Schlafmangel als Stressfaktor

Viele Erwachsene bekommen zu wenig Schlag. In Deutschland liegt die Schlafdauer bei 12 Prozent der Bevölkerung bei fünf Stunden oder weniger. Ein Drittel gibt in Umfragen an, regelmäßig unter Einschlaf- oder Durchschlafstörungen zu leiden. Die Folgen sind nicht nur Erschöpfung und Müdigkeit am Tag darauf. Auch der Blutdruck steigt an. „Der Effekt zeigt sich bereits nach einer schlaflosen Nacht“, erläuterte Professor Dr. med. Bernd Sanner, Ärztlicher Direktor am Agaplesion Bethesda Krankenhaus in Wuppertal und Vorstandsmitglied der deutschen Hochdruckliga. „Menschen, die regelmäßig weniger als sechs Stunden schlafen, haben ein Risiko von 60 Prozent, einen erhöhten Blutdruck zu entwickeln. Kommen gleichzeitig noch Einschlag- oder Durchschlafstörungen hinzu, steigt das Risiko für eine Hochdruckerkrankungen um das Vierfache“.

 

Die Gründe liegen laut Professor Sanner in einer vermehrten Aktivität des sympathischen Nervensystems, das den Menschen in einen „Kampf-oder-Flucht“-Modus schaltet. Schlafmangel ist ein möglicher Auslöser. Auch die Ausschüttung von Stresshormonen in den Nebennieren ist erhöht. Neuere Untersuchungen zeigen, so der Experte, dass Schlafmangel darüber hinaus die Entzündungsaktivität im Körper erhöht: „Dies führt dann zu einer Störung des Blutzuckerstoffwechsels und zur beschleunigten Gefäßverkalkung“. Eine Reihe von Beobachtungsstudien hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Schlafstörungen und Schlafmangel auf diese Weise langfristig Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern. Professor Sanner erläuterte: „Die Patienten haben ein erhöhtes Risiko, an einem Herzinfarkt oder chronischem Herzversagen zu erkranken und zu sterben“.

 

Die Auswirkungen von Schlafstörungen oder Schlafmangel auf den Blutdruck können Kardiologen heute in der Langzeit-Blutdruckmessung beobachten. Die Patienten tragen dabei über 24 Stunden ein Gerät, das regelmäßige Blutdruckmessungen durchführt. Bei gesunden Menschen kommt es in der Nacht zu einem Abfall des Blutdrucks um etwa zehn bis 20 Prozent. Bei Menschen, die zu wenig oder schlecht schlafen, ist dieses sogenannte „Dipping“ abgeschwächt oder aufgehoben. „Im Extremfall kommt es sogar zu einem nächtlichen Anstieg des Blutdrucks“, erläuterte Professor Sanner. Langfristig ist dies ein tödliches Risiko. „Ein verändertes nächtliches Dipping, das sogenannte Non-Dipping, ging in Studien ebenfalls mit einer erhöhten Sterblichkeit einher“, berichtete der Experte. „Bei einem nächtlichen Anstieg des Blutdrucks war das Sterberisiko verdoppelt“.

 

Schlafmittel können des Problem nach Einschätzung von Professor Sanner nicht lösen: „Die Patienten müssen zusammen mit ihren Ärzten nach den zugrunde liegenden Ursachen suchen“. Häufig hilft nach seiner Erfahrung eine verbesserte Schlafhygiene mit regelmäßigen Schlafzeiten und der Vermeidung von extremen Belastungen sowie von Alkoholkonsum in den Abendstunden. Auch seelische Belastungen könnten für die Schlafstörungen und damit für den hohen Blutdruck verantwortlich sein.

 

Eine weitere häufige Ursache ist die sogenannte obstruktive Schlafapnoe, die mit lautem Schnarchen und Atemaussetzern im Schlaf einhergeht. Professor Sanner erklärte: „In den häufigen Atempausen kommt es regelmäßig zu einem Anstieg des Blutdrucks, der in der Summe dann das nächtliche Dipping aufhebt“. Patienten mit hohem Blutdruck und auffälligen Langzeit-Blutdruckwerten sollten deshalb auch im Schlaflabor untersucht werden. „Schlafmangel und mögliche zugrunde liegende Schlafstörungen sollten immer Teil der ärztlichen Anamnese bei Bluthochdruck sein“, betonte er. „Insbesondere dann, wen Patienten auf die Therapie nicht ansprechen oder die 24 Stunden Messung ein Non-dipping zeigt“.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.