Ratschläge (Mai 18)

Es sind eigentlich immer die gleichen Themen, die mich unendlich stark bewegen. So ist mir völlig unverständlich, wenn in einem solch reichen Land wie unserer Bundesrepublik arme Menschen leben, deren Einkommen ( Lohn, Gehalt oder Rente) für eine gesunde Ernährung nicht ausreicht und sie deshalb auf die sogenannten Tafeln angewiesen sind, wo Lebensmittelspenden verteilt werden.

 

Ende April las ich in einer Tageszeitung ( übrigens keine linke. wie das ND, sondern in dem Springerblatt „Berliner Morgenpost“) folgende Meldung: „Millionen Deutsche müssen wegen ihrer finanziellen Lage beim Essen sparen. Bereits im Jahr 2016 hätten sich 4, 9 Millionen Bundesbürger ab 16 Jahren höchstens jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten können. Das berichtet die Saarbrücker Zeitung unter Berufung auf Daten des Statistischen Bundesamtes.“ Damit wir uns richtig verstehen: Das Statistische Bundesamt ist nicht irgendeine Einrichtung, sondern eine Bundesbehörde – direkt der Merkelregierung nachgeordnet. Also, wenn ich Bundeskanzler wäre, würden bei mir bei Kenntnisnahme einer solchen Meldung alle Alarmglocken läuten. Aber, das scheint dort niemand aufzuschrecken.

 

Fast auf den Tag genau erschien dann eine andere Meldung (eine Agenturmeldung), die in die gleiche Kategorie gehört. Laut WWF-Berechnungen (WWF ist die Abkürzung des Umweltverbandes) werden hierzulande jährlich 2,6 Millionen Hektar Ackerland – rund sieben Prozent der Gesamtanbaufläche – ­bewirtschaftet, nur um die darauf angebauten Produkte anschließend wegzuwerfen. Anders ausgedrückt: Auf ganz Deutschland gerechnet, werden 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel vernichtet. Die WWF beruft sich dabei auf eine Untersuchung des Instituts für nachhaltige Ernährung der Fachhochschule Münster.

 

Damit das Ganze ein wenig hautnäher wird, also unter die Haut geht, betrachten wir die Lage konkret in unserem Land Brandenburg.559.000 Tonnen Lebensmittel landen in der Mark jährlich auf dem Müll. Allein mehr als die Hälfte davon wäre durch vergleichsweise „einfache Maßnahmen“ vermeidbar, erklärte der WWF unter Berufung auf eine Untersuchung des Instituts für nachhaltige Ernährung der Fachhochschule Münster. Hochgerechnet auf Ganzdeutschland werden pro Jahr über 18 (!) Millionen Tonnen Nahrungsmittel einfach weggeworfen. Auf die Landwirtschaft umgerechnet heißt dies: Gut 15 Prozent der Agrarfläche werden zur „Produktion von Abfällen“ benutzt.

 

Das Brandenburger Verbraucherministerium erklärte dazu auf Anfrage, dass gegenwärtig ein externes Beratungsunternehmen das Ausmaß der Verschwendung im Land konkret untersuche. Ziel der Untersuchung sei die Gründung eines „Bündnisses gegen Lebensmittel-

Verschwendung“. Die Ergebnisse der erwähnten Studie sollen Ende Juni verliegen. Unsere Redaktion wird die Dinge im Auge behalten. Denn: Diese Angelegenheit geht uns alle an. Allein 40 (!) der weggeworfenen Nahrung wandern Schätzungen zufolge aus Privathaushalten in die Abfalltonne.

 

Nach Aussagen von Jörg-Andreas Krüger (WWF Deutschland) habe sich Deutschland verpflichtet, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung zu halbieren. Der WWF fordert dringend eine Strategie vom Bund. Essen gedankenlos wegzuwerfen, ist nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch eine Verschwendung von Ressourcen. Selbstkritisches Nachdenken muss allerdings bei jedem Einzelnen von uns beginnen. Nochmals zur Erinnerung: 4,9 Millionen unserer Mitbürger können sich höchstens jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten. Da muss doch eigentlich unser aller Gewissen in Aufruhr geraten !

Ein Beitag von Dr. Dieter Langer