Picasso in Neuhardenberg    

„Dies ist der östlichste Auftritt von Picasso“, erklärt Prof. Markus Müller, Direktor des Picassomuseums in Münster, zum Auftakt der aufwändig gestalteten Ausstellung. Zum 20-jährigen Jubiläum der Stiftung Schloss Neuhardenberg (Landkreis MOL) werden Druckgrafiken von Picasso, Maillol, Braque und Laurens gezeigt. Titel: Auf der Suche nach Harmonie – Picassos Klassizismus und die Moderne.

Zu sehen sind rund 70 Radierungen, Lithografien und Malerbücher von Pablo Picasso und seinen Zeitgenossen Georges Braque, Aristide Maillol und Henri Laurens. Die Schau ist eine Kooperation der Stiftung Schloss Neuhardenberg mit dem Kunstmuseum Pablo Picasso Münster. Das Thema der Exposition scheint aus heutiger Sicht aktueller denn je: Die Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg markierte in der Kunst der Moderne eine Phase der Abkehr vom unbegrenzten Fortschrittsglauben.

Areal der Ausstellung

Im Angesicht des Schreckens beider Weltkriege im 20. Jahrhundert rangen die Künstler unter dem Paradigma der „Rückkehr zur Ordnung“ um eine Neuausrichtung der Moderne. Aus der Auseinandersetzung mit der griechisch-römischen Antike entwickelten sie eine klassizistische Formensprache.

Auftaktgespräch mit Dr. Heike Kramer (l), Geschäftsführerin der Stiftung und Nicole Czerwinka, Pressechefin

Anschaulich zeigen die Ausstellungsmacher, welch überraschend produktives Verhältnis wichtige Vertreter der modernen Kunst zur Ästhetik der Antike hatten. Inspiriert von Texten antiker Autoren wie Vergil oder Ovid und vom intensiven Studium antiker Plastiken schufen Picasso und seine Zeitgenossen einen von der Suche nach Harmonie geprägten klassizistischen Linienstil.

Lithographie von Picasso: Musizierender Faun

Dieser wird deutlich erkennbar in vielfältigen Werken, in Radierungen, Lithografien und bibliophilen Malerbüchern, die zu den Höhepunkten des druckgrafischen Schaffens der Moderne zählen. Seine Begeisterung für antike Skulpturen führte bei Picasso zu einem variantenreichen und spielerischen Umgang mit den klassizistischen Kompositionsthemata. Nicht zuletzt spiegelt die Wahl seiner Bildthemen wie Akte, Badende oder am Strand spielende Personen eine Reverenz an die Antike wider.

Picasso-Lithografie um 1945

Gegenübergestellt sind Picassos Bildkompositionen in der Ausstellung mannigfaltige Aktdarstellungen des französischen Bildhauers und Grafikers Aristide Maillols. Auch hier dominiert der Geist der Harmonie. Im weiteren Teil der Ausstellung sind teilweise aus bibliophilen Malerbüchern stammende Lithographien, Radierungen und Holzschnitte von Laurens und Braque ausgestellt.

Die 4 Harmoniekünstler

Die wertvollen Exponate aus den Beständen des Kunstmuseums Pablo Picasso Münster treten gewissermaßen in einen anregenden Dialog mit Gipsabgüssen aus dem Archäologischen Museum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Eine beeindruckende Schau für einen erlebten Kunstgenuss. 

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Kontakt: Nicole Czerwinka, Tel.: 030/88929018, E: presse@schlossneuhardenberg.de