Sofja-Kovalevskaja -Preise

Im Atrium der Deutschen Bank AG wurden am 22. November 2018 die Sofja-Kovalevskaja-Preise der Alexander von Humboldt Stiftung verliehen. Insgesamt fünf Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher aus dem Ausland erhielten die mit jeweils bis zu 1,65 Millionen Euro dotierten Preise, die von der Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek zusammen mit dem Präsidenten der Alexander von Humboldt Stiftung Hans-Christian Pape überreicht wurden.

 

Mit dem Preisgeld können die Wissenschaftler fünf Jahre lang ohne administrative Zwänge an einer selbst gewählten Hochschule oder Forschungseinrichtung in Deutschland arbeiten. Bewerben können sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen aus dem Ausland, die ihre Promotion vor nicht mehr als sechs Jahren mit einem herausragendem Ergebnis abgeschlossen haben.

 

Die Auszeichnung ist einer der höchstdotierten Wissenschaftspreise Deutschlands und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

 

Die Preisträger widmen sich sehr unterschiedlichen Forschungsgebieten: Dr. Aydan Bulut-Karslioglu wurde in der Türkei geboren und beschäftigt sich mit Entwicklungsbiologie, d. h. inwieweit sich Umwelteinflüsse auf den Embryo im Mutterleib auswirken. Dr. Kenji Fukushima aus Japan forscht über fleischfressende Pflanzen; Dr. Milica Gasic aus Serbien über Künstliche Intelligenz; Dr. Hitoshi Omori aus Japan beschäftigt sich mit theoretischer Philosophie und Dr. Fritz Renner aus Deutschland mit Psychologie, insbesondere Depressionen.

 

Benannt ist das Programm nach der 1850 in Moskau geborenen Mathematikerin Sofja Kovalevskaja, die schon als Kind von einem Onkel in die Mathematik eingeführt wurde. Als sie 15 Jahre alt war, erkannte ein Nachbar ihre mathematische Begabung und setzte sich dafür ein, dass Sofja Unterricht in höherer Mathematik erhielt. Damals durften Frauen in Russland weder studieren noch an Vorlesungen teilnehmen, einen eigenen Reisepass erhielten sie auch nicht, weshalb eine Reise in den vermeintlich liberalen Westen von den an einem Studium interessierten Frauen geplant wurde. Eine Auslandsreise war nur in Begleitung des Vaters oder eines Ehemannes möglich, deshalb heiratete Sofja den Studenten Kowalewski.

 

Sie ging nach Heidelberg und durfte 1869 als Gasthörerin ein Studium aufnehmen. 1870 wechselte sie nach Berlin, wo sie Privatstunden von Karl Weierstraß, einem der bedeutendsten Mathematiker der damaligen Zeit, erhielt. Ab 1872 arbeitete sie an ihrer Dissertation, die 1874 bei der Universität Göttingen eingereicht wurde, wo sie den Doktortitel summa cum laude erhielt. Danach wollte die Mathematikerin in Russland unterrichten, was ohne russisches Magisterexamen nicht möglich war. Kovalevskaja zog sich ins Privatleben zurück, riskante Grundstücksgeschäfte ruinierten die Familie, weshalb sie nach Paris ging, wo sie in die Pariser Mathematische Gesellschaft gewählt wurde. Der schwedische Mathematiker Gösta Mittag-Leffler, ein Schüler von Weierstraß, konnte ihr dann eine Stelle als Privatdozentin an der Universität Stockholm vermitteln, was 1883 in allen Zeitungen Schwedens erwähnt wurde, weil es so ungewöhnlich für eine Frau war. 1889 erhielt sie an der dortigen Universität eine Professur auf Lebenszeit. Sie verstarb 1891 an den Folgen einer Lungenentzündung.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.