Die Digitalisierung der Medizin

 Derzeit prallen in der Ärzteschaft alte und neue Welten aufeinander. Noch werden Notizen von Medizinern meist handschriftlich gemacht, Mails haben Ärztebriefe noch lange nicht ersetzt und die elektronische Patientenakte fristet ein Nischendasein.

 

Aber obwohl sie beim Einsatz digitaler Anwendungen momentan noch zögerlich sind, sehen 7 von 10 Ärzten die Digitalisierung als große Chance für die Gesundheitsversorgung. Das ergab eine Umfrage, die der Digitalverband Bitkom zusammen mit dem Ärzteverband Hartmannbund durchgeführt hat. Demnach sagen 67 Prozent der Ärzte, dass Arztpraxen und Krankenhäuser ihre Kosten mit Hilfe digitaler Technologien senken können. 62 Prozent meinen, dass digitale Technologien die Prävention verbessern werden und jeder dritte Arzt geht sogar davon aus, dass sie die Lebenserwartung der Menschen verlängern. Allerdings werden selbst einfachste digitale Gesundheitsangebote derzeit nur sehr spärlich eingesetzt. Neun von zehn Klinikärzten geben zwar an, dass ihr Haus den Patienten die Untersuchungsergebnisse auch auf CD zur Verfügung stellt und 39 Prozent der Krankenhausärzte tauschen sich untereinander per Telemedizin aus. Doch die telemedizinische Überwachung von Patienten oder die Online-Terminvereinbarung werden derzeit selbst von Krankenhäusern kaum eingesetzt. Inden Praxen der niedergelassenen Ärzte werden digitale Angebote noch seltener genutzt: Nur

3 Prozent verwenden beispielsweise die Online-Patientenakte. 7 Prozent haben einen Auftritt in sozialen Netzwerken. „Es gibt in der Ärzteschaft eine große Offenheit gegenüber digitalen Technologien, man spürt eine regelrechte Aufbruchstimmung. Die Skepsis der vergangenen Jahre ist einer neuen Offenheit gegenüber digitalen Technologien gewichen. Nun braucht es aber noch mehr Mut und Entschlossenheit, digitale Angebote auch im Praxisalltag zu nutzen“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Derzeit liegt Deutschland in Sachen digitale Gesundheit immer noch im grauen Mittelfeld. Die Patientenversorgung wird künftig nur mit digitaler Unterstützung funktionieren“.

 

So zweifelt jeder zweite Arzt daran, dass die digitalen Anwendungen schon praxisreif sind. 43 Prozent beklagen fehlenden Mittel für die Umsetzung. Besonders groß sind die Bedenken bei IT-Sicherheit und Datenschutz. „Die Digitalisierung und der damit einhergehende Fortschritt lassen sich nicht aufhalten. Im Gegenteil: Unsere Chance ist es nun, die Digitalisierung aktiv zu gestalten und die Chancen für unseren Beruf und die Patienten beherzt und entschlossen zu ergreifen“, erklärte Dr. Klaus Reinhardt, Bundesvorsitzender des Hartmannbundes. Dazu müssten vorhandene Hemmnisse weiter abgebaut werden

 

Auch im Bereich Mobile Health könnte sich das Verhältnis von Arzt und Patient grundlegend wandeln. Das Smartphone wird bereits als Stethoskop des

  1. Jahrhunderts angesehen. Es liegt nicht mehr in der Hand des Arztes, sondern beim Patienten, der in seinem Alltag sehen kann, ob sich etwa sein Zustand verbessert, die Therapie anschlägt oder er den Arzt aufsuchen muss. Die Mehrheit der Mediziner steht Gesundheits-Apps positiv gegenüber. Weiter sagte Dr. Reinhardt: „Digitale Anwendungen werden den Arzt nicht ersetzen, aber sinnvoll unterstützen. Die Gesundheitsversorgung wird sich dadurch insgesamt verbessern und flächendeckend gewährleistet bleiben“.

 

Dr. Rohleder erklärte: „Das Gesundheitswesen wird künftig viel mehr von Daten geprägt sein als heute. Die Digitalisierung ist der zweite große Entwicklungsschritt der Medizin nach der Einführung der Antibiotika vor rund hundert Jahren. Roboter werden so gut operieren wie ausgezeichnete Chirurgen, 24 Stunden am Tag., sieben Tage in der Woche. Und dank einer verbesserten Prävention und individuellen Therapien werden die Menschen länger gesund bleiben“.

 

Auch andere digitale Angebote wie die elektronische Patientenakte werden von der Ärzteschaft positiv aufgenommen. So sagen 65 Prozent, dass dank der Akte eine einfachere Zusammenarbeit zwischen Ärzten möglich werde. 54 Prozent meinen, dass es so zu weniger Doppeluntersuchungen komme. Als größte Hürde beim Roll-out der E-Akte wird die Gefahr des Datenmissbrauchs angesehen.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.