Wochenend-Tipp: „Von Hönow bis zur Komturei“

Die „Historische Route der Romanik Brandenburg“ beginnt für uns in Hönow. Wir sind unterwegs zu Zeugen der romanischen Kunst- und Stilepoche um 1200. Östlich der Berliner Stadtgrenze liegt das Angerdorf Hönow mit seiner imposanten spätromanischen Dorfkirche. Die vierteilige Anlage stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Aus gleichmäßig fünfseitig behauenen und in exakten Lagen geschichteten Feldsteinquadern erheben sich Turm, Schiff, Chor und Apsis. Alle Bögen (von Türen, Fenstern, dem Triumphbogen und dem Apsisbogen) sind rundbogig. Eine Baugeschichte „aus einem Guss“. Es sind vor allem die feldsteinernen Kirchen, die die Jahrhunderte überdauert haben und heute einen Besuch wert.

Dorfkirche Hönow

Auf unserer Reise Richtung Osten erreichen wir die Stadtkirche St. Marien in Altlandsberg. Der Ort liegt am alten Handelsweg vom damals wettinischen Köpenick nach Hohenfinow. Der Kirchenbau ist eine um 1250 aus sauber gequaderten Feldsteinen errichtete dreischiffige Basilika mit Westturm und einschiffigem, gerade geschlossenem Chor. Ein Kleinod, die sehr alte Glocke, um 1300 oder noch früher gegossen. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung Altlandsbergs existieren noch Teile der Stadtmauer und Wallanlagen, sowie der Berliner und der Strausberger Torturm.

Kirche St. Marien

Nur wenige Kilometer entfernt, besichtigen wir die Stadtpfarrkirche St. Marien in Strausberg. Die Stadt wurde mit zwei Parallelstraßen, dem Kirchplatz, der Kirche sowie dem Marktplatz in der Mitte nach spätromanischem Muster planmäßig angelegt. Von der Stadtbefestigung haben sich im Süden der Stadt Teile aus der Zeit um 1250 erhalten. Die Strausberger Kirche ist eine Basika ohne Querschiff, mit Westturm und einschiffigem, flach geschlossenem Chor. Trotz der vielen Spitzbögen aus der Entstehungszeit wird das Gebäude der Spätromanik zugeordnet. Das Baumaterial aus sorgfältig gequaderten Feldsteinen weist ebenso darauf hin, wie die schweren Baumassen mit geschlossenen Mauerflächen.

Kirche SRB

Wir verlassen Strausberg in Richtung Nordosten über die Prötzeler Chaussee und erreichen nach wenigen Kilometern Klosterdorf. Sein Ortsname bezieht sich auf das Kloster Zinna, in dessen Besitz sich das Dorf seit 1241 befand. Die Mönche der 90 km entfernten Abtei waren zu dieser Zeit mit reichem Grundbesitz auf dem Barnim ausgestattet worden darunter Klosterdorf. Aus der Gründungszeit hat sich die vierteilige Dorfkirche erhalten, ein Feldsteinbau aus in exakten Lagen gemauerten, sorgfältig behauenen Quadern.

Dorfkirche Klosterdorf

Unsere Romanik-Route führt weiter nach Osten über enge Strassen nach Grunow. Dieser Ortsame ist typisch für die neu gegründeten Siedlungen der mittelalterlichen Ost-Expansion. Er bedeutet „Grüne Aue“ und sollte werbend für den Zuzug weiterer Siedler sorgen. Die Kirche befindet sich außerhalb des heutigen Dorfkerns am Ostrand des Ortes. Das Gotteshaus liegt umgeben von seinem ehemaligen Kirchhof, dessen Feldsteinmauer in Fundamenten erhalten blieb. Die dreiteilige Anlage aus regelmäßigen Feldsteinquadern mit rundbögigen Öffnungen, hat aber einem spitzbogigen Trumphbogen im Innern. Das deutet auf eine Bauzeit in der ersten Hälfte des 13. Jh. hin. Bis letztes Jahr war in dem Holzgestell vor der Kirche noch die Glocke platziert. Sie wurde gestohlen. Für die Dorfgemeinden im Landkreis MOL ist der Evangelische Kirchenkreis Oderland-Spree zuständig. Nur ganz wenige Kirchen haben eine eigene Pfarrei.

http://(www.kirche-oderland-spree.churchdesk.com).

