Statistisches Jahrbuch 2017 vorgestellt

 Das Statistische Bundesamt Wiesbaden stellte am 20. Oktober 2017 in Berlin das Statistische Jahrbuch 2017 vor, 2,5 Kilogramm schwer und für 71,00 Euro zu kaufen. Schwerpunkt der Präsentation war „Deutschland in Europa“, die von Dr. Georg Thiel, Vizepräsident des Bundesamtes, vorgestellt wurde. „Was dabei manchmal zu kurz kommt, ist der Blick auf das alltägliche Leben der Bürgerinnen und Bürger in der EU. 60 Jahre nach Unterzeichnung der römischen Verträge bietet es sich an, eine Zwischenbilanz zu ziehen“, erklärte Dr. Thiel.

 

Deutschland gehört zu den Gründungsstaaten der europäischen Gemeinschaft. Aus ursprünglich sechs Ländern sind jetzt 28 Mitgliedstaaten geworden. Flächenmäßig macht Deutschland gerade einmal 8 Prozent der EU aus, der Anteil an der Gesamtbevölkerung von über 500 Millionen lag 2016 bei rund 16 Prozent; am EU-weiten Bruttoinlandsprodukt hat Deutschland einen Anteil von etwa 21 Prozent.

 

Dr. Susana Garcia Diez, zuständig für Internationale Statistik beim Statistischen Bundesamt, informierte, dass 2016 Waren im Wert von 708 Milliarden Euro aus Deutschland in andere EU-Staaten exportiert wurden. Das entspricht 59 Prozent der gesamten deutschen Exporte. Die wichtigsten Zielländer waren Frankreich, Großbritannien und die Niederlande. 58 Prozent aller Importe nach Deutschland kamen aus einem EU-Land, insbesondere aus den Niederlanden, aber auch aus Frankreich und Italien.

 

Etwa 4,3 Millionen Personen leben in Deutschland mit einem ausländischen Pass. Rund 783.000 haben einen polnischen Pass, gefolgt von 611.000 Personen aus Italien und 534.000 aus Rumänien. Nach Auskunft von Eurostat lebten 2016 rund 850.00 Deutsche im Ausland; 176.000 in Österreich, 142.000 in Spanien und in Großbritannien 137.000.

 

Der Arbeitsmarkt in Deutschland befindet sich in guter Verfassung mit einer Erwerbslosenquote von 4,2 Prozent; nur Tschechien hat mit 4,0 Prozent weniger Arbeitslose. Problematisch ist die Situation im Süden Europas. 2016 hatte in Griechenland jede vierte Erwerbsperson zwischen 15 und 64 Jahren keine Arbeit (23,7 %) und in Spanien fast jede fünfte (19,7 %). Auch die Jugenderwerbslosenquote in der EU ist hoch. Zwischen 2010 und 2015 lag sie kontinuierlich über 20 Prozent. 2016 hatten in Griechenland 47 Prozent der 15- bis 24-jährigen keine Arbeit, in Spanien waren es 44 Prozent und in Italien

38 Prozent, während sie in Deutschland lediglich 7 Prozent betrug.

 

Durchschnittlich lag das Bruttomonatseinkommen 2014 in der EU bei 2.560 Euro; in Deutschland bei 3.045 Euro. In sieben EU-Staaten lag es im Durchschnitt höher als in Deutschland, jedoch muss dabei die Kaufkraft in den einzelnen Ländern berücksichtigt werden, denn mit 1 Euro lässt sich in Sofia mehr kaufen als in Paris. Mehrere osteuropäische Länder kommen nur auf einen monatlichen Verdienst von unter 1.000 Euro. 2015 verdienten Frauen in Deutschland 22 Prozent weniger als Männer. Auch in anderen EU-Staaten verdienten Frauen im Durchschnitt weniger als Männer, so dass sie auch geringere Rentenansprüche erwerben können.

 

Die Lebenshaltungskosten in verschiedenen EU-Ländern wurden von Sybille von Oppeln-Bronikowski, Direktorin beim Statistischen Bundesamt, erläutert. In 17 EU-Staaten war das Preisniveau 2016 niedriger als in Deutschland. So kostete in Spanien ein vergleichbarer Korb von Waren und Dienstleistungen 11 Prozent weniger als in Deutschland; am günstigsten war Bulgarien, wo man 58 Prozent weniger als in Deutschland zahlte. Teurer als bei uns war hingegen Dänemark, wo die Lebenshaltungskosten 34 Prozent höher waren.

 

Für Wohnen sowie Essen und Trinken muss fast überall ein Großteil des Einkommens aufgewendet werden. In Deutschland wurden 2015 für Lebensmittel 10,5 Prozent ausgegeben, in Frankreich 13,3 Prozent und in Italien 14,3 Prozent. In Ländern mit geringem Einkommen musste dafür deutlich mehr ausgegeben werden. So waren es in Rumänien 29,4 Prozent, in Litauen 23,4 Prozent und in Estland 20,7 Prozent. Im EU-Vergleich ist ein großer Anteil der deutschen Bevölkerung durch Wohnkosten überbelastet. 15 Prozent der Deutschen mussten im Jahr 2016 mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen ausgeben.

48 Prozent der deutschen Bevölkerung lebte 2015 zur Miete; in Österreich waren es 44 Prozent. Auch in Ländern mit einem hohen Wohlstandsniveau blieb dann für einen Urlaub nichts mehr übrig; in Deutschland waren des 20 Prozent, wobei besonders Alleinerziehende und Alleinlebende betroffen waren.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.