Die Nase, der Meerrettich und der Knoblauch

Der duftarme Meerrettich ist zur Heilpflanze des Jahres 2021 auserkoren worden. Auch wenn dieses Gemüse das Wort „Meer“ im Namen hat, wächst die Pflanze nicht im Meer und wurde auch nicht erst über Ozeane nach Europa gebracht. Seinen Namen hat der Meerrettich (Armoracia rusticana) aus dem Althochdeutschen im Sinne von größerer (mehr) Rettich. Als Heilpflanze hat die scharfe Wurzel ein bisher viel zu wenig ausgeschöpftes Potenzial. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die Inhaltsstoffe nicht nur entzündungshemmend und antiviral, sondern auch stark antibakteriell wirken. Dies sei im Hinblick auf die zunehmenden Antibiotikaresistenzen geradezu richtungsweisend. Folglich ist auch Meerrettich ein Stimmungsaufheller.

Meerrettich ist eine Staudenpflanze, die zu den Kreuzblütern gehört und bis zu 1,20 Meter hoch werden kann. Die Wurzel wird bis 60 Zentimeter lang und vier bis sechs Zentimeter dick. Das frostfeste Gemüse wird von Ende September bis April des folgenden Jahres frisch angeboten. Er wird vor allem zum Kochen in Soßen für Fisch-und Fleischgerichte verwendet.

Wichtig könne Meerrettich besonders im medizinischen Bereich sein, weil er bei einfachen und unkomplizierten Infektionen, wie Blasenentzündungen oder Atemwegsinfektionen schnell wirkt und gut verträglich ist. Als pflanzliches  Arzneimittel wirkt es kombiniert durch die darin enthaltenden Senföle und  die Kapuzinerkresse. Bereits in der Antike war der Meerrettich bekannt und wurde vor allem in der Kloster- und Volksheilkunde verwendet. Der Frankfurter Naturf0rscher und Arzt Adam Lonitzer  (1528 – 1586) war überzeugt, dass der Verzehr von Meerrettich gegen das Gift eines Tierbisses wirksam ist.

Kren – wie der Meerrettich in Süddeutschland und Österreich auch genannt wird –  ist reich  an Vitaminen und Mineralien, stärkt das Immunsystem und regt den Stoffwechsel an. Der scharf-würzige Geschmack kommt von den enthaltenen Senfölen. Angebaut wird die Pflanze hierzulande vor allem in Franken und im Badischen. Aber auch im Land Brandenburg haben sich inzwischen zahlreiche Spreewaldbauern auf Meerrettich spezialisiert. Überall  wird übrigens die Pflanze auch in streichfähiger Form z. B . als Sahne-Meerrettich mild angeboten. Kurzum: Preiswert, vielseitig verwendbar und der Gesundheit dienend. Schmeckt nach mehr und kommt nicht aus dem Meer, obwohl der Name es vermuten lässt.

Kürzlich las ich, dass der Wald an manchen Stellen „ziemlich würzig“ rieche. Nun gut, Wald riecht eben nach Wald. „Nein“ wurde in dem Beitrag geschrieben, an manchen Stellen rieche der Wald eben  nach Knoblauch, obwohl es sich um Bärlauch handele. Viele Leute suchen im Wald nicht nur nach Pilzen, sondern haben den „falschen Knoblauch“ im Visier. Bärlauch lasse sich gut ins Rührei vermischen oder als eine Soße für Nudeln verarbeiten. Prima: Der Wald als Ernähungswissenschaftler. Wieder was dazu gelernt.

Übrigens: Haben Sie schon mal was von schwarzem Knoblauch gehört ? Er sorgt dafür, dass die Gefäße elastisch bleiben. Das fördert die Durchblutung im ganzen Körper und verhindert die allseits gefürchteten Ablagerungen an den Gefäßwänden. Knoblauch generell enthält eine Reihe gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe. Durch die Fermentation zu schwarzem Knoblauch werden diese Stoffe in kaum fassbarer Weise potenziert. Insbesondere ein Molekül fiel den Wissenschaftlern der Uni Freiburg auf: S-Allylcystein (SAC), das eine Vielzahl an Phenolen und weiteren sekundären Pflanzenstoffen enthält und dadurch stark antientzündlich wirkt. Diese Aktivstoffe fluten durch die Blutbahnen und dringen bis in die kleinsten Zellen vor. Kurzum: In mehreren klinischen Studien wurden mindestens 23 pharmakologisch positive Wirkungen in den Inhaltsstoffen eindeutig nachgewiesen. In den USA sagt man, schwarzer Knoblauch mache von innen jung. Die antioxidative Wirkung beim schwarzem Knoblauch sei 15-fach stärker als bei weißem Knoblauch. Vielleicht sollten Sie Ihren Hausarzt oder Apotheker dazu konsultieren. In diesem Sinne. 

                                                                             Dr. Dieter Langer