Raumfahrt unverzichtbar
Von globaler Krisenabwehr über Arbeiten im Homeoffice bis hin zur live-Kommunikation in sozialer Isolation – in der Corona-Krise zeigt sich, wie unverzichtbar Raumfahrt und ihre Anwendungen für das Funktionieren und den Alltag unserer Gesellschaft sind.
Gleichzeitig trifft diese Krise auch die Unternehmen der Raumfahrtindustrie. Die Produktion ist teilweise bereits stark gesunken. Die Partner – unsere Auftraggeber, die staatlichen Raumfahrtagenturen ESA und DLR und die Raumfahrtindustrie – arbeiten derzeit mit Hochdruck konstruktiv und solidarisch zusammen, um die schlimmsten Auswirkungen zu vermeiden, Prozesse anzupassen und die Projekte unter erschwerten Bedingungen weiter voranzubringen. Dadurch soll die gesamte Lieferkette der Raumfahrt, vom mittelständischen Zulieferer bis zum Systemhaus aufrechterhalten werden. Zudem vertrauen alle Raumfahrer in Industrie und Forschung darauf, dass Bundestag und Bundesregierung weiterhin die strategische und wichtige Rolle der Raumfahrt für das Leben auf der Erde anerkennen und weiterhin investieren.
„In der Krise zahlt sich die strategische Weitsicht von Bundesregierung und Bundestag in den letzten Jahrzehnten aus“, sagte Marco Fuchs, Vizepräsident Raumfahrt des BDLI und Mitglied im Präsidium. „Die staatlichen Investitionen in Raumfahrt sichern Satellitenanwendungen in den wichtigen Bereichen Klima- und Erdbeobachtung, Navigation und Telekommunikation. Raumfahrt ermöglicht Digitalisierung, Home-Offices und Telemedizin. Dies erlaubt uns in der aktuellen Krise eine Quarantäne ohne Kontaktverlust, entlastet das Gesundheitssystem und hält viele Unternehmen am Laufen. Es zeigt sich einmal mehr, dass Raumfahrt Staatsaufgabe ist und bleibt.“ Fuchs betonte: „Noch nie war es offensichtlicher als in dieser schweren Krise, dass Investitionen in die Schlüsseltechnologie Raumfahrt Investitionen für das unmittelbare Wohl aller Bürgerinnen und Bürger und deren direkten Nutzen sind.“
„Die Leistungen der Raumfahrt garantieren derzeit in vielerlei Hinsicht das Funktionieren unserer Gesellschaft und unseres Alltages. Es ist vielen Nutzern gar nicht bewusst, dass Raumfahrt eine kritische Infrastruktur darstellt, die uns auch von zuhause Kontakt mit Familie und Kollegen halten lässt. Sie schafft Nähe auch in der Entfernung, im Beruf wie im Privatleben“, ergänzte Andreas Hammer, BDLI-Präsidiumsmitglied, „und ermöglicht Wissensvermittlung und damit den Schulunterricht von Millionen Schülerinnen und Schülern.“
ESA-Generaldirektor Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner unterstrich: „In derartig massiven Krisen werden übergeordnete Systemstärken und -schwächen deutlich sichtbar. Es wird für jeden erkennbar, dass Raumfahrt mehr ist als ein Nischenthema, es ist Infrastruktur mit Breitenwirkung. Die verschiedenen Raumfahrtaktivitäten machen z.B. das Ausmaß der Krise bezüglich der Wirtschaft durch Erdbeobachtung sichtbar, Satellitenkommunikation ermöglicht Telemedizin und Fernunterricht u.v.m. Gleichzeitig ist aber auch die inspirierende Wirkung von anspruchsvollen Projekten wie die Internationale Raumstation ISS oder Wissenschaftsmissionen zu Planeten und zum Verständnis des Universums gerade in schwierigen Zeiten wichtig, um nach vorn zu schauen. In diesen Zeiten ist Raumfahrt in besonderem Maß geeignet, die Europäische Wirtschaft durch langfristige Projekte wettbewerbsfähig zu halten. Schließlich ist es die Raumfahrt, die unser Umweltbewusstsein durch Information über die globalen Veränderungen stärkt. Denn selbst in dieser schweren Zeit fahren wir fort mit den Bemühungen um unsere Umwelt, durch Berücksichtigung des Klimawandels und der Gefahren im und aus dem Weltall.“
„Die satellitengestützte Erdbeobachtung ermöglicht es, aktuelle Veränderungen aufgrund der Corona-Krise überall auf der Welt zu erfassen und zu kartieren. So können wir die Reduzierung von Emissionen messen und gewinnen so wertvolle Daten für die Erforschung des Klimawandels. Gleichzeitig zeigt uns die Krise, dass kritische Infrastruktur in der Raumfahrt wie das deutsche Raumflugkontrollzentrum im DLR selbst unter schwierigen Bedingungen voll einsatzfähig ist“, erläuterte Frau Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR, „und wir erleben, wie kreativ unsere Mitarbeitenden sind. 3D-Drucker für Hightech Anwendungen in der DLR Forschung werden jetzt genutzt, um Atemschutzmasken und dringend benötigte Ventile für Beatmungsgeräte herzustellen.“
Mit Absage der ILA 2020 wird auch die größte und bedeutendste Raumfahrtausstellung, der Space Pavilion 2020, nicht zustande kommen. Diese Plattform ist eines der entscheidenden Alleinstellungsmerkmale dieser weltweit führenden Innovationsmesse der Luft- und Raumfahrt. Der Space Pavilion wird seit 1992 in bewährter Partnerschaft vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), der European Space Agency (ESA), dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) ausgerichtet. Auf 4.500 m² präsentieren Raumfahrtagenturen, Wissenschaft und Raumfahrtunternehmen gemeinsam Innovationen und Entwicklungen aus der Raumfahrt – grenz- und länderübergreifend. Die Partner hatten für 2020 ein spektakuläres Raumfahrtkontrollzentrum geplant, um die Raumfahrt in all ihren Facetten und ihrer Faszination darzustellen. Dies wird nun auf der nächsten ILA im Jahr 2022 zu sehen sein. Bis dahin ist es vordringliche Aufgabe der Raumfahrt, Deutschland und Europa sicher durch die Krise zu helfen und zu unterstützen.
Ein Beitrag von Edelgard Richter / Dela Press