländern wie Italien, Spanien und Großbritannien, was sich auf die deutschen Exporte auswirken könnte, jedoch gibt es durch den bevorstehenden Brexit Unsicherheiten.

 

In Deutschland steigen die Anforderungen der Gesellschaft und des Einzelhandels an die Milcherzeugung, was den Aufwand und die Kosten erhöht. Einen massiven Zuwachs erfuhr 2017 die Erzeugung von Biomilch (+18,7 %). Damit liegt der Anteil am Milchaufkommen nun bei 3 Prozent. Allein im Dezember 2017 wurden fast

32 Prozent mehr Biomilch erzeugt als im Vorjahr. Die hohen und stabilen Erzeugerpreise für Biomilch hatten vermehrt Milcherzeuger in Deutschland und auch in den EU-Nachbarländern motiviert, ihre Milchproduktion auf biologische Produktion umzustellen. In diesem Jahr scheint sich diese Entwicklung fortzusetzen.

 

Die Erzeugerpreise für Rohmilch stiegen 2017 kontinuierlich. Von zunächst rund

32 Cent je kg bis auf fast 40 Cent am Jahresende. Damit erreichten die Butterpreise zeitweise den Rekordpreis von 7 Euro/kg.

 

Holtorf berichtete weiter, dass der europäische und internationale Handel mit Käse erneut zulegte. In den meisten EU-Mitgliedstaaten wurde mehr Käse hergestellt als im Vorjahr, die Molkereien weiteten ihre Produktion aus und der Käseexport erreichte ein Rekordergebnis.

 

Schwierig für den Butter- und Käsemarkt könnte es allerdings werden, sollten die Milchmengen in Europa in den nächsten Monaten überproportional steigen. Dann könnten die Preise für Butter, Käse oder Frischeprodukte unter Druck geraten. Bereits im Vorjahr hatten Irland , Großbritannien, Polen und Italien ihre Mengen erhöht, so auch Nordamerika. Auch in Ozeanien stieg die Milchmenge, so dass derzeit global ausreichend Rohstoff zur Verarbeitung zur Verfügung steht.

 

„Die Versorgung des heimischen Marktes mit hochwertigen Milchprodukten und die Stärkung der Exportaktivitäten sind wichtige Pfeiler für den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit. Dabei bedarf es jedoch auch politischer Unterstützung“, erklärte Karsten Schmal, Milchbauernpräsident – Deutscher Bauernverband e.V. und Präsident Hessischer Bauernverband e. V.

 

Im Hinblick auf eine verschärfte Anwendung des Artikels 148 der gemeinsamen Marktorganisation von landwirtschaftlichen Erzeugnissen der EU warnte Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des MIV: „Wenn der Staat uns zwingen möchte, Preise und Menge im voraus mitzuteilen, erreicht er, dass „Mondscheinpreise“ abgegeben werden. Wir erwarten auch von der neuen Bundesregierung Vernunft und wissenschaftliche Begleitung bei eventuellen Gesetzesvorhaben in dieser Richtung“.

 

„Natürlich unterliegen Vertragsbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien Veränderungen. Einerseits werden geänderte Rechtsnormen in Kaufverträgen von Rohmilch oder Milchlieferordnungen abgebildet, andererseits führen neue gesellschaftliche Anforderungen an den Rohstoff Milch zur Anpassung der Vertragsbeziehungen“, erläuterte Heuser.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.