Filmland Thüringen und die DEFA

Dieser Ausflug in die DDR-Historie war den Thüringer Veranstaltern in der Landesvertretung in Berlin gelungen. Eine Ausstellung mit 20 Tafeln zum Thema: „Drehort Thüringen – DEFA-Produktionen 1946 – 1992“. Da ging es um solche bekannten Streifen wie „Die Mörder sind unter uns“, „Denk bloß nicht, ich heule“, „Alfons Zitterbacke“, Lotte in Weimar“, „Nackt unter Wölfen“, „Thomas Müntzer“ und andere. Zwischen 1946 und 1992 entstanden bei der DEFA etwa 700 Spiel-, 450 Kurz-, 950 Animations- und 2000 Dokumentarfilme – und rund 900 davon weisen einen Bezug zu Thüringen auf.

In der Ausstellung werden exemplarisch anhand prominenter Kinoproduktionen und Filmschaffenden die Themenbereiche „Literarische Traditionen“, „revolutionäre Arbeiterbewegung“, „Aufbau und Festigung der sozialistischen Gesellschaft“, „geschichtliche Grundlagen der DDR“ und „Antifaschistisches Erbe“ vorgestellt. Deutlich wird bei diesen Analysen, dass in Thüringen die Topographien für einen konstitutiven Bestandteil der nationalen Filmgeschichte und die Selbstbeschreibung der DDR vorliegen. Darüber hinaus finden sich zahlreiche regional-identifikatorische Momente, deren Wirkung bis in die Gegenwart reicht. Auch mit dem Thema Filmverbot haben sich die Ausstellungsmacher auseinandergesetzt, wenn es zum Beispiel um den Streifen „Denk bloß nicht, ich heule“ geht.

Der Film erzählt die Geschichte eines rebellischen Abiturienten, der sich gegen die Gleichschaltung in der DDR auflehnt und von der Schule fliegt. Zugleich ist die Produktion ein Liebesfilm, die auch das schwierige Verhältnis der Elterngeneration zu ihrer Kriegsvergangenheit bloßstellt. Doch offenbar entsprach die Umsetzung des Themas – Buchenwald wurde natürlich gefilmt – nicht der ideologischen Vorgabe. 1965 wurde der Film verboten und konnte erst nach dem Mauerfall zur Berlinale aufgeführt werden.

Teil des filmhistorischen Abends war die Voraufführung des MDR-Films „Filmland Thüringen – Von der DEFA bis zum Kinderfilm“. Regisseur Bernd Sahling geht an die Drehorte in Thüringen und erzählt die Geschichten hinter den Kulissen. Dutzende Leinwandklassiker sind in Thüringen gedreht worden. Damals wurde Pößneck sogar das Hollywood des Ostens genannt, weil dort so viele Filme entstanden sind.

Bei jungen Leuten sind heute die DEFA-Kinderfilme nach wie vor beliebt, Filme wie „Moritz in der Litfaßsäule“. Der 1983 in Pößneck gedrehte Kinderfilm erzählt von den Problemen des kleinen Moritz, die heute aktueller sind denn je. Nach 1990 hat sich Thüringen zum führenden Kinderfilmland entwickelt. Das Festival „Goldener Spatz“ und der Kika von ARD und ZDF sind hier zu Hause. Der Thüringen Filmfilm ab 20. Februar 2020 in der ARD-Mediathek. Der Bevollmächtigte des Freistaats Thüringen beim Bund, Staatssekretär Malte Krückels, kündigte am Schluss an, dass künftig wieder mehr Filmvorführungen stattfinden sollen. gk

Text :und Fotos: © Günter Meissner