Neu entdeckt: Brandenburger Milch- & Käsestraße

Foto1a: Karte Käsestraße

Teilstrecke 1: Von Berlin bis Uckerland         

  Für zwei Tage aufs Land haben wir uns bei 7 Höfen im Barnim und der Uckermark angemeldet. Nördlich von Berlin, gleich hinter Bernau, liegt das Dorf Rüdnitz, in dem Franziska Linnemann mit Partner Andreas Worm ihre Hofkäserei „Die Waldziegen“ betreibt. Wir treffen die Züchterin und ihre Herde auf einer sattgrünen Wiese. Eine Augenweide zugleich. Die 20 Ziegen geben jeden Tag bis zu 15 Liter Milch aus der Frischkäse, Feta und Joghurt produziert werden. Für die handwerklich hergestellten köstlichen Hofkäse-Delikatessen aus bester Ziegenmilch gibt es feste Abnehmer aber auch Angebote im Bio-Hofladen. Franziska erläutert uns die Lage: „Trotz Corona haben wir keine allzu großen Verluste gehabt. Die Waldziegen als robuste Rasse stammen eigentlich aus Thüringen. Gegenwärtig planen wir, unsere Käserei zu vergrößern. Der Umbau hat bereits begonnen“ (Kontakt: diewaldziegen@posteo.de). 

Foto 1: Züchterin Franziska in Rüdnitz        

 Zweites Ziel auf unserer Käseroute ist das 1991 entstandene Ökodorf Brodowin, inzwischen überregional bekannt (www.oekodorf.de). Heute ein Erfolgsmodell inmitten des Bio-Booms. Erste Anlaufstelle für uns ist der prall gefüllte Hofladen, direkt neben dermodernen Schaumolkerei. Von hier aus können die vielen Gäste den Demeter-Betrieb und das Dorf Brodowin entdecken. Uns begrüßt Katja von Maltzan, die Frau des Geschäftsführers Ludolf von Maltzan. Sie gibt einen Kurzüberblick: „Insgesamt arbeiten im Landwirtschaftsbetrieb Ökodorf Brodowin über 170 fest angestellte Mitarbeiter. 200 Milchkühe, 300 Milchziegen und mehr als 2000 Hühner wollen versorgt und behütet sein. Direkt neben den Weideflächen liegt die hofeigene Meierei, in der täglich die frisch gemolkene Demeter-Milch eigener Tiere und von Partner-Höfen verarbeitet wird. Durch eine große Glasfassade können sie dabei zuschauen und miterleben, wie z.B. Quark und Käse hergestellt werden. Unser Hofladen platzt inzwischen aus allen Nähten. Wir werden im Herbst mit einer Erweiterung beginnen und auch Plätze schaffen für Bio-Gastronomie“. Die Brodowiner Landwirte nutzen zudem mit ihrer Idee eines Lebensmittel-Lieferservices den Nerv der Zeit für Kunden in Berlin und Brandenburg. Online bestellbar ist eine Auswahl von 2.500 Artikeln, darunter fertige Kisten mit Obst und Gemüse, wie Regionalkiste, Schonkostkiste oder Singlekiste. Der Renner von allen: die Brodowiner Schatzkiste unter www.shop.brodowin.de.

Foto 2: Meierei Brodowin  Foto 3: Kuhweide              

Viele Nummern kleiner gestaltet sich das Landleben auf dem Demeter-Hof Schwalbennest von Martina und Ullrich Bressel in Pehlitz am Parsteinsee. Als unmittelbare Nachbarn von Brodowin bauen sie Obst und Gemüse an, halten fünf Kühe, 60 Milchschafe, 66 Lämmer und 50 Küken. Der Hof hat zur Zeit 23 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon sind etwa 10 ha Ackerland, der Rest Wiesen und Weiden. Allein ist es aber nicht zu schaffen, den Hof zu bewirtschaften. Hilfe kommt von Auszubildenden, Jugendlichen, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren und interessierten Schülern. „Wir bräuchten mehr Fläche“, meint die Landwirtin. Im Hofladen ein Sortiment frischer Käsesorten, Quark und Joghurt. Dazu Apfelsaft und Fruchtmus aus den Früchten ihrer Hochstamm-Obstwiese. Für die begehrten Weihnachtsbraten werden ab Juni 100 Enten und 100 Gänse gehalten mit eigenem Wasserauslauf im Hofteich (stop. brodowin.de).     

Foto 4: Zuchtgänse vom Vorjahr     

Das nächste Etappenziel der Biohöfe liegt ganz im Norden von Brandenburg, in Uckerland: Die Bauernkäserei Wolters in Bandelow. Einen solch beeindruckenden Hofladen mit Massen von Sorten an Käsedelikatessen, Joghurt, Biofleisch und Wurst und Zutaten hatten wir noch nicht erlebt. Allein Duft und Farben vom Verkaufstresen bringen Vorfreude auf den Speisegenuss. Dahinter wirkt die Familie von Pieter Wolters, denen ihr Hof in Holland zu klein geworden war. Nach vergeblicher Suche von Land in Dänemark, Frankreich und Texas wurde man in Brandenburg fündig. Anfang der 1990er Jahre bot sich die Gelegenheit, in der Uckermark einen größeren Betrieb zu bewirtschaften. „Wir halten unsere 500 Kühe und 500 Jungtiere und Kälber in Offenställen“, so der Züchter. „Unser Ziel ist es, auf dem Hof soviel wie möglich selbst zu erzeugen. So behalten wir  alles in einer Hand, vom Grashalm über die Kuh bis zur Käse- und Molkereiproduktion“. Aus der gehaltvollen Milch der „Schwarzbunten“ macht die Hofkäserei Gouda, hier „Uckerkaas“ genannt. Während der Pandemieperiode war der regionale Markt weggebrochen, da die Wolters auch viele Gaststätten beliefern. Heute gibt es wieder neue Zukunftspläne. Die Stallungen sollen erneuert und verbessert werden. Alles für ein angenehmes Umfeld für die Rinder. Ein weiteres Plus in Bandelow gibt es aber schon länger: Die Fahrradroute Berlin-Usedom tangiert direkt die hofeigene Ucker-Eisdiele (www.uckerkaas.de).

Foto 5: Züchter Wolters und seine Rinder  F6: Hofladen Uckerkaas 

Es folgt Teilstrecke 2: Stolzenhagen –  Alt-Tucheband –  Buchholz…      

Text + Fotos: ©gk / e.H