Lichtenberger Lange Nacht der Bilder

Bereits zum 12. Mal hat das Kulturamt Lichtenberg von Berlin diese Kunstnacht mit 240 Künstlerinnen und 10 Touren organisiert. Die Eröffnung wurde im Kupfersaal der Studios ID zelebriert. Die Intelligence Department Studios befinden sich im ehemaligen Sperrbezirk der Staatssicherheit in Hohenschönhausen. Das Gebäude diente seinerzeit der Entwicklung von jeglichem Spionagegerät. Heute arbeiten hier internationale Künstler, Designer, Fotografen, Architekten und Bildhauer in knapp 300 Ateliers.  Der Bezirk Lichtenberg hat als Ort der kulturellen Vielfalt in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.

Die Kulturlandschaft verändert sich hier ständig. Das hat sich auch in der aktuellen Langen Nacht der Bilder widergespiegelt. Alle Besucher und Kunstfreunde konnten sich an einem spannenden Programm an mehr als 40 Orten erfreuen. Künstlerinnen und Künstler zeigten Werke der bildenden Kunst, Fotografie und Design, aber auch Performances und Installationen. Neu in diesem Jahr waren die angebotenen Touren durch die großen Atelierhäuser des Bezirks (http://www.langenachtderbilder.de ).   

Die Ateliers in ehemaligen Stasigebäuden waren für einen Neu-Besucher der Studios ID ziemlich gewöhnungsbedürftig. Hier „glänzt“ nach 30 Jahren unverändert der alte DDR-Charme. Das gesamte Ambiente unverändert – selbst die Kirow-Aufzüge versehen unverdrossen ihren Dienst. Ich war in der 6. Etage angekommen und hatte erst einmal fernab der Kunst eine Luftbildschau auf den Folterknast gegenüber in der Gensinger Str. Im Atelier Nr. 606 von Stefanie Kabitzke gab es dann aber eine gute Wohlfühlatmosphäre. (http://www.stefaniekabitzke.de/)

Die Malerin aus Potsdam residiert hier bereits seit 10 Jahren und kommt voran, wie man sich eben so als freischaffende Künstlerin mühen muss… Nach dem Malerei-Studium an der Universität der Künste (Prof. Koberling) war sie später Meisterschülerin bei Prof. Fries. Heute ist der zentrale Ansatz ihrer Bildgestaltung das Spannungsfeld zwischen organisch Gewachsenem und synthetisch Konstruiertem. Das symbolisiert auch ihr Werk „Der Lauf der Dinge“

Malerin Stefanie Kabitzke

Ihr Atelier atmet Freude und Optimismus. Gerne wäre ich länger geblieben. Um mal einen Wechsel des Blickwinkels und des künstlerischen Schaffens zu erleben, habe ich bei der Fotografin Jessica Grossmann im Atelier 430 vorbeigeschaut. Sie arbeitet dort zusammen mit ihrem Mann, einem Maler. Die junge Fotokünstlerin hat sich der Mode- und Werbefotografie verschrieben – vorrangig im eigenen Studio – entdeckt aber auch Landschaften, Städte und Nachbarschaften. Ihre außergewöhnlichen Fotos sind in den verschiedensten Magazinen und Ausstellungen zu entdecken. Auf Nachfrage wird mir verraten, dass allein ihr Foto-Equipment einen Wert von annähernd 20.000 Euro hat (www.jessicagrossmann.de).

 Nummer 3 meines Atelierstreifzuges schließlich war Tijana Titin aus Serbien (Raum 404). Ihre farbstrahlenden Großbilder haben etwas apokalyptisches, alles voller Bewegung und im Fluss, das den Besucher lange fordert. Ein hoher Anspruch der Künstlerin an Geist und Gefühl des Betrachters. So urteilt sie selbst: „Meine Arbeit konzentriert sich auf Menschen, ihre Position in der heutigen Welt und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen.“ Die ausdrucksstarke Malerin lebt seit 10 Jahren in Berlin und hat bereits zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen absolviert (www.tijanatitin.com).

Tijana Titin, Malerin

 Zum „Finale“ meiner Langen Bildernacht erreiche ich das Atelier von Christian Awe in der Siegfriedstr. Der Berliner Maler und Streetart-Künstler ist angekommen im professionellen Kunstbetrieb. Er sprühte nach dem Fall der Berliner Mauer ab seinem 11. Lebensjahr Graffiti in Berlin. Heutzutage erzeugt er durch Acrylfabe eindrucksvolle dynamische Gemälde. Die Farben sind eindringlich und erzeugen ein offensives Momentum. Seine aktuellen Werke faszinieren durch ihr Spiel aus Licht und Schatten. Dem Künstler geht es immer um Emotion und Energie. Die neueste Kreation im Außenraum ist bei Porsche in Hamburg entstanden (www.christianawe.com). Wegen des regen Interesses wird es auch 2020 wieder eine Lange Bildernacht geben. gk

Gestaltung Porsche HH

Fotos: 2x gk, 1x jg und 1x AWE