Nachlese“ im Sinne von Nocheinmal-Lesen

Als im Verlag Das Kulturelle Gedächtnis der hochinteressante Briefband „Briefe aus der DDR 198a-1990″ auf der vorweihnachtlichen Büchermarkt auftauchte, begann der „wir von hier.berlinerverlag.com“ mit einer Artikelserie Norbert Koch-Klaucke eine Art Gegenstück zur erwähnten Publikation zu schaffen. Der war“. Ich überlasse es der gebildeten Leserschaft, sich zu erinnern, was die Wahrheit ist. Allein bezüglich der DDR-Erfolge bei der Zeck war leicht zu erkennen: Es geht um eine Verkleinerung der Stellenwerts der DDR im Verhältnis zur Bonner Bundesrepublik. Die Serie titelt „Wir im Osten. Geschichten aus unserer Heimat“. Der Autor erklärt z.B.: „Warum das Sparwasser-Tor der einzige (fußballerische) Glanzpunkt der Ost-Nationalelf Olympischen Spielen. Wer wüsste das nicht.

Inzwischen habe ich den Bildband ein zweites Mal gelesen. Diesmal nicht als einer, der eine Rezension darüber zu schreiben hatte, sondern als ein ganz gewöhnlicher Leser. Und ich lies all das Gelesene am geistigen Augen mit dem Blickwinkel „Wie war das vor damals mehr als dreißig Jahren eigentlich ?“ vorüberziehen. Da wurden viele eigene Erfahrungen wieder wach, als ich noch keine 60 Jahre alt war, Invalide und schwerbehindert. Heute bin ich inzwischen Einundneunzig und auf Grund einer bestimmten Krankheit keine 60 Kilo mehr schwer. Aber noch immer voller Tatendrang – ein im Ruhestand angekommener Unruheständler, der im Rahmen seiner verbliebenen journalistischen Möglichkeiten immer noch dafür sorgt, dass unsere wichtigen Lokalblätter durch unsere entlohnungslose Tätigkeit noch erscheinen können. Also, ehrenamtliche Arbeit. Ich liebe noch immer meine mir ans Herz gewachsene alte Heimat mit all ihren Stärken und Schwächen. In diesem Land habe ich gelebt, gearbeitet und geliebt. Meine Gerdi und ich haben 2022 unsere Gnadenhochzeit (70 Jahre ) gefeiert.

Zusammenfassend: Das Buch von lngrun Spazier gefällt mir heute noch besser las zum Zeitpunkt der Rezension, weil viele der Wahrheiten, die in den damaligen neun Briefen noch als Vorahnung niedergeschrieben waren, sich inzwischen als bittere Realität (Stichwort: Treuhand) erwiesen. Viele Westdeutsche glaubten aus ihrer Unkenntnis, es handele sich um ein ostdeutsches Mentalitätsproblem. Inzwischen wurden sie selbst davon eingeholt. Stärken wir unser Selbstbewusstsein.

Die Psychoanalytikerin Anette Simon, Tochter des bekannten Schriftsteller-Ehepaares Christa und Gerhard Wolf, beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der ostdeutschen Identität und wurde jetzt eingeladen zu den „Brandenburger Gesprächen“ ins Cottbuser Staatstheater. Ihre Mutter gehörte zu den profiliertesten deutschsprachigen Schriftstellerinnen. Ihr Vater wird als Autor ,Herausgeber, Lektor und Verleger in der DDR verehrt. Sie sagt:  „Es war ein sehr offenes Haus, in dem auch andere kritische Autoren-zusammenkamen. Diese Atmosphäre hat mich geprägt“. Anette Simon sagte am Vorabend des am 9. Januar stattgefundenen Gesprächs: „Ich will mich einmischen“. So wie es Ingrun Spazier bereits mit ihrem Briefband „Briefe aus der DDR 1989 1990″ (Verlag DAS KULTERELLE GEDÄCHTNIS) beeindruckend getan hat.

Zusammenfassend: Ingrun Spazier und Anette Simon mischen sich jede auf ihre Art ins gelebte Leben ein. Sie wollen ihren Beitrag dazu leisten, dass die Wahrheit über die DDR gesagt wird. Das Deutschland als Ganzes ehrlich widergespiegelt wird. Viele Westdeutsche glaubten aus ihrer Unkenntnis, dass das auch heutige Verhalten der Ostdeutschen ein Mentalitätsproblem sein. Nein, es hat ganz einfach mit der ostdeutschen Identität zu tun. So sind wir sozialisiert.

Das Buch von Ingrun Spazier gefällt mit heute noch besser als zum Zeitpunkt der Rezension, weil viele der Teilwahrheiten, die in den damaligen neun Briefen noch als Vorahnung niedergeschrieben waren, sich inzwischen als bittere Realität (Stichwort:Treuhand) erwiesen haben.

Wir Alten möchten, wenn möglich, unser Lebensende im Frieden verbringen können. Und den Heranwachsenden soll das alles erspart bleiben, was wir an Vorkrieg, Krieg und Nachkrieg erleiden mussten. In diesem Sinne ein 2023, dass friedensgeprägt sein möge.

Ein Beitrag für MEDIENINFO-BERLIN von Dr. Dieter Langer