Neu entdeckt: Brandenburger Milch- & Käsestraße

Teilstrecke 2: Stolzenhagen –  Alt-Tucheband –  Buchholz   

Von Bandelow reisen wir südwärts zum nächsten Hof in Lunow-Stolzenhagen. Er nennt sich „Stolze Kuh“ und ist seit 2014 in den Händen von Anja und Janusz Hradetzky. Im bäuerlichen Demeter-Betrieb steht die wesensgemäße, naturnahe Milchviehhaltung mit kuhgebundener Kälberaufzucht, behornten Tieren, Vollweide, Bullen in der Herde und Heu-Fütterung im Winter im Mittelpunkt. 30 Kühe alter Zweinutzungsrassen weiden auf Naturschutzflächen des Nationalparkvereins Unteres Odertal. Die Käseherstellung betreut Käsemeisterin Katharina, die uns gleich ihre aktuellen Kreationen Schnittkäse Bockshornklee, Schwarzkümmel sowie Pfeffer und Natur vorstellte. Eine spezielle Sorte hat sie Crotte de Vache getauft. Die Besonderheit für alle Käseangebote: Jede Charge hat andere Nuancen. Das kommt daher, dass die Kühe auf großen Weiden ihr Futter selber suchen. Ähnlich ist es mit dem Fleisch mit hoher Nährstoffdichte, weil die Tiereihr ganzes Leben auf der Weide Gras und Kräuter fressen. Der Hof der Hradetzkys gehört zum Netzwerk der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau. Hier kann auch ein Weidebesuch angemeldet oder beim Melken am Weidemelkstand zugeschaut werden (www.stolzekuh.de).  

Hof Stolze Kuh in Stolzenhagen  

Unsere nächste Visite führt uns zum Oderbruch Hof in Alt-Tucheband. Hier dominiert in der Herde die Rasse Weiße Deutsche Edelziege, bekannt für ihre sehr gute und hohe Milchleistung. Auf dem Hof leben 35 bis 45 Ziegen, die alle einen Namen haben. Dazu gesellen sich zwei Hütehunde. Das Ehepaar Nickel hat den Hof im Januar 2011 übernommen und diesen wieder zu einem kleinen Bauernhof ausgebaut. Sie wären schon etwas weiter, wenn nicht die C-Pandemie zu Einbußen geführt hätte. Das Projekt Stallausbau fordert auch viel Kraft und Finanzen. Die Tierhaltung unter einem Blechdach hat zudem viele Tücken. Jedenfalls floriert der Hofladen jetzt wieder mit Ziegenkäse, Fleisch und Wurst von der Ziege, Ziegenfrischkäsepralinen, handgemachten Ziegenmilchseifen und Fellen. Und die Oderbrucher freuen sich schon auf die diesjährige Brandenburger Landpartie am 12.und 13. Juni (www.oderbruch-hof.de).    

Ziegen vom Oderbruch Hof     

 Langsam nähern wir uns der selbstgesetzten Zielmarke auf der Käsestraße: der Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH in Buchholz. Ein landwirtschaftlicher Großbetrieb mit insgesamt 3.400 Hektar Ackerfläche. Inzwischen in 2. Generation führen die Geschwister Benjamin und Fabian Meise die Geschäfte. Ein ganz wichtiger Pfeiler der Gesellschaft ist Jens Abelt, der Herdenmanager für die insgesamt 740 Kühe. Unter Verzicht von gentechnisch veränderten Futtermitteln werden täglich ca. 20.000 kg QM-zertifizierte Milch produziert. Die Verarbeitung erfolgt dann zum Großteil gleich in der eigenen Molkerei. Dabei hat sich die Firma mit einem agrarischen Vollprofil ein interessantes Alleinstellungsmerkmal geschaffen: die „MilchQuellen“. Das sind öffentliche Milchzapfanlagen, an denen zapffrische Hofmilch bezogen werden kann. Wir haben die Tanksäule im Hofladen nicht bedient, da empfohlen wird, die Frischmilch vor dem Verzehr auf 72 Grad zu erhitzen. Insgesamt werden 22 dieser Automaten im Berliner Umland täglich frisch beliefert. Milch mit Originalgeschmack (www.milchquelle.de). Wie alle Milchbauern haben auch die Buchholzer ihre Probleme mit den unterbewerteten Milchpreisen, die eine stabile Entwicklung der Höfe ausbremsen. Als Zukunftsprojekt beteiligen sie sich aktiv am neuen Kooperationsnetzwerk „Klimagerechte Bauernhöfe“. Das sieht unter anderem auch Energieanlagen auf stillgelegten Flächen vor, auf denen das Regendefizit in Brandenburg stetig größer wird. Insgesamt zeigt die Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH, wie nachhaltige Landwirtschaft im Einklang mit der Natur funktionieren kann (www.agarfrisch.de).

Milchquelle am Hof Buchholz               Frischmilch-Zapfanlage

Unsere 2-Tage-Käsetour führte durch schattige Alleen, über glatte Straßen und holprige Dorfwege. Allein das Erlebnis Landschaft war diese Reise wert. Mit Stand 2021 haben sich insgesamt 35 Hof- und Dorfkäsereien sowie Käsefachgeschäfte der Brandenburger Milch- & Käsestraße angeschlossen. Interessierte können bei Hofbesuchen Menschen und Tiere kennenlernen, die Käsereien besichtigen sowie die Produkte probieren und kaufen. Zudem gibt es Angebote für Hofkäse-Schulen, in den Besucher selbst Käse herstellen und erfahren können, wie beschwerlich die Käserei ist. Ob in der Uckermark, im Oderbruch, im Spreewald, in der Niederlausitz oder in Potsdam – auf allen Höfen leben und arbeiten engagierte Hofkäserinnen und Hofkäser und verarbeiten feinste, naturbelassene Milch von Kühen, Büffeln, Schafen und Ziegen. Daraus wird würziger Käse, cremiger Joghurt und Quark oder feines Hofeis. Zum Beispiel das berühmte Brandenburger „Fürst-Pückler-Eis“ aus Vanille-, Erdbeer- und Schokoladeneis. Viel Vergnügen beim Schlemmen (www.hofkaese.de).             gk