Ungeplante Honig-Plauderei

Blütenpollen – eine Wunderwaffe der Natur

Es passiert leider ganz selten, dass ich meinen Freund Frank, den leidenschaftlichen Imker aus Thüringen, der inzwischen seine Zelte in Brandenburg aufgeschlagen hat, zu einer ungeplanten Plauderei greifen konnte. Diesmal hat’s geklappt.

Sag mal, wann beginnt denn eigentlich die Honig-Saison und wie lange ist dieses edle Produkt dann haltbar ?

Frank: Ab Ende Mai wird dieses Jahr abgefüllt. In Deutschland geht man von einer zweijährigen Haltbarkeit aus. Genießbar ist er sicherlich auch noch länger.

Hier muss ich mal nachfragen. Sind Haltbarkeit und Genießbarkeit zwei unterschiedliche Daten ?

Frank: Kürzlich habe ich in der Fachpresse gelesen, dass schon vor 3.000 Jahren in ägyptischen Pyramiden Honig gefunden worden ist. Er wäre theoretisch auch heute noch essbar, ist praktisch aber ungenießbar, weil mittlerweile alle Aromen weg sind, Honig besteht zu 80 Prozent aus Frucht- und Traubenzucker, der den Honig auf natürliche Weise haltbar macht.

Was muss ich als Verbraucher bei der Aufbewahrung denn beachten ?

Frank: Lasse vor allem keine Brotkrümel oder Ähnliches in den Honig fallen. Denn dann wird er anfällig für Bakterien und kann verderben. Glasdeckel fest verschließen, nicht der Sonne aussetzen. Er sollte trocken, dunkel und kühl aufbewahrt werden.

Wovon hängt es ab, ob der Honig fest oder flüssig ist?

Frank: Vom Verhältnis von Glukose zu Fruktose. Bei mehr Fruktose bleibt der Honig flüssig. Ein Zeichen von guter Qualität ist es, wenn der Honig kristallisiert. Durch eine bestimmte Rührtechnik kann man kristallisierten Honig cremig machen.

Man sagt, Blütenpollen seien gewissermaßen eine „Wunderwaffe der Natur“. Ist das nicht eher ein Griff in die Marketingschublade ?

Frank: Blütenpollen, also der Samen der Pflanzen, gelten als der beste Kraftspender, denn der Pflanzensamen ist tatsächlich die konzentrierteste Form der Nahrung. Allein 27 verschiedene Spurenelemente fanden Wissenschaftler in dieser kleinen Kraftbombe.

Niemand wird die gesundheitsfördernde Wirkung des Honigs heutzutage noch bezweifeln. Worauf beruht denn dieser Wirkfaktor ?

Frank: Das liegt daran, dass die Bienen nicht nur aus den Blüten den zuckerhaltigen Saft entnehmen, sondern gleichzeitig die verschiedensten Blütenpollen mit dem Honig zusammentragen. In diesem Sinne ist der Bienenhonig im Kampf gegen bestimmte Krankheiten in den Rang eines Medikaments aufgestiegen. Honig ist nicht nur Nahrungs-, sondern zugleich Heilmittel.

Teilst Du die Ansicht von Frau Dr. Birgit Lichtenberg-Kraag, der Leiterin der Abteilung für Honiganalyse am Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf bei Berlin, die sagt: „Chemisch gesehen ist Honig eine Säure…In diesem sauren Milieu wachsen keine Bakterien…Zudem enthalten bestimmte Honigsorten eine große Menge des Enzyms Glukose-Oxidasc.In Verbindung mit der Wundflüssigkeit wandle es Glukose in Glukonsäure um und das wiederum wirkt wie ein Desinfektionsmittel“.

Frank: Ich bin Imker und kein Wissenschaftler. Aber mir ist bekannt, dass jede Sorte Honig Bakterien bekämpft. In der Wundbehandlung darf allerdings nur medizinischer Honig eingesetzt werden. Zum Beispiel speziell aufbereiteter Manuka-Honig aus Neuseeland.

Ich benutze von Frank seine in eigener Imkerei hergestellte Blütenpollen vermischt mit Haferflocken. Außerdem Propolis, das die Honigbienen aus dem Harz von Bäumen als Kittharz herstellen mit dem sie ihre Waben abdichten und damit desinfizieren.

Dr. Dieter Langer