Nur im Dschungel

Rotschenkliger Kleideraffe – ausgefallenster Primat

Im dichten Dschungel der Halbinsel Son Tra an der Küste Zentralvietnams lebt eine herrliche Kreatur , die viele Farben trägt und sich gut zu verstecken versteht. Der lange weiße Schwanz, die rot-braunen Beine, die hellen Arme, schwarze Hände und ein orangefarbenes Gesicht mit weißem Bart – das sind die Merkmale des Rotschenkligen Kleideraffen. Wenn er sich in voller Pracht zeigt, dann wird niemand in Abrede stellen können, dass er zu den seltensten und schönsten Primaten dieser Erde zählt liegt.

Schätzungen zufolge bevölkern nur noch etwa 2.000 Exemplare unseren Planeten, sagt Zoologe Anthony Barker. Die meisten leben auf der vietnamesischen Halbinsel Son Tra und im Nachbarland Laos, erzählt der 28-jährige Brite. Er vergleicht sie mit einem „weisen Santa Claus“. Manche Gäste, die das große Glück haben, sie zu sehen, werden bei ihrem Anblick ganz emotional. „Einige fangen  an zu weinen, wenn sie einen solchen Affen von ungewöhnlicher Schönheit zu Gesicht bekommen“, schwärmt Barker.

Kein Wunder, dass Zoologen versucht haben, sie zu zähmen. Die, die es versucht haben, sind meist kläglich gescheitert. Das hat auch mit ihrer Ernährungsweise zu tun. Der Rotschenklige Kleideraffe (Pygathrix nemaeus) lebt ausschließlich auf Bäumen und frisst hauptsächlich Blätter. Beispielsweise: das Naturschutzgebiet in Son Tra ist mit seinen zahlreichen Katappen- und Feigenbäumen das ideale Habitat – anders als ein Zoo oder ein Tierpark.

Und ein anderes Problem: Sperrt man das Tier in einen Käfig, so verliert es oft an Farbe. Die größte Bedrohung für die Primaten aber ist der Mensch (Thema: Wilderer, die die Tiere jagen, weil ihr Fleisch und ihre Gehirne als Zutat für die traditionelle asiatische Medizin gebraucht werden). Die Zahl der Kleideraffen nimmt auch wegen des Verlusts des natürlichen Lebensraums schon seit Jahrzehnten ab. In den letzten drei Generationen (36 Jahre) sei die Zahl der Tiere um 80 Prozent zurückgegangen.

In den nächsten 36 Jahren ist die Vermutung, könnte die Rate sogar noch höher liegen. Die vietnamesische Regierung greife gegenwärtig mit harten Strafen durch, um die bedrohten Tiere besser zu schützen. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) unterstützt sie dabei, da sie befürchtet, dass  ihre Roten Liste“ („…vom Aussterben bedrohte Tiere“) immer länger werden könnte. Lasst „Santa Claus“ auch weiterhin im Dschungel zur Freude der Menschheit !                Dr. Dieter Langer