Neues aus dem Tierpark Berlin : Auswilderung trotz Hindernissen

Foto: Wisent/ Tierpark Berlin

Tierpark Berlin und WWF wildern Wisente im Kaukasus aus

Ein wuchtiger Schädel, ein kräftiger Vorderkörper und bis zu einer Tonne Gewicht – es ziehen wieder urige Wisente durch den Kaukasus. Vor über 90 Jahren wurde der letzte Wisent im Kaukasus erschossen und die Tierart somit in ihrem natürlichen Lebensraum ausgerottet. Nun ist es erneut gelungen, fünf weitere Wisente aus europäischen Zoos wohlbehalten in den Norden Aserbaidschans – in die Auswilderungsstation im Shahdag-Nationalpark – zu transportieren. Darunter befindet sich mit dem im Zoo Berlin geborenen Wisentbullen Beppo (2) auch ein waschechter Berliner.

„Durch ihren großen Nahrungsbedarf üben Wisente einen beachtlichen Einfluss auf die Vegetation aus“, erläutert WWF-Experte Aurel Heidelberg die Wichtigkeit der Großpflanzenfresser für die Natur. „Dank ihnen entstehen im Wald offene Flächen und damit Lichtungen und Sonneneinstrahlung bis zum Boden. Dies wiederum unterstützt eine natürliche Dynamik und die Strukturierung der Bergwälder mit Nischen für viele Tier- und Pflanzenarten.“ Die Wiederansiedlung der Wisente leistet also einen maßgeblichen Beitrag für den Erhalt der biologischen Vielfalt im Kaukasus. In diesem Jahr hätte die weltweite Pandemie den wilden Wisenten jedoch beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ursprünglich war die große Reise für das Frühjahr 2020 geplant, doch aufgrund der, durch das Corona-Virus verursachten, unsicheren Lage musste die gesamte Aktion verschoben werden. Doch nun konnten – gerade noch rechtzeitig vor der großen Winterkälte – die fünf zotteligen Riesen am 23. November 2020 endlich ihre weite Reise antreten.

Der Berliner Wisentbulle wurden dabei von vier Kühen begleitet, die im Rahmen des internationalen Projekts aus dem Zoo Rostock, dem Tiergarten Bernburg und dem belgischen Wildtierpark Domaine de Grottes de Han vor einigen Monaten in den Tierpark Berlin gezogen waren. Die nächsten Monate wird die Wisent-Herde sich in einem umzäunten Areal an die neue Heimat gewöhnen, bevor die Tiere im kommenden Frühjahr am Fuße des Kaukasus-Gebirges ausgewildert werden. „Um ihren Aufenthaltsort nachvollziehen zu können, wurden die Wisente mit modernen GPS bzw. Sende-Halsbändern ausgestattet. So werden dieTiere auch aus der Ferne auf ihrem neuen Lebensweg begleitet “, erklärt Tierpark Kurator Dr. Florian Sicks. „Es ist uns sehr wichtig, dieses Projekt – trotz aller Hürden vor denen wir aktuell stehen – auch in diesem Jahr unterstützen. Auch wenn aktuell andere Themen die Nachrichten dominieren, benötigen bedrohte Tierarten auch in diesen Zeiten unsere Hilfe“, verkündet Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative des aserbeidschanischen Umweltministeriums, dem WWF, der EAZA (europäischer Verband der Zoos und Aquarien) sowie nationalen Partnern vor Ort. Die Finanzierung wurde unter anderem durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über die KfW-Entwicklungsbank sichergestellt.

Quelle: Zoo-Berlin