Digitalisierung in der Logistik

Unter dem Motto „Digitales trifft Reales“ fand vom 17. bis zum

  1. Oktober 2018 der 35. Deutsche Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. in Berlin statt.

 

„Kapazitätsengpässe bei Transportangeboten und Infrastruktur sowie Fachkräftemangel mit Ansage – das sind nur zwei Beispiele für sehr reale Problemstellungen, mit denen unser Wirtschaftsbereich derzeit konfrontiert ist“, so der Vorstandsvorsitzende der BVL Robert Blackburn. Die Digitalisierung schaffe beeindruckende Werkzeuge, zum Beispiel beim Einsatz intelligenter autonomer Systeme. Neue digitale Tools, so Blackburn, könnten einen entscheidenden Beitrag zur Lösung drängender Fragestellungen leisten.

 

Er sprach zum Auftakt des Kongresses, ebenso wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Professor Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lufthansa Carsten Spohr, Dr. Robert Bauer, Vorstandsvorsitzender der Sick AG und der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Bernhard Mattes.

Die großen Trends, mit denen es die Logistik zu tun hat, verändern sich. In den letzten Jahren ging es um Komplexität, Kosten und Kooperation. Jetzt treten Kundenorientierung, Nachhaltigkeit, neue Technologien, disruptive Geschäftsmodelle und neue Anforderungen an Personalführung und Personalentwicklung in den Mittelpunkt der Diskussionen. „Dabei haben wir im Blick: Mensch und Maschine werden nach und nach zu Partnern in einer Social Networked Industry“, so Blackburn.

 

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für diesen Wandel sind gut und die September-Umfrage zum Logistik-Indikator der BVL spiegelt am Übergang zum vierten Quartal eine verhalten optimistische Stimmung wider. In Industrie und Handel wird die aktuelle Geschäftslage aber signifikant besser eingeschätzt als die Erwartungen für die nächsten Monate. Bei den Logistik-Dienstleistern dagegen sind die Erwartungen steigend. Das ist nach Blackburns Einschätzung kein Jubelszenario, aber Ausdruck solider Zuversicht.

„Allen Unkenrufen zum Trotz – und trotz der kleinen konjunkturellen Delle im Sommer: Der Wirtschaftsbereich Logistik bleibt auf seinem erfolgreichen Kurs“, sagte er.

 

Am Jahresende 2018 kann der Wirtschaftsbereich Logistik voraussichtlich zum achten Mal hintereinander ein stabiles Wachstum vermelden. Die Hochrechnung der Logistikweisen für den Umsatz lautet: 274 Milliarden Euro (nach 267 Milliarden Euro 2017), für die Beschäftigtenzahl: 3,2 Millionen Menschen (nach 3,15 Millionen 2017).

„Dieses positive Szenario ist nicht selbstverständlich“, so Blackburn. Er verwies auf schwierige Rahmenbedingungen wie den weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Kontext, die Irritationen in der EU, ungelöste Probleme in der urbanen Logistik und den Personalmangel.

 

An die Politik gerichtet forderte Blackburn „Sacharbeit, Sacharbeit, Sacharbeit!“ Nach den zwölf mühsamen Monaten seit der Bundestagswahl seien die Herausforderungen immer noch dieselben: Der Investitionsstau bei Straße und Schiene müsse aufgelöst werden, die Intermodalität der Verkehrsträger sei zu stärken, flächendeckend seien leistungsfähige IT-Netze zu schaffen. „Wir brauchen Deregulierung, Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, Planungssicherheit durch Stabilität politischer Prozesse und Support für wirtschaftliche Vorhaben“, so Blackburn.

Jenseits primär logistikrelevanter Anliegen forderte der Vorstandsvorsitzende der BVL den Ausstieg aus dem Soli noch in dieser Legislaturperiode und eine insgesamt der wirtschaftlichen Lage angemessene Steuerpolitik.

 

Professor Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender der Geschäftsführung BVL, erklärte: Die Komplexität in der Logistik steigt. Der Fachkräftemangel ist ein vorrangiges Thema“ .Der Wirtschaftsbereich Logistik eignet sich aufgrund seiner starken Prozessorientierung ausgezeichnet für Digitalisierung und Automatisierung. Zukünftig werden sich menschliche und maschinelle Arbeit mehr und mehr ergänzen. Viele Aufgaben kommen damit auch auf die Personalverantwortlichen im Wirtschaftsbereich Logistik zu: IT-bezogene Kompetenzen wie Informatik, Data-Engineering, Modellierungs- und Analysefähigkeiten („Erkennen“), Branchen- und Geschäftsprozesswissen („Anwenden“) sowie Storytelling-Kompetenzen („Überzeugen“) sind neue Fertigkeiten, die für die Gestaltung von Logistikprozessen und für agile Supply Chains benötigt werden.

Bis vor zwei Jahrzehnten noch als Science Fiction angesehen, stellt die Robotik heute einen Eckpfeiler der Digitalisierung dar. Sowohl in der Produktion als auch in der Erbringung von Dienstleistungen sind autonome Systeme dank erheblicher technologischer Fortschritte stellenweise bereits im Einsatz.

 

Laufende Prozesse zu digitalisieren und digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, führt zu einer Vielzahl an digitalen Projekten. Nicht immer verläuft das erfolgreich, nicht immer ist das Ziel sofort klar ersichtlich.

 

Professor Wimmer berichtete weiter: „Der diesjährige Preisträger des Deutschen Logistik-Preises ist KOMSA, die Kommunikation Sachsen AG, die für 30 Millionen Euro an seinem Hauptsitz im sächsischen Hartmannsdorf ein dreigeschossiges „Haus der Dienstleistungen“ und ein neues Logistikzentrum inklusive Hochregallager sowie einem Automatiklager gebaut hat. Durch das neu erbaute Logistikzentrum werden nun alle Lagerungs- und Versandprozesse gebündelt, die zuvor auf fünf verschiedene Orte verteilt waren. Das „Haus der Dienstleistungen“ bietet Raum für bis zu 800 Arbeitsplätze in unmittelbarer Logistiknähe“

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.