NOW oder never

  Alternativ mobil in BADEN-WÜRTTEMBERG    

 Die drei Buchstaben N O W stehen für „Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“. Ihr Medienteam hatte eine Schar von Fachjournalisten nach Stuttgart eingeladen. Thema: Alternative Antriebe und Kraftstoffe. Beste Beispiele dafür gibt es derzeit in Baden-Württemberg. Auf dem Weg, den Verkehrssektor zu dekarbonisieren.     

Feldversuch Elektroauto       

 Ganz genau nennt sich das Pilotprojekt „“E-Mobility-Allee“. Die Netztochter des Stromanbieters EnBW hat sich dazu ein typisches Wohngebiet mit Eigenheimen in Ostfildern nahe Stuttgart ausgesucht. Im Jahrestest in 10 Haushalten der Belchenstrasse 10 Elektroautos von VW, Renault und BMW. Projektleiterin Dr. Selma Lossau erläutert die Ziele: „Das Elektroladen von Pkw im privaten Bereich fordert auch die Netzbetreiber heraus. Deshalb wollen wir wissen: Wie ist das Ladeverhalten der Menschen? Wie wirkt das auf das Stromnetz? Welche intelligenten Speicher brauchen wir? Wie kann ein Lademanagement helfen?“  

Foto1: Ladung E-Auto 
Foto2: Projektleiterin Dr. Selma Lossau

 Dabei lagen die höchsten Klippen beim Start des Vorhabens. Denn auf Skepsis bei den Bewohnern trifft man naturgemäß. Zumal alle Diesel oder Benziner fahren. Dann das Problem mit der noch knappen Reichweite der E-Mobis… Schließlich fehlende Ladestationen.Unterstützend dann im Versuch wurde für jedes Haus eine 22 kW-Wallbox installiert, die als Heim-Ladestation arbeitet. Im Wohngebiet ergänzt hat die Fa. Netze BW zudem Batteriespeicher und intelligente Messtechnik in der Trafostation. Untersucht wurde während der Projektphase auch: Was passiert, wenn alle Bewohner der E-Mobility Allee zum gleichen Zeitpunkt ihr E-Auto aufladen und wie lässt sich das Ladeverhalten kunden- und zugleich netzfreundlich steuern?

Foto 3: Trafostation

Alles in allem: Die neuen E-Mobilisten von Ostfildern haben alle Tücken gemeistert. Ein Blackout blieb aus und die Belastung im Niederspannungsnetz war weniger hoch als befürchtet. Aber neue Netzideen beginnen jetzt. Denn E-Mobilität braucht starke Stromnetze (https://www.netze-bw.de/). In den nächsten Projekten sollen praktische Erfahrungen in einer städtischen Region mit großen Wohnblocks gesammelt werden. Da geht es um die Ausrüstung von großen Tiefgaragen. Von den 100 Stellplätzen sollen 20 bis 30 elektrifiziert werden. Als Versuchsgebiet ist die Gemeinde Tamm im Landkreis Ludwigsburg vorgesehen. Geplant ist ein weiterer Versuch in einer ländlichen Region. Wieder mit wissenschaftlicher Begleitung. Viel Arbeit noch bis 2030. Dann sollen sechs Millionen E-Autos auf Deutschlands Strassen rollen…

Minister fördert neue Technologien   

Im Verkehrsministerium nimmt sich Minister Winfried Hermann Zeit für die Pressevertreter. Er erläutert seine Ansprüche an die Verkehrswende und die Strategien zur Umsetzung in Baden-Württemberg: „Das Land hat in den vergangenen Jahren bei der Elektromobilität enorme Fortschritte gemacht. Die neue Technologie ist an vielen Stellen im Land sichtbar und wird von den Menschen im Alltag genutzt, im ÖPNV, im Carsharing, als elektrische Taxis, in gewerblichen oder kommunalen Flotten, im Pendlerverkehr und nicht zuletzt in den Fuhrparken des Landes Baden-Württemberg.“ Als eine von vier deutschen Vorzeige-Regionen mit Schaufensterfunktion wird LivingLab Baden-Württemberg besonders gefördert. Das anerkannte Autoland setzt sich ein für die Elektrifizierung des Antriebsstranges in Hybrid-, Brennstoffzellen- und batteriebetriebenen Fahrzeugen sowie für neue Fahrzeugkonzepte und automatisiertes Fahren. Ein historischer Transformationsprozess.  

Foto 4: Verkehrsminister W. Hermann              

Fliegen mit der Brennstoffzelle

Am DLR-Institut für Technische Thermodynamik, Stuttgart, forscht Prof. Josef Kallo mit seinem Team auf dem Gebiet des emissionsfreien elektrischen Fliegens. Dabei dreht sich alles um den Einsatz der Brennstoffzelle. Im Vordergrund stehen sowohl Systeme für Verkehrsflugzeuge wie etwa Notstromaggregate und Bordenergiesysteme als auch Antriebssysteme für Kleinflugzeuge.    

Foto 5: Prof. Dr. Josef Kallo

Bereits 2016 absolvierte das viersitzige Passagierflugzeug HY4 erfolgreich seinen offiziellen Erstflug. Die HY4 ist das weltweit erste Flugzeug seiner Art, das allein mit einem Wasserstoffbrennstoffzellen-Batterie-System angetrieben wird. Die Sicherheitsanforder-ungen und die Zuverlässigkeit müssen dabei sehr hohen Ansprüchen genügen. Aber nicht allein darin liegen die strategischen Anforderungen. Es geht um das Trium von Funktionalität, Qualifizierung und Zertifizierung. Der Elektroingenieur und Pilot Kallo will sein emissionsfreies Flugzeug vom 4-Sitzer auf einen zunächst 40-Sitzer übertragen. Das Ziel bleibt die Marktreife für dieses Flugsystem. Erfüllt werden sollen die Bedingungen fürden Einsatz im Regionalflugverkehr. Insgesamt denkt der Forscher auch an eine CO2-freie Produktion von Wasserstoff. Dies erfordere eine eigene H2-Industrie für die Luftfahrt auf solarer Grundlage,(http://h2fly.de/).  

Foto 6: HY4 

  Zu den Forschungserfolgen beim Fliegen auf Basis der Brennstoffzelle gehört auch das im selben Stuttgarter Institut entwickelte System Bugrad. Damit geht es leise und abgasfrei über das Rollfeld, z.B. beim Airbus 320. Neben diesen Projekten wird auch intensiv geforscht an Einsatzmöglichkeiten von synthetischen KaftstoffenIn das neue Jaz Hotel waren zum Abschlußmeeting weitere Experten eingeladen. Torsten Herbert, Programm- und Bereichsleiter bei NOW, erläuterte die Vergabepraxis bei aktuellen Projekten zur E-Mobilität. Vertreter von SSB und Daimler stellten den tiefgreifenden Wandel in ihren Firmen duch E-Mobilität vor, so z.B. die Ausrüstung von Lkw für das elektrische Fahren mit Oberleitung. Fazit: Ersichtlich wurden Gesamtpakete zum Gelingen von Energie- und Verkehrswende in Deutschland. Die Gesellschaft NOW steht dabei für eine ganzheitlich saubere und effiziente elektrische Mobilität in einem integrierten Energiesystem mit den Schlüsseltechnologien Batterie, Wasserstoff und Brennstoffzelle. gk

Foto ©1-5 gk; 6 DLR