Dorfkirche Grunow

Mit ihrem Turm aus dem 19. Jh. und den mannigfaltigen Veränderungen am Außenbau wirkt die Dorfkirche von Prädikow auf den ersten Blick wenig attraktiv. Erst bei genauerem Hinshttp://(www.kirche-oderland-spree.churchdesk.com).ehen erweist sie sich als einer der interessantesten Kirchenbauten im Raum östlich von Berlin. Die im Mauerwerk vielfach gestörten Außenwände des Schiffes lassen erkennen, dass sich hier drei Arkaden befanden. Das sagt aus: das Gebäude war einstmals eine Basilika. Eine solche aufwändigere Bauform haben wir in Altlandsberg und Strausberg entdecken können. Ein Historiker erklärt dazu: „Prädikow lag verkehrsgünstig an der via vetus, der Handelsstraße von Köpenick in die gerade im Aufbau befindliche Neumark jenseits der Oder. Eigentlich waren es zu dieser Zeit zwei Dörfer mit entsprechend großer landwirtschaftlicher Nutzfläche. So liegt der Schluss nahe, dass man dem Ort zur Bauzeit der Kirche (nach 1250) eine größere Bedeutung zumaß, als er im Laufe der Geschichte tatsächlich erhielt“.

Kirche Prädikow

Zum Endziel unserer Entdeckungen, der Komturei Lietzen, sind es knapp 35 km. Wir wollten dieses Kleinod romanischer Architektur, Kultur und Kunst aber unbedingt erreichen. Zumal dieser Ort eine einzigartige deutsche Geschichte symbolisiert. Uns erwartet dort: das Ordenshaus eines Ritterordens, die Saalkirche St. Sebastian, eine einzigartige Feldsteinscheune, der Küchensee und bis dorthin eine typische brandenburgische Landschaft mit Feldern, Wiesen, Wäldern. Die Komturei Lietzen ist der letzte noch erkennbare Rittersitz des ehemaligen Templerordens, später des Johanniterordens in Brandenburg. 1232 durch den Templerorden errichtet ging das Landgut 1312 in den Besitz des Johanniterordens über.

Anschließend übernahm 1814 die Adelsfamilie von Hardenberg nach Schenkung durch den preußischen König das Areal. Nach den Wirrungen deutscher Historie erhielt Gebhard Graf von Hardenberg im Jahre 1993 das Anwesen, das inzwischen einer seiner Söhne führt. Sein Hauptanliegen ist die Erhaltung der mittelalterlichen Anlagen in der Komturei, die zu den ältesten ihrer Art in Deutschland zählen. Der bewirtschaftete Gesamtbetrieb setzt sich im Wesentlichen aus Land- und Forstwirtschaft sowie Seeflächen zusammen. Romanische Spuren und Originale entdecken wir auf 20 ha an der Umfassungsmauer aus Feldstein, einer beeindruckenden Feldsteinscheune, der Ordenskirche und großen Teilen des Komtureigebäudes. Einzigartig die Ordenskirche, eine Saalkirche mit ursprünglich zugehörigem Dachreiter und polygonaler Apsis weist im Westteil sorgfältig behauenes und lagig geschichtetes Feldsteinmauerwerk auf.

Die Bearbeitung der Quader ist von einzigartiger Akkuratesse. Im Innenraum beeindruckt der buntverzierte Kanzelaltar. Das absolute Highlight: Die fünfstöckige, sehr gut erhaltene Feldsteinscheune für Vorräte aus der Erbauungszeit der Komturei. Eine große Rarität in der Architektur Brandenburgs, ja selbst der ganzen Bundesrepublik. Mit den besten Eindrücken und nachdenklichen Reflexionen über deutsche Historie machen wir uns auf den Heimweg und empfehlen diese interessante Route weiter. http://(www.komturei-lietzen.de

Kanzelaltar
Feldsteinscheune

Ein Beitrag für MEDIENINFO-Berlin :
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