Schmerzfrei leben

 Der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie fand vom 24. bis 27. Oktober 2017 auf dem Messegelände Süd in Berlin statt. Einer der Schwerpunkte war unter dem Motto „Bewegung ist Leben“ unter anderem die schmerzfreie Bewegung beim Stehen, Laufen oder Sitzen sowie das Thema „Kinderorthopädie und Kindertraumatologie“, ebenso die Versorgung im Terror- oder Katastrophenfall sowie die interdisziplinäre Versorgung im Spitzensport.

 

Knochenbrüche bei Kindern und Jugendlichen erfordern spezielle orthopädische und unfallchirurgische Kenntnisse. Frakturen heilen meist einfacher und schneller als bei Erwachsenen, aber es muss berücksichtigt werden, dass Kinder sich noch im Wachstum befinden. Da für Kinder und Jugendliche bisher noch kein spezielles modernes Behandlungsverfahren entwickelt wurde, besteht auf diesem Gebiet noch viel Forschungsbedarf. In Studien wird das Risiko für einen Knochenbruch bei Jugendlichen bis zum Ende des Wachstums auf 15 bis 45 Prozent beziffert.

 

Professor Dr. med. Thomas Wirth, Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Klinik, Klinikum Stuttgart, berichtete, dass durch die Aufnahme von syrischen Flüchtlingsfamilien mit Kindern die besondere Situation entstanden sei, dass sehr viele Kinder mit orthopädischen Problemen behandelt werden müssten, insbesondere kleine Patienten mit Hüftdyplasien, aber auch Knochenbrüche und Kriegsverletzungen. Ärzte und Pflegepersonal werden hier vor besondere Herausforderungen gestellt, da insbesondere Verständigungsschwierigkeiten auftreten. Inzwischen habe man zwei Dolmetscher für Arabisch eingestellt.

 

Im Laufe ihres Lebens leiden bis zu 85 Prozent der Menschen in Deutschland an Kreuzschmerzen. Sie sind der häufigste Grund für einen Besuch beim Orthopäden. Allerdings haben die Schmerzen bei den meisten keine organische Ursache, wie etwa eine Entzündung an der Wirbelsäule oder ein Wirbelkörperbruch. Solche Schäden kann der Arzt nach einem Patientengespräch bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. Eventuelle psychische Belastungen und Probleme im sozialen Umfeld sollten jedoch erfragt werden. Stress, Ängste oder Probleme im Beruf oder in der Familie können Rückenschmerzen ebenso begünstigen wie Fehlhaltung, Bewegungsmangel oder harte Arbeit. „Seelische Belastungen und Rückenprobleme können sich sogar gegenseitig verstärken“, sagte Professor Dr. med. Andrea Meurer, Ärztliche Direktorin der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim FFM.

 

Um akute Rückschmerzen zu lindern, hilft vor allem Bewegung: „Wir raten Patienten deshalb, trotz der vermeintlichen Einschränkung körperlich aktiv zu sein. Wer sein Bewegungsprogramm Schritt für Schritt wieder aufnimmt und sich täglich bewegt, trägt immens zu seiner Genesung bei“, sagte Professor Dr. med. Bernd Kladny, Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Herzogenaurach. Bei den meisten Betroffenen gehen die Schmerzen nach einigen Wochen von selbst deutlich zurück. „Schmerzmittel und Entzündungshemmer können Patienten gut dabei unterstützen, wieder in Bewegung zu kommen. Diese sollen so kurz wie möglich in geringstmöglicher Dosierung eingesetzt werden. Bettruhe dagegen könne die Schmerzen verstärken und sogar dazu führen, das diese chronisch werden. Deswegen wird auch von passiven Therapien wie Massage oder Taping abgeraten. Wenn Medikamente und die Behandlung der Symptome keine deutliche Linderung bringen, kann sich der Patient zusätzlich für eine Akupunktur entscheiden.

 

Arthrose im Kniegelenk muss nicht immer gleich eine Operation bedeuten. Sport kann helfen, die Erkrankung zu bremsen. Gerade bei Gelenkproblemen sollte sich viel bewegt, aber das Gelenk wenig belastet werden. Bewegung verbessert nach einer Operation auch das Zusammenspiel zwischen Kunstgelenk, Muskeln und Knochen. Empfohlen werden Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf, Schwimmen, Aqua-Jogging und Wassergymnastik, Rudern, Ausdauertraining auf dem Crosstrainer sowie Krafttraining im Fitnessstudio. Schädlich für die Gelenke sind dagegen Sportarten wie Squash, Hand-, Fuß- oder Volleyball, Joggen, Reiten, alpiner Skisport oder Tennis wegen der hohen Stoßbelastung.

 

Professor Dr. Meurer erklärte: „Wenn Medikamente, Bewegung und Physiotherapie nicht mehr helfen, ist eine Endoprothese für Senioren oft die letzte Möglichkeit, ihren Lebensabend schmerzfrei und beweglich zu genießen“. In den USA wird zwar weniger operiert, dafür werden aber mehr Schmerzmittel verschrieben. Dadurch sind sehr viele Menschen von Opiaten abhängig geworden.

 

Vor einer Wirbelsäulen-Operation scheuen viele Menschen erst einmal zurück. Bei Verletzungen, Tumoren, Infektionen oder krankhaften Verformungen der Wirbelsäule ist jedoch häufig eine Operation notwendig und kann lebensverlängernd sein. Wenn deutliche Lähmungen und Taubheitsgefühle auftreten oder Blase und Darm ihren Dienst versagen, soll operiert werden. Starke Schmerzen, die den Betroffenen im Alltag einschränken, können ebenfalls der Anlass für eine Operation sein, sofern die nicht-chirurgischen Maßnahmen ausgeschöpft sind. „Hat der Patient Zweifel, ob eine Operation das Richtige für ihn ist, sollte er sich bei einem anderen Orthopäden oder Unfallchirurgen eine zweite Meinung holen“, sagte Professor Meurer.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.